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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Speck und Pathos

Den gewichtigeren Teil seiner Rede hat Putin darauf verwendet, auf bestehende und in der Zukunft mögliche wirtschaftliche Vorteile hinzuweisen, regelrecht Scholz den Speck durch den Mund zu ziehen. Natürlich nicht, ohne durch Erwähnung der einschlägigen Prozentzahlen auf die deutsche Abhängigkeit von russischen Energiestoff-Lieferungen hinzuweisen. Das russische Sicherheitsbedürfnis drückt er in einer auffallend abstrakt-formalen Weise aus, in der Geschichte nicht weiter zurückgreifend, als bis 1990. Seine Aussage zu den Atomvertragsverhandlungen mit dem Iran ist für diesen wohl enttäuschend.

Diese vornehme Zurückhaltung wird ihm von Scholz nicht schön vergolten, bleibt er doch im Wesentlichen im Rahmen des westlichen Narrativs, auch wenn er nicht explizit von Aggression spricht, stattdessen behauptet, die russischen Truppenaktivitäten seien unerklärlich. Auf die ökonomischen Avancen Putins geht er nur kursorisch ein und häuft schliesslich in den letzten Absätzen Lügen aufeinander. Selbstverständlich sind ihm die sehr konkreten Aussagen des ukrainischen Aussenminister, wonach der Minsk-Vertrag ein aufgezwungener, ihrerseits unerfüllbarer sei, mehr als bekannt. Dennoch lobt er ungelegte ukrainische Eier.

'Mit Russland' wäre gesund, ist aber leider nicht ansatzweise der Fall. Es geht auch nicht darum, dass jemand die Lösung der Spannungen als aussichtslos bezeichnet hätte. Der Westen, auch die deutsche Regierung, schieben diese Aufgabe voll und ganz den Russen zu, der Westen hingegen hat carte blanche durch Truppenverlegungen und Kriegsmateriallieferungen weiter zu eskalieren. Scholz räumt, im Gegensatz zu Macron, nicht ein, dass die russischen Forderungen als solche legitim seien. Seinen Worten nach gibt es im Grunde nichts zu verhandeln.

Er blendet sie aus, um schliesslich im Schlussabsatz vollends in falschen Pathos abzurutschen. Die heute lebenden Westler sind mit der Möglichkeit des Krieges sogar sehr vertraut, sie haben diese Medizin viele Staaten schmecken lassen, selbstverständlich stets aus noblen Gründen. Im Westen vernichtet man Leben nur mit humanitärer Begründung. Nur eins kennen die Meisten nicht - dass der Krieg zu ihnen komme. Wenn sie so weitermachen, und nichts spricht dagegen, wird sich das bald ändern.

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