"(...) Arend-Adolf G. und Achim A. sollen nach ihrer aktiven Zeit als Fallschirmjäger der Bundeswehr für die umstrittene Sicherheitsfirma Asgaard aktiv gewesen sein, G. zeitweise sogar als deren Geschäftsführer. Die Firma ist seit Jahren im Visier der Behörden, weil sie aktiv um frühere Angehörige von Spezialeinheiten der Bundeswehr und der Polizei wirbt. Bisher war die Firma vor allem für Sicherheitsdienstleistungen im Irak bekannt, wo sie die saudi-arabische Botschaft bewachte. (...)
Ex-Soldat soll Aufträge im Ausland ausgelotet haben
Das Sicherheitsunternehmen Asgaard geriet bereits früher in die Schlagzeilen, nachdem mutmaßlich extrem rechte Umtriebe einiger Mitarbeiter bekannt geworden waren. Zudem ermittelt der Generalbundesanwalt gegen einen leitenden Angestellten der Firma wegen des Verdachts auf Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Dabei geht es um den Verdacht, dass er der Linkenpolitikerin Martina Renner mit dem Tod gedroht haben soll. Das jedenfalls hatte ein früherer Mitarbeiter der Firma den Behörden gesagt. Der Asgaard-Manager bestreitet die Vorwürfe, »Nazi- und Anschlagspläne« habe es nie gegeben, sagte er.
Die Sicherheitsfirma ist der Bundesregierung trotzdem seit Jahren ein Dorn im Auge. So kursierten früh Informationen, dass das Unternehmen vor allem unter aktiven und ehemaligen Soldaten und Polizisten rekrutiert. In der Bundeswehr fürchtete man, dass Asgaard streng geheime Einsatztaktiken und heikle Informationen zu Auslandseinsätzen von Spezialkräften abgreifen könnte. Zudem störte die Militärführung, dass die Sicherheitsfirma in Krisenregionen wie dem Irak uniformiert und mit Deutschland-Fahne auftrat.
Trotzdem lief die Rekrutierung über viele Jahre weitgehend ähnlich ungestört wie schon bei anderen Anbietern. Teilweise reisten Soldaten mit Wissen ihrer Vorgesetzten in ihrer Urlaubszeit im Auftrag von Asgaard in Krisengebiete. Einige schwärmten später von der guten Ausrüstung und Bezahlung und lockten weitere Interessenten an. Vor einiger Zeit untersagte die Bundeswehr dann ihren Spezialkräften jegliche Tätigkeit für die Firma. Auch das Bundesinnenministerium wies seine Sicherheitsbehörden explizit darauf hin, dass sie ihren Beschäftigten Nebenjobs für das Unternehmen nicht genehmigen dürften.
Spätestens seit Anfang 2021 gilt Asgaard den Behörden als ernsthaftes Problem. Seitdem versuchen MAD und Verfassungsschutz, hinter dessen Fassade zu schauen und das Geflecht ehemaliger Soldaten und Polizisten auszuleuchten. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe tauschen die Dienste regelmäßig ihre Erkenntnisse aus. Auch das geheim tagende Kontrollgremium des Bundestags wurde 2021 mehrfach unterrichtet.
So brachten Fahnder über die Beobachtung einer Asgaard-Rekrutierungsveranstaltung in Erfahrung, dass Matthias D., ein 40-jähriger Soldat der Bundeswehr aus Neubrandenburg, ebenfalls Interesse an einer Tätigkeit als Söldner zeigte. D. ist den internen Ermittlern der Truppe wegen seiner rechtsextremen Einstellung bekannt und wurde wegen laufender Ermittlungen mit einem Dienstverbot belegt.
