Hallo,
g-frost schrieb am 05.04.2019 14:36:
"Fachkräftemangel" bei 5% Arbeitslosigkeit als Grund für die Rezession anzugeben ist schon dreist. ...
Aber wie dreist wäre das bei einer fast 4 mal so hohen Quote von annähernd 20%?
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Man sollte den monatlichen Fake News aus Nürnberg über den
Endsieg gegen die Arbeitslosen nicht unbesehen glauben.
Sehen wir doch mal in die Daten von Destatis für das letzte
angegebene Jahr, aktuell 2017:
Atypische Beschäftigung
Kernerwerbstätige1 nach Erwerbsformen und sonstige Erwerbstätige
Ergebnisse des Mikrozensus, in 1 000
<https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/TabellenArbeitskraefteerhebung/AtypKernerwerbErwerbsformErwerbstaetigeZR.html>
Das ist ja sehr viel weniger Erwerbstätige als es die BA
damals 2017 vermeldete! Sonstige Erwerbstätige in den beiden
Spalten ganz rechts sind minijobbende Rentner (1,181 Mio.)
Schüler und Studenten (3,301 Mio.) Zieht man diese 4,482 Mio.
Nichterwerbspersonen von den 41,641 Mio. aller Erwerbstätigen
ab, so hatte man 2017 nur noch 37,158 Mio. erwerbstätige
Kernerwerbspersonen.
Aber wie viele Erwerbspersonen haben wir? Die Differenz wäre
die Arbeitslosigkeit. Dazu wird uns unten auf der Seite ein
Link in die Genesis-db angeboten:
<https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/link/statistiken/13*>
Das da brauchen wir: 13321 Employment accounts, auf deutsch:
Erwerbstätigenrechnung in der VGR (national)
Wir haben die Auswahl zwischen zwei Berechnungsmethoden,
einmal monatlich und einmal pro Quartal:
13321-0005 Economically active population (incl. rates of change):
Germany, months, original / seasonally adjusted values
13321-0006 Economically active population (incl. rates of change):
Germany, quarters, original / seasonally adjusted values
Im Dezember 2017 gab es etwa 45,616 Mio. Erwerbspersonen ... von
denen aber nur 37,159 Mio. ein Einkommen hatten. Die Differenz von
8,457 Mio., rund 8½ Mio., hatte kein Erwerbseinkommen, ist also
erwerbslos und muss daher als Arbeitslose im landläufigen Sinn
betrachtet werden.
Die BA berichtete doch was anderes? Schaun wir mal ins Archiv
und vergleichen ...
<https://statistik.arbeitsagentur.de/Navigation/Statistik/Arbeitsmarktberichte/Monatsberichte-Jahresberichte/Monatsberichte-Jahresberichte-Arbeits-Ausbildungsmarkt-Deutschland-Nav.html>
Arbeitsmarkt - Jahreszahlen (AMA) - Deutschland
Wähle 2017 und lade PDF runter und staune ...
1.2 Entwicklung der Erwerbstätigkeit
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hat die Erwerbstätigkeit
(nach dem Inlandskonzept) im Jahresdurchschnitt 2017 um 653.000 oder
1,5 Prozent auf 44,29 Mio zugenommen, nach +569.000 oder +1,3 Prozent
im Jahr 2016. Damit erreicht die Erwerbstätigkeit ihren höchsten
Stand seit der Wiedervereinigung.
Destatis fand aber nur 41,616 Mio? Was ist mit den rund 2,67 Mio.
Plus in den Zahlen der BA? Das sind erwerbslose Erwerbspersonen, die
keine Arbeitslose nach SGB-III sind und daher umgebucht werden. Eine
Erwerbsperson die nicht arbeitslos ist muss doch erwerbstätig sein,
oder? So ist die Logik dahinter. Diese müssen auf die Zahl der
registrierten Arbeitslosen nach SGB III aufgeschlagen werden.
Eine Suche in den Daten der BA und Destatis zeigt ein erstmaliges
Auftauchen dieses Bilanzbetrugs 2013 mit etwa ½Mio. und danach ein
stetiges Anzeigen auf. Bis 2012 findet man diese Diskrepanz nicht
in den Daten der beiden Quellen. Bis 2012 liefen die Zahlen noch
weitgehend synchron.
4.1 Arbeitslosigkeit im Bund und in den Ländern
Im Jahresdurchschnitt 2017 waren in Deutschland 2.533.000 Menschen
arbeitslos gemeldet, 158.000 oder 6 Prozent weniger als vor einem
Jahr. Weil insbesondere für geflüchtete Menschen mehr entlastende
Arbeitsmarktpolitik eingesetzt wurde, ist die Unterbeschäftigung
(ohne Kurzarbeit), die solche Effekte berücksichtigt, weniger
gesunken als die Arbeitslosigkeit; im Jahresdurchschnitt 2017 hat
sie sich um 61.000 oder 2 Prozent auf 3.517.000 verringert. Für
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung werden die niedrigsten
Stände seit der Wiedervereinigung ausgewiesen.
Damit waren in den Datenbanken der BA 5,2 Mio. erwerbslose
Erwerbspersonen registriert. Das sind die 2,533 Mio. registrierten
Arbeitslosen nach SGB-III und die 2,67 Mio. kreativ umgebuchten
Arbeitslosen. Damit diese nicht in der Unterbeschäftigung auftauchen
gibt es viele Möglichkeiten diese aus den Zahlen zu werfen. Kein
Anspruch auf ALG-I oder -II ist da eine Möglichkeit. Die restlichen
3½ Mio. sind dann so was wie eine stille Reserve.
Das Buzzword Digitalisierung ist auch nur eine Umschreibung für
Rationalisierung. Und diese frisst jedes Jahr rund 4½% aller
Arbeitsplätzchen. Dem gegenüber entstehen durch Wirtschaftswachstum
im sehr langen Schnitt so irgendwas um die 2 bis 2½%. Bleibt also
eine Lücke von mindestens 2%. Die demografische Entlastung des
Arbeitsmarktes liegt irgendwo zwischen die letzten Jahre rund ½%
und 1% wenn die geburtenstarken Jahrgänge aus dem SGB-II (Hartz-IV)
in das SGB-XII (Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsunfähigkeit)
abgeschoben werden.
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... Die Gründe sind eine völlig überhitzte Wirtschaft durch ein Jahrzehnt Nullzinsen und Quantitative Easing. Diese Schwerter wurden also ohne Not stumpfgeschlagen nur weil die wurzellosen Eliten den Hals mal wieder nicht vollbekommen.
Jaja ... und wenn ich mir so den Bau-Boom hier ansehe ... wenn der erst mal *BOOOOOM* macht, so richtig laut und krachend ... Dann haben wir hier viele leerstehende Bonzenvillen und -appartements ... und zum Ausgleich viele Obdachlose aus den finanzfernen Schichten.
Ach so, ja. Ich muss da leider noch nachtreten. Der Autor hat sich mit diesem IMHO doch sehr schlechten Artikel selbst kein gutes Zeugnis ausgestellt. Die plumpe und kackend dummdreiste Ausrede mit der bedrückenden und handgewrungenen Fachkräftemangel hätte hinterfragt werden müssen.
MfG
[unleserliches Gekritzel]