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  • kss

mehr als 1000 Beiträge seit 26.04.2001

Viel zu lang und schwurbelig...

...fällt mir schwer das alles gründlich durchzulesen.

"Es kann also keine Rede davon sein, dass der Kapitalismus in
Anwendung des Prinzips der Konkurrenz auf wirtschaftspolitische
Belange auf "naturgesetzlichem Fundament" stehen würde."

Hier rächt sich dann, dass Herr Räwel sich eine genaue Definition des
Schwurbelwortes "Kapitalismus" erspart hat. Ist ein System mit
Kartellamt und Konkurrenz kein Kapitalismus mehr? Oder ist ein System
ohne Konkurrenz (Monopolkapitalismus) keiner? 

Und was soll der Sinn einer Analyse sein, ob der Kapitalismus
"naturgesetzlich" ist? Jede Gesellschafts- und Wirtschaftsform
heutzutage ist eine von Menschen für Menschen und jede dieser
Gesellschaften ist damit nicht "natürlich", sondern ein Konstrukt in
dem Wünsche, Begierden und Vorstellungen von Menschen eingeflossen
sind.

Sobald Menschen nicht im Überfluß leben (etwa in Nordeuropa, statt im
südamerikanischen Dschungel), beginnen sie sich zu organisieren. Denn
sie sind gezwungen zu wirtschaften und sich gegen fremde Ansprüche zu
verteidigen. Sie beginnen Stammesfürsten hinterherzulaufen, Geld
einzuführen, Gesetze zu erlassen und Steuern zu erheben.

Aus dieser Sichtweise ist ein Gier-Kapitalismus eine durchaus
"natürliche Entwicklung". Der Fürst muss Ressourcen zusammentragen,
schon um sein Reich zu verteidigen. Früher oder später führt eine
technische Entwicklung zu Wirtschaftsfürsten, die diesen entthronen
und die aus reiner Freude immer mehr horten.

Ich würde auch eine Weiterentwicklung als "natürlich" ansehen, denn
mit zunehmender Bildung mögen die Menschen solche Verwerfungen und
daraus resultierende Krisen nicht mehr aktzeptieren. Die Betonung der
Konkurrenz und die Einführung von Kartellämtern war eine solche
Entwicklung, die aber offenbar längst nicht ausreicht.

Aber eigentlich finde ich die Diskussion um "Natürlichkeit"
überflüssig und eher kontraproduktiv. Ebenso wie alle grundlegenden
Systemdiskussionen. Das ist so ein 68-er Ding, alles umkrempeln zu
wollen und dabei die Natur als Argument und Vorbild heranzuziehen und
alles so lange zu drehen, bis es zur eigenen Vorstellung von
"Natürlichkeit" passt. Das hat schon bei der freien Liebe nicht
richtig funktioniert. Und die meisten Kommunen haben sich auch längst
aufgelöst. 

Versuchen wir lieber unser jetziges System besser zu verstehen und
die Ecken und Widersprüche Stück für Stück abzuschleifen. Das ist bei
weitem genug Arbeit und am Ende steht trotzdem was neues und
hoffentlich besseres.

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