Seine Tätigkeiten für Asgaard setzte D. laut Ermittlungen fort. So reiste der Soldat im Frühjahr gleich mehrfach in den Nahen Osten. Die Fahnder vermuten, dass er bei seinen Trips nach Beirut auch dort die Dienste der Firma anbieten wollte. Bei einer versuchten Ausreise, die die Bundespolizei verhinderte, fand man eine Asgaard-Uniform im Gepäck. Zunächst wurde D. der Pass entzogen, er klagte jedoch erfolgreich gegen die Ausreisesperre. (...)" (spiegel.de, 20.10.21)
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ex-bundeswehrsoldaten-wollten-mutmasslich-soeldner-truppe-aufbauen-a-607ea999-cfdf-4656-b891-613a0a1b2349
"(...) Frankfurt: Polizist soll für „Asgaard“ Informationen aus Polizeidatenbank abgerufen haben
Dem Beamten, der im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz lebt, werden Bestechlichkeit und die Verletzung von Dienstgeheimnissen vorgeworfen. Bereits seit Ende August ist ihm das Führen der Dienstgeschäfte untersagt, zugleich wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.
Der Polizist soll für die private Sicherheitsfirma „Asgaard“ aus Hamm in Nordrhein-Westfalen gearbeitet haben, unter anderem im Irak, ohne diese Nebentätigkeit von seinem Dienstherrn genehmigen zu lassen. Außerdem soll er laut den Ermittlern illegale Abfragen in Polizeidatenbanken gemacht und die gewonnenen Informationen für diese Nebentätigkeit genutzt haben. Am Donnerstagabend hatten das ARD-Magazin „Kontraste“ und das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine gemeinsame Recherche veröffentlicht, in der es unter anderem um den Frankfurter Beamten geht und der zufolge die Firma Asgaard rechtsradikal beeinflusst sein soll. Gegenüber „Kontraste“ und „Spiegel“ hat Asgaard diese Vorwürfe zurückgewiesen.
Die Ermittlungen gegen den 41-jährigen Kriminalkommissar laufen schon länger. Ende August wurden dann sein Arbeitsplatz im Polizeipräsidium, seine Wohnung und der Firmensitz von Asgaard durchsucht. Man habe umfangreiche Unterlagen und verschiedene Datenträger sichergestellt, die jetzt ausgewertet würden, sagte Nadja Niesen, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, der Frankfurter Rundschau. Derzeit gebe es keinerlei Hinweise darauf, dass der Polizist mit rechten Aktivitäten aufgefallen sei oder aus politischer Motivation gehandelt habe. Man habe auch keine Verbindungen zu Polizisten gefunden, die im Verdacht stehen, mit den Morddrohungen des „NSU 2.0“ zu tun zu haben. Derzeit sehe es so aus, als habe der Mann sich primär bereichern wollen, sagte Niesen. Der Beamte befinde sich auf freiem Fuß.
Hessens Innenminister kritisiert Kriminalpolizisten: „Ernstes Fehlverhalten“
Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte sich schon am Donnerstagabend mit deutlichen Worten zu dem Fall geäußert: Man habe es „mit einem sehr ernsten Fehlverhalten und womöglich einer handfesten Straftat zur persönlichen Bereicherung zu tun“. Das Rechtsverständnis des beschuldigten Beamten sei „offenkundig derart verrutscht, dass er für mich nichts mehr in der hessischen Polizei verloren hat“, sagte Beuth. Bei einer „derartigen Firma“ habe ein Polizeibeamter „nichts zu suchen“, sagte der Innenminister.
Beuth betonte ebenfalls, dass es bislang keine Hinweise auf eine rechtsextreme Betätigung des Kriminalkommissars gebe. Entsprechende Überprüfungen dauerten aber an. Die hessischen Ermittler stünden in engem Austausch mit Sicherheitsbehörden des Bundes und anderer Bundesländer, um zu prüfen, „inwiefern sich aus den hier laufenden Ermittlungen Hinweise auf mögliche weitere Straftatbestände im Zusammenhang mit der Sicherheitsfirma aus Nordrhein-Westfalen ergeben“. Außerdem werde derzeit überlegt, wie man noch besser gegen den Missbrauch polizeilicher Auskunftssysteme vorgehen könne.
Das Frankfurter Polizeipräsidium nimmt zu dem Fall derzeit nicht öffentlich Stellung. Ein Polizeisprecher wollte sich am Freitag gegenüber der FR nicht äußern. Er verwies auf die zuständigen Ermittlungsbehörden. (...)" (Frankfurter Rundschau, 20.09.20)
https://www.fr.de/frankfurt/frankfurt-polizist-rechtsextremismus-zweifelhaften-rechtsverstaendnis-asgaard-beuth-kriminalpolizei-90047690.html