blu_frisbee schrieb am 23.01.2019 11:18:
Die alltäglichen Beschädigungen im Kapitalismus, geringe Löhne, Arbeitshetze, teure Preise für Lebensmittel, Mieten etc sind nicht das Resultat eines moralischen Mangels von Einzelpersonen sondern notwendige Folgen des Privateigentums an Produktionsmitteln.
Soweit so richtig.
Nun ist es so, dass die Konzentration des Reichtums "oben" den großen Rest weitgehend handlungsunfähig zurückgelassen hat. Eine angestrebte "echte" Transformation gleich welcher Art kann handlungsunfähig aber niemals gelingen.
Vergleich:
Bei schwer depressiven Menschen dauert die Therapie zuweilen sehr lange. Damit man aber *überhaupt* mal damit beginnen kann, müssen diese Menschen erstmal wieder handlungsfähig werden. Überhaupt erstmal wieder einen Tag gestalten können, ein Gefühl bekommen, irgendetwas entscheiden zu können. Dazu bekommen sie teilweise ruppige Medikamente. Nicht als Heilung oder endgültige Lösung, sondern als eine Art Erstbefähigung zum Handeln an sich.
Un das mag im Kapitalismus auch so sein: Ich mag ja alles mögliche begriffen haben, ändern wollen etc, aber solange ich wirtschaftlich keinerlei Alternative habe, als meine komplette Energie in den Broterwerb zur Reproduktion zu stecken, ist alles Andere verunmöglicht. Solange ich mich also den herrschenden Verhältnissen unterwerfen muss, muss ich sie notwendigerweise perpetuieren.
Man muss, schlicht, den Besitzlosen die Möglichkeit geben, an irgendwas anderes zu denken als daran, für wen sie morgen arbeiten "dürfen", um Essen zu kaufen.