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  • Zwerg Nase

217 Beiträge seit 16.05.2001

Das ergooglete Weltbild oder Simulacron 2002 oder I google therefore I am...

Nichts gegen die wirklich unterhaltsame zusammengegoogelte
Netzwerkrecherche zum Military-Industrial-Complex von M. Bröckers -
die darauf folgenden Panikattacken stimulieren die eingerostete
Hypophyse mindestens so gut wie ab und an wiederholtes Ansehen von
"Alien". 

In den Foren wird "ab jetzt jeder Google mit Google vergolten". Wir
sollten eventuell beachten, daß hier die Simulation mit Hilfe einer
weiteren Simulation erklärt wird, worauf wir wiederum mit weiteren
Simulationen antworten. Die Bedeutung von Journalismus, Recherche,
freie Presse, freie Meinungsäusserung in Foren - was ist sie wert in
der virtuellen Google-Welt und wie hat sie sich verändert? Der
google'sche Echtzeit-Zugriff auf den gigantischen Datenpool simuliert
uns das Gefühl, mehr und alles wissen zu können, zu allem eine
Meinung bilden zu können - die nicht mehr wert ist als die virtuellen
Erinnerungsimplantate der Replikanten im Blade Runner.

Die Geschwindigkeit, mit der jetzt die Meme um die Welt verbreitet
werden können, macht es vor allem dem "Gegner" leicht, noch mehr
Verwirrung zu stiften und noch leichter zu manipulieren. Die
News-Provider fusionieren, werden immer weniger und grösser, was ist
sie wert, die News von diesem Big-News-Brother? 
Nicht leichter für den Bruder, als die Macht des Wortes um die Welt
zu schicken in Lichtgeschwindigkeit, damit sie Fleisch werde und
Realität schaffe nach dem Willen des Bruders.

Die Information ist nicht mehr aufbereitet von weisen Onkels im
Scholl-Latour-Format, sondern von den effizientesten Googlern, die
das Objekt/Subjekt ihrer Recherche nie zu Gesicht bekommen haben und
werden - der Kontext, in den wir die Information setzen, basiert
jedoch nicht auf Lebenserfahrung sondern auf Googleerfahrung - I
google therefore I know. Wir sollten nicht vergessen, daß wir es
eventuell nur mit Desinformation zu tun haben in der Google-Welt, die
vor allem eins bezweckt: uns zu lähmen und vor dem Schirm zu halten.
Wenn nicht heute, dann eben morgen. 
Das Internet ersetzt den TV, der Effekt ist der gleiche, wir bleiben
sitzen. Es geht doch darum: sitzenzubleiben und trotzdem fühle ich
die virtuelle ganze Welt in meiner Hand...

Um mit Platon zu sprechen: wir sitzen in unserer Höhle und sehen
nicht mehr die Schatten der Welt, wir sehen nur noch die Schatten der
Schatten, den Spiegel im Spiegel in einer endlosen Feedbackschleife -
ohne jede Bedeutung.

Für den Erfolg von Google, und seinen vom World Economic Forum als
„internationale Führungspersönlichkeit der Zukunft“ und als "junger
Innovator, der die Zukunft erschaffen wird" gekührten Erfindern gibt
es nur zwei Lösungen: Flugzeugabsturz oder Übernahme durch die MACHT,
Backdoors zum CIA or whathaveyou... Lange wird es nicht mehr dauern,
bis SIE die Macht von Google entdeckt haben und dann wird sich
herausstellen, wie "objektiv" der mathematische Algorithmus noch sein
darf.

Aber vielleicht kann sich Herr Bröckers von seinen Tantiemen aus dem
"Conspiracy"-Buch mal einen Flug ins Herz der Finsternis leisten, um
die Google-Welt durch eigene Recherchen in der nächsthöheren
Simulationsebene zu bereichern.

"I am in a world of shit"

Zwerg Nase

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