Wie wir uns zu dem im letzten Jahr aus Anlaß der Zerstörung des WTC
begonnenen 4. Weltkrieg (der 3. Weltkrieg war der weltweite Kalte
Krieg gegen den Kommunismus, der mit der Zerschlagung der Sowjetunion
endete, der 4. Weltkrieg ist der neoliberale Weltordnungskrieg mit
zur Zeit rund 150 Kriegsherden) und der gefährlichen neuen Weltlage
verhalten, zu der auch der Bürgerkrieg in Israel gehört, hängt davon
ab, wie wir die Situation einschätzen.
Ich möchte unbedingt davor warnen, sich mit einer jener
Einschätzungen zufrieden zu geben, die auf die Wiederherstellung
überwundener Ideen hinauslaufen, z.B. die ökonomistischen
Enthüllungen, dass alles nur um Erdöl und Bodenschätze ginge, woraus
logischerweise ein antikapitalistischer Welterrettungsplan folgt -
Staatssozialismus oder so was. Das entspringt derselben
protestantisch-materialistischen Sichtweise.
Ähnlich ist es mit den machtpolitischen Deutungen, wonach alles ein
Kalkül militärischer und Herrschaftsinteressen um Einflusszonen und
Blöcke sei, und um der lieben Stabilität willen sollte es dann am
besten wieder so werden wie früher. Bekannt geworden ist auch die auf
protestantischen Fundamentalismus zurückgehende Auffassung des
"Kulturkampfes" nach Samuel Huntington. Und dann die ganzen
philosophischen Spekulationen, die vermutlich ins Aus der
Tatenlosigkeit führen, z.B.
- Baudrillard mit Nietzsches Jenseits von Gut und Böse,
- oder André Glucksmann gräbt den Nihilismus aus und findet George W.
Bush wegen seiner "Achse des Bösen" zu Unrecht kritisiert; Glucksmann
scheint mit seinem "Dostojewski à Manhattan" im 19. Jahrhundert zu
leben,
- die strukturalistische Schule mit der Unterordnung der
Einzelerscheinungen unter universale Strukturen,
- der Konstruktivismus mit dem Vorrang der Theorie vor dem was
wirklich läuft,
- und dann Deutschlands Staatsphilosoph Jürgen Habermas mit seiner
Vernunftreligion, wie ich mir mal erlauben möchte seine Kritische
Theorie ein wenig einzuschrumpfen. Den Jugoslawienkrieg hatte er noch
als "kosmopolitisches Recht einer Weltbürgergesellschaft"
gerechtfertigt. Inzwischen rückt er von seinem Vernunftparadigma
etwas zurück und kündigt die "postsäkulare Gesellschaft" und den
"globalisierten Sicherheitsstaat" an. Das wollen wir aber nicht
hoffen, oder?
[Der einzige Futuruloge, der diese Bezeichnung verdient, ist meines
Erachtens Stanisław Lem mit seinem phantastischen Skeptizismus -
z.B. Biotechnologie, Wissenschaftstheorie, Religion -, zugleich ein
großartiger Schriftsteller (Der futurologische Kongress,
Sterntagebuch). Lem schrieb in "Lokaltermin": "Ein Idiot, zumal wenn
er ein Vollidiot ist, wird, wenn sie es ihm anbieten, auf der Stelle
bereit sein, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Ein Mann
von Bedacht wird erst einmal nachdenken, ein Weiser sich lieber aus
dem Fenster stürzen."]
Schließlich brauchen wir auch keine Verschwörungstheorien etwa wegen
der CIA-Connection zu Bin Laden, der demnach in deren Auftrag
gehandelt hätte, den 4. Weltkrieg vom Zaum zu brechen. Die Meldung,
dass der CIA noch im Juli 2001 mit Bin Laden bei dessen Aufenthalt im
US-Krankenhaus in Dubai Kontakt hatte, lässt Übles ahnen, dass viele
von dem bevorstehenden Anschlag gewusst und z.B. gegen die
Luftfahrtgesellschaften spekuliert hätten. Aber ähnliche
Befürchtungen gab und gibt es auch bezüglich des japanischen Angriffs
auf Pearl Harbour, wieviel der britische Premier Winston Churchill
gewusst hätte oder sogar US-Präsident Franklin D. Roosevelt, und ob
dieser nicht die absehbaren Verluste an Menschenleben in Kauf nahm,
um mit der zu erwartenden Empörung des amerikanischen Volkes die
Möglichkeit zum Kriegseintritt zu haben.
In einem sind sich solche Erklärungen alle einig: dass es eine
einzige Ursache, einen religiösen Urknall, ein theoretische
Einbahnstraße geben müsse, die zu einem singulären Ereignis führen
müsse, wie bei einem monotheistischen Gott. Ich bin mit solchen
Erklärungen nicht einverstanden, und ich glaube die heutigen
Aktivisten aller Couleur sind es auch nicht.
