Wer Kapitalismus sagt, muss auch Wirtschaft sagen. Entweder hat sich die Konkurrenz allgemein als Triebfeder wortlos eingebürgert, oder es war ein Masterplan. Im Grunde ist es erstaunlich, dass sich das System nicht schon in der Nachkriegszeit etabliert hatte, wo wir doch nach US-Dünken umfunktioniert wurden. Klar, das Prinzip war schon immer vorhanden, aber es setzte sich erst in den letzten 15-20 Jahren spürbar durch. Anders kann ich es nicht beschreiben, wie sich Kollegium und Gesellschaft derart stark verändert haben und nun jeder nach Ursachen sucht. Es lässt sich schwer erfassen, wann genau und wieso dieser Spaltungsschub einsetzte, deswegen ist es ein Leichtes zu behaupten, dass Derartiges nie geschehen wäre.
Auch die Assimilation zu US-Bräuchen (Halloween, etc.) wäre als Punkt zu nennen. Das ist eher wie die Platzierung für Gründe zum Powershopping zu betrachten - jedes Event ist ein Grund, die Werbetrommel zu rühren und uns zum Kaufen zu bewegen. Verkaufsoffener Sonntag, Weihnachten, Halloween, Black Friday, etc. pp. .... alles ist der Tritt in den Hintern, um die Konsumscheu abzulegen. Auch das ist in perfider Weise Konkurrenz, dass man bei der nächsten Geburtstagsparty Mein-Haus-mein-Auto-mein-Boot spielen kann. Quasi ein Schnellballsystem, wie man es bei Klingelputzern kennt.
Kein Wunder, dass es so gut funktioniert. Die Abart erlebe ich gerade mit einem Kollegen, der für mich die Auswüchse von Konkurrenz/Kapitalismus geradezu verkörpert - einer aus dem Osten, der in den Westen zog und die Gebräuche der Marktwirtschaft allzu in sich aufsog und nun vollends danach lebt. Schlimm dazu, dass er ein ausgewiesener Narzisst ist, was manche schon als Volkskrankheit des Kapitalismus ansehen. Ist ständig auf Konkurrenz gepolt, und selbst wenn er Witze macht, bedeuten sie Konkurrenz. Und das ist verdammt anstrengend und nicht erstrebenswert für mich.