Die Entscheidungsfreiheit des einzelnen Konsumenten liegt weniger darin, zwischen "guten" und "bösen" (bzw. "bösen" und weniger "bösen") Produkten zu wählen. Sondern darin, sich stets zu fragen, ob man ein bestimmtes Produkt überhaupt braucht. Und zwar ernsthaft.
Macht bekommt er dadurch aber keine, denn "den" Konsumenten gibt es nicht, und im Großen und Ganzen geht das Spiel mit der Konsumverführung auf; wir leben in einer Shopping-Kultur. Aber immerhin kann man mit einer kritischen Distanz zu ihr was für die persönliche Hygiene tun.
Was andererseits aber auch ein Luxus ist, der - leistete ihn sich jeder - zu einem Zustand führen würde, auf den niemand scharf ist, auch der sparsam Konsumierende nicht. Denn der Kapitalismus ist ein dynamisches System, das nicht nur permanent Wachstum erzeugt, sondern es auch benötigt, um stabil zu sein. Konsumverweigerung auf breiter Front würde also zu einer saftigen Krise führen, die der Staat mit "Abwrackprämien" bekämpfen würde, also mit Maßnahmen, um den Konsum wieder anzukurbeln. Bliebe dies ohne Wirkung, vielleicht weil allzu wenige abwracken wollen, bräche die Wirtschaft schließlich zusammen. Ein Horrorszenario.
Bevor der Kapitalismus nicht abgeräumt wird, gibt es keinen Umweltschutz. Er müsste ersetzt werden durch ein System, das auch Stagnation und Schrumpfung verträgt, ohne gleich zu kollabieren. Stichwort Postwachstumsökonomie.