ex_ schrieb am 08.02.2020 18:02:
Darwin und "das Überleben des Stärkeren" ist ein Missverständnis
Darwin ist zudem in seiner Zeit zu sehen, er musste viel Mühe darauf verwenden, seinen Zeitgenossen zu erklären, warum die Evolution nur ein natürlicher Mechanismus sein kann und nicht den Launen eines Schöpfers entsprungen ist.
Bereits seine Zeitgenossen Marx & Engels hatten drüber gewitzelt, daß Darwin nur die Umgangsformen der Bourgeoisie seiner Zeit auf die Natur projeziert hatte.
Kein Tier sucht Konkurrenz, es ist eine Situation in die es von Umständen gestellt ist.
Leider ist dem Autor in der "entscheidenden Frage" dazu noch der Fehler unterlaufen, Konkurrenz und Kooperation als Dualismus zu betrachten. Konkurrenz ist aber nun grade was den Kapitalismus angeht nichts anderes als eine Strukturierung, die - vorwiegend ergebnisorientiert - der Optimierung einer extrem komplexen gesellschaftlichen - globalen - Kooperation dient. Und die eine soziale und gesellschaftliche Balance erfordert, um das Wohl des Individuums nicht zu sehr dem Ergebnis unterzuordnen und dabei die Kooperation insgesamt in Frage zu stellen.
Konkurrenz optimiert kein Gesamtsystem sondern Privatvorteile.
Grade der Kapitalismus zeichnet sich aus durch groteskeste Verschwendung, Fehlallokationen, überflüssige Duplizierung von Anstrengungen etc.
Das Versprechen des Kommunismus ist, daß das besser geht durch gesamtgesellschaftliche Planung.
Die Frage bleibt, was die im Ostblock falsch gemacht hatten.
Was Lenin übernommen hatte war ein agraisches Land, was Stalin hinterlassen hatte ein industrialisiertes. Ein Vorgang der in den kernkapitalistischen Ländern länger gedauert und mehr Opfer gekostet hatte.
Grade im Rahmen der "Kapitalismuskritik" stellt sich eher die Frage, ob es tatsächlich um die Wirtschaft geht, oder vielleicht nicht doch um die Herrschaftsform. Denn so verwundert es schon, dass die Apologeten der Neolib zwar lauthals fordern, der Staat möge sich heraushalten, der Markt würde es richten, dann aber doch erkleckliche Mühe und Ressourcen darauf verwenden, die Lobby zu beackern und nachdrücklich Unterstützung, Subventionen und neue Geschäftsmodelle vom Staat zu fordern. Was so weit geht, dass heutige Demokratien kaum noch nach Herrschaft des (griechischen) Demos aussieht, sondern eher Diktaturen des Kapitals dazustellen scheinen.
Eigentum ist politisch. Es geht darum Arbeitszeit für Zwecke einzuspannen die dem Arbeiter fremd sind. Nichts anderes ist Herrschaft. Da gehts nicht um private psychologische Machtorgasmen sondern um materielle Vorteile, daß die Sachen die der Arbeiter herstellt ihm nicht gehören, seine Arbeitszeit in fremdem Dienst verbringt.
Die kapitalistische Konkurrenz tritt nur auf zwischen Fremden, da, wo die Gesellschaft keine Gemeinschaft ist.
Im modernen Kapitalismus sind die Einzelkapitalien institutionalisiert, das begann bereits mit der Gründung von Aktiengesellschaften. Die Konkurrenz hat sich verselbstständigt als eine Macht die die Gesellschaft beherrscht statt daß umgekehrt die Gesellschaft sich selbst beherrscht.
Wenn die Konkurrenz "rückschlagend ins Innere der Gemeinwesen" den Einzelmenschen unterwirft wirds schwer, Konkurrenz als natürlich aus dem einzelnen Menschen zu erklären.
Das markiert genau den Übergang von der Personalkritik zur Systemkritik und die Untersuchung, wie Personal & System interagieren. Es herrschen nicht wirklich Personen die ihrerseits eingespannt sind in Konkurrenz und tun was sie müssen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.02.2020 13:33).