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  • TomGard

mehr als 1000 Beiträge seit 04.03.2011

Systematische Begriffsverwirrung

Ihr Grundmotiv ist die methodische Trennung von Subjekt und
Gegenstand - sowohl einer "Evolution", eines "Wettbewerbs", einer
"Konkurrenz" (jawohl, das ist was anderes, als Wettbewerb) wie
schließlich einer "Selektion".

Ich beginne zur Demonstration dieser Methodik mit "Selektion", weil
ich wohl beim Leser Einvernehmen unterstellen kann, daß sie dem
*Gegenstand* nach auf der Ebene von *Individuen* spielt. *Sie* sind
es, die in einer *limitierenden Phase* ihres biologischen und
sozialen Produktionsprozesses *limitiert* werden, entweder gemäß
ihrer Anzahl, oder gemäß ihrer *Variablilität* (worin "Variablität"
keine *Funktion*, oder Eigenschaft darstellt, sondern durch die
Maßzahlen unterschiedener Individuen in einer Population
repräsentiert wird, aus der selektiert wird) oder beidem, Anzahl plus
Variablität. Das Subjekt der *limitierenden Phase* ist *folglich*
weder eine "Umwelt", noch eine "Population" (geschweige "Art"),
sondern ein ökologischer Zusammenhang (Öko-"SYSTEM"), der in seiner
Gesamtheit Gegenstand und Material des Produktionsprozesses aller der
limitierenden Phase ausgesetzten Individuums ist. In diesem "System"
stehen jedem Individuum, theoretisch betrachtet, neben den
gegenständlichen und ungegenständlichen (Produktionsweise) Ressourcen
seines Lebens=Produktionsprozesses mit Ausnahme eines oder mehrerer
Sexualpartner, alle anderen Individuen als "Umwelt" und ggf.
limitierender / selektiver Faktor gegenüber. 
Gegenüber stehen! Nicht "treten"! Es ist kein "Kampf", obwohl die
Verlaufsformen Kämpfe einbegreifen können, aber nicht müssen. Wenn es
Kämpfe gibt, sind es welche um Ressourcen, nicht gegen Individuen
oder Erblinien - das wird weiter unten zu berücksichtigen sein.

Dies theoretische "einer gegen alle und alles" in einer (streng)
limitierenden Phase haben Sozialdarwinisten zu einem *Bild* genommen,
aus dem sie die *produktive* Tätigkeit der Individuen und ihren
*produktiven* Zusammenhang untereinander einfach heraus strichen,
indem sie ihn im *Resultat* eines ÜBERLEBENS einer Erblinie, einer
Population *aufgehen* ließen.
Ich will an der Stelle anmerken, daß dies schon immer eine
zweckmäßige Vergewaltigung der Darwin'schen Resultate und ihrer
ursprünglichen Darstellung gewesen ist, weil Darwin anhand
morphologischer und anatomischer Untersuchungen zeigte, daß und wie
scheinbar untergegangene Erblinien GEGENSTAND der Evolution sind, sie
gehen nicht unter, sie werden tradiert, wenn auch nicht selten auf
unkenntlich werdende Weise. Mit diesen Forschungen legte Darwin den
Grundstein für das heute wohl kaum strittige Verständnis des
monophyletischen Entwicklungsganges der Biosphäre. Umgekehrt:
*Insofern* Erblinien untergehen, sind sie elementar NICHT Gegenstand
der Evolution.

Wer jetzt einwendet, "aber sie waren's doch mal", hat meine
Klarstellungen am Anfang nicht begriffen und den bemängelten
methodischen Fehler gemacht.
Subjekt der selektiven Phasen der Evolution ist die Ökosphäre und die
(produktiven) Individuen gemäß der Zahl, Variablilität und Formation,
in der sie der Ökosphäre *angehören*. Gegenstand der Evolution sind
die Individuen, also vermittels der Individuen die Ökosphäre selbst.
Folglich hat Evolution keine "Vergangenheit", keine Geschichte. Schon
erst recht ist sie kein Subjekt mit einem Telos und einer Methodik.
Eine
phylogenetische Geschichte haben rezente Individuen - nichts und
niemand sonst! - und rezente Individuen sind Produzenten ihrer selbst
in rezenten Produktionsverhältnissen. Nicht "Repräsentanten" ihrer
Phylogenese!

Dies letzte Resultat gibt einen substanziellen Hinweis auf die Natur
und den Ursprung des Fehlers, der Evolution eine Geschichte, folglich
"Eigenschaften" und damit subjektive Qualität zuzusprechen, dem
Fehler, der der methodischen Trennung von Gegenstand und Subjekt
evolutionärer Prozesse zugrunde liegt. Er setzt ein gleichsam
übergeschichtliches Subjekt voraus, dem "Evolution" als
gegenständliche Geschichte *zugeordnet* wird, und dies Subjekt ist,
so oft es auch abstrakt "als" Art, Population, Gattung etx
vorgestellt wird, "der Mensch" - sowohl "als" Gattung, wie "als"
individueller Vertreter derselben. Anders gesagt: *Die Menschen*
getrennt von ihrer wirklichen, individuellen und produktiven
Geschichte. Der vulgäre Name dieses Menschen: Gott. 

Das INTERESSE wiederum, das bei der projektiven Vergöttlichung der
Evolution "als" einer Evolution "des Menschen" ans Werk geht, ist der
Verwendung der sozialdarwinistischen Bilder anzusehen. Das Auf- und
Untergehen des evolutionären Entwicklungsgangs im Überleben rezenter
Individuen taugt allein für das BIOLOGISTISCHE Bild einer
"Erfolgsgeschichte", die demselben Fehler folgt, den Marx in der
"Deutschen Ideologie" am vorgefundenen  Geschichtsbild insgesamt
geißelte: Das Spätere wird zum ZWECK des Früheren erklärt. Es ist die
Theogonie des bürgerlichen Individuums als das geschichtliche Telos
des jeweils bekannten Universums, mindestens aber seiner biologischen
Geschichte ...

Das Interesse anders benannt: Es ist ein der bürgerlichen Herrschaft
inbegriffener *Rassismus*, der sich natürlich nicht zufällig - wie
Darwin es selbst gelegentlich tat - der Methoden der
patriarchalischen Viehzucht bedient, sein Menschenbild zu bebildern.

Und so landet unser Autor ganz folgerichtig bei einem Begriff der
Evolution, der dem Rassismus der Nationalsozialisten "aus dem Gesicht
geschnitten" ist. Lediglich Subjekt und Gegenstand sind ausgetauscht:
Nicht mehr "Rassen", resp. "Völker" sollen es sein, sondern
Entitäten, welche der globale Imperialismus des Westens auf die Welt
brachte. Nein, das ist keine Denunziation, das ist nur folgerichtig
weiter gedacht, was der Autor zwar nicht "im Sinn", aber in Geist und
Vorstellung parat hat, ob er will, oder nicht.

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