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Avatar von oey5337
  • oey5337

482 Beiträge seit 03.09.2002

So:

Zumindest den technischen Teil kann ich dir mit heute verfügbarer Technik beantworten:

* wir brauchen deutlich mehr Erneuerbare Energien, so dass wir im Sommer und in der Übergangszeit damit heizen können. Technisch optimal sind dafür Wärmepumpen.
* wir brauchen deutlich mehr Erneuerbare Energien, um im Sommer Wasserstoff oder Methan herzustellen, das dann in den vorhandenen Kavernenspeichern gelagert werden kann
* im Winter heizen wir mit diesem Gas zu. Wir haben Gasspeicher und ein sehr gut ausgebautes Gasnetz - die sollten wir nutzen.

Das Zuheizen kann man mit einem Gas-Spitzenlastkessel machen. GEG-konform wäre sogar, das mit fossilem Erdgas zu machen. Denn das GEG fordert nur 65% der Jahresenergiemenge aus Erneuerbaren.

Um jetzt nicht unnötig viel in Anlagentechnik zu investieren wäre es optimal, wenn ein Großteil der Häuser ganzjährig mit Wärmepumpen heizt, an kalten Tagen ergänzt durch den Heizstab.
Ein kleiner Teil der Häuser muss mit Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerken) beheizt werden. Die verbrennen das im Sommer erzeugte Gas, erzeugen Wärme und den Strom für die Häuser, die Wärmepumpen haben.
Im Detail macht es Sinn, Blockheizkraftwerke eher bei größeren Häusern aufzustellen oder in ein Nah-/Fernwärmenetz einzubinden. Im Sommer und in der Übergangszeit kann das Wärmenetz ggf. auch durch Großwärmepumpen ergänzt werden.

Technisch machbar und zuverlässig - man muss es nur bauen.

Die Bezahlbarkeit, oder Wirtschaftlichkeit, hängt von zukünftigen Entwicklungen ab. Und Prognosen, insbesondere die Zukunft betreffend, sind vage.

Was ich aber aufzeigen kann sind große volkswirtschaftliche Risiken, wenn wir diese Umstellung nicht hinbekommen.
Mit Umstellung haben wir Fixkosten für den Anlagenbau. Strom und Gas könnten wir selbst herstellen. Das Gas lagert im eigenen Land. Wir wären ganzjährig unabhängig. Würden wir es geschickt anstellen, würde ein Großteil der Investitionen sogar die eigene Wirtschaft fördern. Wärmepumpen und Windkraftanlagen könnten wir selber herstellen. PV konnten wir auch mal.

Ohne Umstellung müssen wir Öl, Gas und Kohle auf dem Weltmarkt zu wechselnden Preisen von z.T. fragwürdigen Lieferanten kaufen. Erhebliche Mengen Geld fließen aus Deutschland ab. Das sind keine Kleckerbeträge: 2022 haben wir z.B. für 71 Mrd. € Gas importiert, für 59 Mrd. € Öl, für 11 Mrd. € Steinkohle.

Hier eine Statistik dazu:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/151081/umfrage/importe-von-erdgas-und-rohoel-nach-deutschland/

Die Preise dafür haben sich im Vergleich zu 2020 rund verdreifacht.
Die Frage lautet: Können wir uns es überhaupt leisten, das dauerhaft zu importieren?

Ob wir irgendwann wieder beim freundlichen Russen billiges Öl und Gas kaufen können, das weiß ich nicht. Die politische Lage in Russland und die Sanktionen machen das eher unwahrscheinlich.
Roberts Gasdeal mit den Saudis ist toll. Dass die Saudis mit dem Geld weltweit den Wahhabismus fördern, und damit islamistischem Terror Vorschub leisten, finde ich nicht toll. Aber hey, ein Junkie stellt keine Forderungen an seinen Dealer.

Aber auch in den USA, Kasachstan oder Norwegen, und wo wir sonst Öl kaufen müssen, macht man uns keine Freundschaftspreise.

Das ist bei der Steinkohle nicht besser. Wichtigster Lieferant war bisher Russland. Jetzt zahlen wir mehr an die USA, Kolumbien und Australien, denn auch da hat sich der Preis mehr als verdoppelt.

Kernenergie ist auch kein Ausweg. Nicht nur sind die Kosten grundsätzlich hoch, Russland beherrscht inzwischen auch mehr als 50% der weltweiten Uran-Lieferketten.

Die Wärmewende wird kein billiger Spaß und über die Kostenverteilung kann man gerne diskutieren. Sie aber nicht anzugehen ist volkswirtschaftlicher Selbstmord.

Dass das fürs Klima auch nice wäre, ok. Das ist aber nicht der Punkt.

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