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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Sprachmode

Irgendwann verliert man die Lust auf die Lektüre von Schillos Ausführungen. Beim besten Willen ist nicht auszumachen, was genau uns eigentlich der Autor mitteilen will.

Das einleitende Klingbeil-Zitat ist ein hervorragendes Beispiel für eine uneigentliche Begriffsverwendung. Wer von einem 'Narrativ' spricht, zeigt damit eine kritische Distanz zu dem so Bezeichneten an, Klingbeil dagegen wendet den Begriff ins Positive. Natürlich kann es sein, dass sich diese Verwendung durchsetzt. Seit Wittgenstein weiss man ja - ausserhalb von Fachsprachen definiert die Verwendung die Begriffsbedeutung, nicht umgekehrt. Das wäre allerdings der Anfang seines Endes, denn das negativ Einfärbende ist ja gerade sein Distinktivum, konstituiert seine ursprüngliche Attraktivität.

Die vielen weiteren angeführten Verwendungen deuten schon auf einen Hype hin. Das Narrativ ist zur Verbalfeder verkommen, mit der man sich schmückt. 'Seht her, wie wohl ich mich ausdrücke.' Mit anderen Worten - das ist schon der absteigende Ast. Es lohnt schon nicht mehr, sich damit ausführlich auseinanderzusetzen.

Bald wird ein anderer, einem vielgelesenen soziologischen, politologischen oder gar philosophischen Werk entliehener Begriff seine öffentliche Karriere antreten, um buchstäblich konsumiert, seines Inhaltes entledigt zu werden.

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