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mehr als 1000 Beiträge seit 20.12.2003

Darwin und "das Überleben des Stärkeren" ist ein Missverständnis

Und es zeugt nicht unbedingt von "wissenschaftlicher" Arbeitsweise, sich zentral auf Zitaten eines Autors abzustützen und den nicht in der Literaturliste zu haben.

Darwins "On the Origin of Species" ist das Kernwerk seines Schaffens, in dem auch der Mechanismus der Selektion beschrieben wird, die sog. "natürliche Auslese". Die mit Stärke wenn überhaupt dann nur sehr am Rande zu tun hat. Hier geht es eher um die jeweils beste Anpassung an die Umweltbedingungen und den Selektionsdruck innerhalb der Arten als Mechanismus zur Ermittlung eines geeigneten und gesunden Partners.

Darwin ist zudem in seiner Zeit zu sehen, er musste viel Mühe darauf verwenden, seinen Zeitgenossen zu erklären, warum die Evolution nur ein natürlicher Mechanismus sein kann und nicht den Launen eines Schöpfers entsprungen ist.

Insofern sind Darwin-Zitate in einer heutigen Diskussion nicht unbedingt zielführend.

Leider ist dem Autor in der "entscheidenden Frage" dazu noch der Fehler unterlaufen, Konkurrenz und Kooperation als Dualismus zu betrachten. Konkurrenz ist aber nun grade was den Kapitalismus angeht nichts anderes als eine Strukturierung, die - vorwiegend ergebnisorientiert - der Optimierung einer extrem komplexen gesellschaftlichen - globalen - Kooperation dient. Und die eine soziale und gesellschaftliche Balance erfordert, um das Wohl des Individuums nicht zu sehr dem Ergebnis unterzuordnen und dabei die Kooperation insgesamt in Frage zu stellen.

Grade im Rahmen der "Kapitalismuskritik" stellt sich eher die Frage, ob es tatsächlich um die Wirtschaft geht, oder vielleicht nicht doch um die Herrschaftsform. Denn so verwundert es schon, dass die Apologeten der Neolib zwar lauthals fordern, der Staat möge sich heraushalten, der Markt würde es richten, dann aber doch erkleckliche Mühe und Ressourcen darauf verwenden, die Lobby zu beackern und nachdrücklich Unterstützung, Subventionen und neue Geschäftsmodelle vom Staat zu fordern. Was so weit geht, dass heutige Demokratien kaum noch nach Herrschaft des (griechischen) Demos aussieht, sondern eher Diktaturen des Kapitals dazustellen scheinen.

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