enribot schrieb am 9. November 2014 22:52
> nbvfln schrieb am 9. November 2014 17:34
>
> > stehenden Akteuren apolitisch? Ich finde die Argumentation, die der
> > Autor aufmacht, sehr gültig. Mit wissenschaftlichen Sozialismus hat
> > das nichts zu tun und ist ein Missverständnis.
>
> Die Natur ist immer apolitisch, sie hat keine Ziele.
Das halte ich für eine Ideologie: Der Mensch selbst sei Gott, weil er
dank Wissenschaft und Technik vermeintlich die Natur beherrscht. Er
sei sein eigener Herr, der autark und rational über sich selbst
bestimmt, weil er keiner höheren Ordnung unterworfen ist.. Der
Wunsch, dass die Natur kein Ziel hat, also Evolution planlos
verläuft, scheint verständlich. Wenn aber der Mensch selbst ein
Produkt der Evolution ist, ist ER das Ziel. Nur kommt ihm damit auch
weit mehr Verantwortung zu, als weniger entwickelten Spezies.
Allerdings fragt sich angesichts der suizidalen Organisationsformen
der Massengesellschaften, ob die menschliche Entwicklung noch als
natürlich bezeichnet werden kann, wenn ihre Mitglieder alles daran
setzen, sich von ihrer eigenen Natur zu entfernen, zu entfremden?
> Es ist da
> kein Missverständnis, sondern der Autor verfolgt eine plumpe
> Ideologie. Den jetzigen etatistischen, monopolistisce Ien
> Kollektivismus mit Oligarchenüberbau als Wettbewerbssystem zu
> bezeichnen ist grotesk.
Volle Zustimmung. Ein nur postulierter Wettbewerb soll den Eindruck
erwecken, bei entsprechendem Einsatz hätte jeder die faire Chance,
erfolgreicher Unternehmer zu werden.. Neoliberale Heilsversprechen
zum Erhalt der Selbstausbeutungsdoktrin.
> Im Verlauf der Evolution wurden Konkurrenz und Kooperation als
> Verhaltensmodelle entwickelt. Beides ist zwingend erforderlich,
> sondern gäbe es das so nicht. Im gesamten Evolutionsprozess ist
> Wettbewerb allgegenwärtig, gerade auch auf individueller Ebene. Das
> zu leugnen oder zu negieren ist absolut lächerlich und wird bei jedem
> Biologen bestenfalls ein Kopfschütteln hervorrufen.
>
Aber der Modus "Kooperation" bedarf eben typisch menschlicher
Eigenschaften wie Verständnis, komplexe Kommunikation, Vertrauen. Ich
würde ihn als den weiterentwickelten, evolutionär höherstehenden
betrachten. Abhängig von Sozialisation und Bildung kommt ja auch die
Fähigkeit zur strategischen Planung - die Erkenntnis, dass der Modus
"Konkurrenz" oft Gewalt bedingt, die wiederum selbstschädigende
Gegengewalt verursacht. Diese Intelligenzleistung kann zur Einsicht
führen, dass Konkurrenz der Modus der Tiere ist (vgl.
Sozialdarwinismus), weil sie nicht anders können, aber Kooperation,
ausdifferenziertes Zusammenwirken gerade den Mensch zum Mensch macht.
> Es bedarf der sinnvollen "Dosierung" von Kooperation und Konkurrenz,
> das ist allerdings eine Bildungsfrage für jeden einzelnen. Dazu
> dienen solche Pamphlete wie das des Autors leider nicht.
Ja, etwas mehr Prägnanz wäre hilfreich gewesen. Ebenso psychologische
Hintergründe über künstlich hergestellte Konkurrenzsituationen, die
bei jedem das bleibende Gefühl der Unzulänglichkeit erzeugen, damit
die Leistungsgesellschaft auch morgen noch genug Antrieb hat..
> nbvfln schrieb am 9. November 2014 17:34
>
> > stehenden Akteuren apolitisch? Ich finde die Argumentation, die der
> > Autor aufmacht, sehr gültig. Mit wissenschaftlichen Sozialismus hat
> > das nichts zu tun und ist ein Missverständnis.
>
> Die Natur ist immer apolitisch, sie hat keine Ziele.
Das halte ich für eine Ideologie: Der Mensch selbst sei Gott, weil er
dank Wissenschaft und Technik vermeintlich die Natur beherrscht. Er
sei sein eigener Herr, der autark und rational über sich selbst
bestimmt, weil er keiner höheren Ordnung unterworfen ist.. Der
Wunsch, dass die Natur kein Ziel hat, also Evolution planlos
verläuft, scheint verständlich. Wenn aber der Mensch selbst ein
Produkt der Evolution ist, ist ER das Ziel. Nur kommt ihm damit auch
weit mehr Verantwortung zu, als weniger entwickelten Spezies.
Allerdings fragt sich angesichts der suizidalen Organisationsformen
der Massengesellschaften, ob die menschliche Entwicklung noch als
natürlich bezeichnet werden kann, wenn ihre Mitglieder alles daran
setzen, sich von ihrer eigenen Natur zu entfernen, zu entfremden?
> Es ist da
> kein Missverständnis, sondern der Autor verfolgt eine plumpe
> Ideologie. Den jetzigen etatistischen, monopolistisce Ien
> Kollektivismus mit Oligarchenüberbau als Wettbewerbssystem zu
> bezeichnen ist grotesk.
Volle Zustimmung. Ein nur postulierter Wettbewerb soll den Eindruck
erwecken, bei entsprechendem Einsatz hätte jeder die faire Chance,
erfolgreicher Unternehmer zu werden.. Neoliberale Heilsversprechen
zum Erhalt der Selbstausbeutungsdoktrin.
> Im Verlauf der Evolution wurden Konkurrenz und Kooperation als
> Verhaltensmodelle entwickelt. Beides ist zwingend erforderlich,
> sondern gäbe es das so nicht. Im gesamten Evolutionsprozess ist
> Wettbewerb allgegenwärtig, gerade auch auf individueller Ebene. Das
> zu leugnen oder zu negieren ist absolut lächerlich und wird bei jedem
> Biologen bestenfalls ein Kopfschütteln hervorrufen.
>
Aber der Modus "Kooperation" bedarf eben typisch menschlicher
Eigenschaften wie Verständnis, komplexe Kommunikation, Vertrauen. Ich
würde ihn als den weiterentwickelten, evolutionär höherstehenden
betrachten. Abhängig von Sozialisation und Bildung kommt ja auch die
Fähigkeit zur strategischen Planung - die Erkenntnis, dass der Modus
"Konkurrenz" oft Gewalt bedingt, die wiederum selbstschädigende
Gegengewalt verursacht. Diese Intelligenzleistung kann zur Einsicht
führen, dass Konkurrenz der Modus der Tiere ist (vgl.
Sozialdarwinismus), weil sie nicht anders können, aber Kooperation,
ausdifferenziertes Zusammenwirken gerade den Mensch zum Mensch macht.
> Es bedarf der sinnvollen "Dosierung" von Kooperation und Konkurrenz,
> das ist allerdings eine Bildungsfrage für jeden einzelnen. Dazu
> dienen solche Pamphlete wie das des Autors leider nicht.
Ja, etwas mehr Prägnanz wäre hilfreich gewesen. Ebenso psychologische
Hintergründe über künstlich hergestellte Konkurrenzsituationen, die
bei jedem das bleibende Gefühl der Unzulänglichkeit erzeugen, damit
die Leistungsgesellschaft auch morgen noch genug Antrieb hat..