Herrmann Cropp, packpapier.verlag@t-online.de
begonnenen 4. Weltkrieg (der 3. Weltkrieg war der weltweite Kalte
Krieg gegen den Kommunismus, der mit der Zerschlagung der Sowjetunion
endete, der 4. Weltkrieg ist der neoliberale Weltordnungskrieg mit
zur Zeit rund 150 Kriegsherden) und der gefährlichen neuen Weltlage
verhalten, zu der auch der Bürgerkrieg in Israel gehört, hängt davon
ab, wie wir die Situation einschätzen.
Ich möchte unbedingt davor warnen, sich mit einer jener
Einschätzungen zufrieden zu geben, die auf die Wiederherstellung
überwundener Ideen hinauslaufen, z.B. die ökonomistischen
Enthüllungen, dass alles nur um Erdöl und Bodenschätze ginge, woraus
logischerweise ein antikapitalistischer Welterrettungsplan folgt -
Staatssozialismus oder so was. Das entspringt derselben
protestantisch-materialistischen Sichtweise.
Ähnlich ist es mit den machtpolitischen Deutungen, wonach alles ein
Kalkül militärischer und Herrschaftsinteressen um Einflusszonen und
Blöcke sei, und um der lieben Stabilität willen sollte es dann am
besten wieder so werden wie früher. Bekannt geworden ist auch die auf
protestantischen Fundamentalismus zurückgehende Auffassung des
"Kulturkampfes" nach Samuel Huntington. Und dann die ganzen
philosophischen Spekulationen, die vermutlich ins Aus der
Tatenlosigkeit führen, z.B.
- Baudrillard mit Nietzsches Jenseits von Gut und Böse,
- oder André Glucksmann gräbt den Nihilismus aus und findet George W.
Bush wegen seiner "Achse des Bösen" zu Unrecht kritisiert; Glucksmann
scheint mit seinem "Dostojewski à Manhattan" im 19. Jahrhundert zu
leben,
- die strukturalistische Schule mit der Unterordnung der
Einzelerscheinungen unter universale Strukturen,
- der Konstruktivismus mit dem Vorrang der Theorie vor dem was
wirklich läuft,
- und dann Deutschlands Staatsphilosoph Jürgen Habermas mit seiner
Vernunftreligion, wie ich mir mal erlauben möchte seine Kritische
Theorie ein wenig einzuschrumpfen. Den Jugoslawienkrieg hatte er noch
als "kosmopolitisches Recht einer Weltbürgergesellschaft"
gerechtfertigt. Inzwischen rückt er von seinem Vernunftparadigma
etwas zurück und kündigt die "postsäkulare Gesellschaft" und den
"globalisierten Sicherheitsstaat" an. Das wollen wir aber nicht
hoffen, oder?
[Der einzige Futuruloge, der diese Bezeichnung verdient, ist meines
Erachtens Stanisław Lem mit seinem phantastischen Skeptizismus -
z.B. Biotechnologie, Wissenschaftstheorie, Religion -, zugleich ein
großartiger Schriftsteller (Der futurologische Kongress,
Sterntagebuch). Lem schrieb in "Lokaltermin": "Ein Idiot, zumal wenn
er ein Vollidiot ist, wird, wenn sie es ihm anbieten, auf der Stelle
bereit sein, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Ein Mann
von Bedacht wird erst einmal nachdenken, ein Weiser sich lieber aus
dem Fenster stürzen."]
Schließlich brauchen wir auch keine Verschwörungstheorien etwa wegen
der CIA-Connection zu Bin Laden, der demnach in deren Auftrag
gehandelt hätte, den 4. Weltkrieg vom Zaum zu brechen. Die Meldung,
dass der CIA noch im Juli 2001 mit Bin Laden bei dessen Aufenthalt im
US-Krankenhaus in Dubai Kontakt hatte, lässt Übles ahnen, dass viele
von dem bevorstehenden Anschlag gewusst und z.B. gegen die
Luftfahrtgesellschaften spekuliert hätten. Aber ähnliche
Befürchtungen gab und gibt es auch bezüglich des japanischen Angriffs
auf Pearl Harbour, wieviel der britische Premier Winston Churchill
gewusst hätte oder sogar US-Präsident Franklin D. Roosevelt, und ob
dieser nicht die absehbaren Verluste an Menschenleben in Kauf nahm,
um mit der zu erwartenden Empörung des amerikanischen Volkes die
Möglichkeit zum Kriegseintritt zu haben.
In einem sind sich solche Erklärungen alle einig: dass es eine
einzige Ursache, einen religiösen Urknall, ein theoretische
Einbahnstraße geben müsse, die zu einem singulären Ereignis führen
müsse, wie bei einem monotheistischen Gott. Ich bin mit solchen
Erklärungen nicht einverstanden, und ich glaube die heutigen
Aktivisten aller Couleur sind es auch nicht.
Herrmann Cropp, packpapier.verlag@t-online.de