Vorausschickend, dass ich der von Westphalen'schen Message, Lösungen auf diplomatischem Weg zu finden, durchaus sehr positiv gegenüberstehe, ein paar kritische Bemerkungen.
Die olle Kamelle mit den Kamelen hab ich schon oft gehört, in früheren Versionen wars allerdings keine weise Frau, die die Lösung vermittelte, sondern ein weiser Mann. Aber egal. Bedenklicher ist, dass es sich in der Praxis um einen Taschenspielertrick handelt, denn wenn man die Anteile für die drei Brüder addiert, resultiert eben nicht 1, sondern 17/18 und zwar 17/18 von 17 Kamelen, nicht von 18. Die gefundene Lösung erfüllt also streng genommen den Willen des Erblassers nicht, was auch nicht möglich ist bei 17 lebenden Kamelen, worauf zu kommen es keiner Weisheit bedarf, sondern nur ein kleines Bisschen Arithmetik. Kurz, das Ganze geht am Thema vorbei, weil kein objektives Problem vorliegt, also eins, bei dem mehrere Lösungen möglich sind und es also darum geht, sich auf eine zu einigen.
Mandela mag rhetorisch und allgemein im Umgang mit Menschen begnadet gewesen sein, aber abgesehen davon, dass ich die hier dargelegte Version der Geschichte nicht für bare Münze nehmen mag - sie könnte es sein, wahrscheinlicher ist aber, dass sie Teil der allgemeinen Legendenbildung ist und der angeblich von Mandela Herumgekriegte in Wirklichkeit viel handfestere Gründe hatte, sich breitschlagen zu lassen -, darf nicht vergessen werden, dass sich Mandela vorbehaltlos dem delirialen Zeitgeist der Neunziger unterworfen und der Einführung einer neoliberalen Wirtschaftsordnung auch in Südafrika Vorschub geleistet, mithin alle Voraussetzungen für den Grad an Korruption geschaffen, der das Land mittlerweile nah an den Ruin getrieben hat.
Es gibt Fälle, in denen auch die raffinierteste Psychologie nichts bringt. Es ist nicht selten, dass Menschen um keinen Preis der Welt freiwillig ihre Absichten ändern. Das sollte man nicht wegzudiskutieren versuchen. Man negiert damit nur objektiv existierende Macht- und Interessenkonstellationen.