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  • bismi

mehr als 1000 Beiträge seit 02.01.2010

Das Keynesianische Märchen von der Binnennachfrage

David Wong, Dozent an der Hang Seng Universität in Hongkong, interpretiert die Ergebnisse als Anzeichen für eine schwierigere Erholung der Binnennachfrage

China ist nicht mehr die Marktwirtschaft wie unter Deng Xiao Ping. Xi Xinping geht in Richtung Keynesianismus, vielleicht sogar in Richtung Sozialismus.

Eine Binnennachfrage muss man nicht ankurbeln. Wettbewerbsfähige Güter aus dem eigenen Land werden gekauft, wenn die Nachfrage dafür da ist. Und aus welchen Gründen sollte denn Nachfrage nicht da sein?

Nachfrage = Bedürfnis + Kaufkraft.

Kaufkraft besteht in der Produktion von Gütern die andere haben wollen, also ihrerseits nachfragen. Wenn man selbst produziert, dann ist diese Bedingung für die Nachfrage schon mal erfüllt.

Bei den Bedürfnissen können wir davon ausgehen, dass sie vorhanden sind, ja mit der Zeit sogar mehr werden. Wer will schon ganz plötzlich trotz wirtschaftlicher Möglichkeiten auf Lebensstandard verzichten und stattdessen leben wie Diogenes?

Wenn jemand seine gegenwärtigen Bedürfnisse einschränkt (Sparen), dann weil er in der Zukunft mehr oder größere Bedürfnisse befriedigen will. Die Güter, die ein Sparer nicht konsumiert, schränken die Binnen-/Nachfrage nicht ein, denn andere werden sich die Ersparnisse leihen und investieren oder konsumieren und später zurückzahlen.

Und es ist unwahrscheinlich, dass alle Menschen (aller Generationen) zugleich ihre Bedürfnisse einschränken. Selbst wenn es so wäre, würden die Güterpreise entsprechend sinken. Bei gesunkenen Preisen denken die Menschen, dass sie trotz Sparen nicht alle Bedürfnisse einschränken müssen und einige doch wieder befriedigen können. Dadurch steigen die Preise wieder bis es zu einem Gleichgewicht zwischen Sparen und Konsumieren kommt.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass alle Menschen dieselben Bedürfnisse zwecks Sparen zurückstellen wollten und demzufolge keiner die Ersparnisse der anderen leihen wollte, würden die Menschen durch die Preis- und Zinsentwicklung erkennen, dass Sparen im Augenblick nicht sinnvoll und wirtschaftlich nicht möglich ist und sie würden stattdessen weiter konsumieren.

Was für Sparen gilt gilt ebenso für Horten:

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Ökonomen unterscheiden zwischen Sparen und Horten von Geld. Gespartes Geld wird sofort verliehen an Menschen, die damit etwas kaufen (zum Konsumieren oder Investieren) und das Geld später mit Zinsen zurückzahlen. Gehortetes Geld hingegen wird dem Geldkreislauf entzogen, weil es nicht verliehen wird. Es wird z.B. „unter dem Kopfkissen“ aufbewahrt. Oft wird Sparen gesagt aber Horten gemeint. Zwischen beiden gibt es in der Tat auch Gemeinsamkeiten.

Man beachte, dass Horten von Geld und Ansammeln (Hamstern) von Gütern völlig unterschiedliche, voneinander unabhängige Vorgänge sind. Wenn Geld gehortet, also dem Geldkreislauf entzogen wird, dann steht eine geringere (mathematische) Geldmenge als Tauschmittel für dieselben produzierten Güter zur Verfügung und folglich sinken die Nominalpreise der Güter einschließlich des Gutes Arbeitskraft (Löhne, Gehälter) und sie werden weiterhin zu den gesunkenen Nominalpreisen produziert und gekauft. Sinkende Preise (Preis-Deflation) sind unproblematisch. Beispiele sind in der Geschichte zu finden und auch bei technischen Produkten (Computer, Fotokameras, Smartphones, …) sind wir daran gewöhnt, dass nach einer populären technischen Innovation die zunächst sehr hohen Preise mit der Zeit dramatisch sinken. Auch sinkende Nominallöhne dürften, erst recht bei gleichbleibenden oder steigenden Reallöhnen, kein Problem sein. Wenn wir uns daran gewöhnt haben, mit steigenden Preisen und Löhnen zu leben, warum sollten wir uns nicht an sinkende Preise und Löhne gewöhnen? Besonders Kleinunternehmer und Selbständige kennen das. Sie sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bereit ihr Einkommen zu senken, um die Firma am Laufen zu halten. Wenn dann ihre Kosten ebenfalls sinken und die früheren Realeinkommen wieder hergestellt oder gar gestiegen sind, dann wird man mit sinkenden Nominaleinkommen und Nominalpreisen kein Problem haben.

Der Wirtschaftskreislauf wird also durch das Horten von Geld nicht geschädigt. Im Moment des Geldentzugs verändert er sich nur mehr oder weniger. Es ist wie ein umgekehrter Cantillon-Effekt. Der Wirtschaftskreislauf funktioniert weiter mit einer geringeren Geldmenge, die dann vielleicht mehr gestückelt werden muss. Veränderungen im Wirtschaftskreislauf kommen nicht durch die geringere Geldmenge an sich zustande sondern durch die unterschiedlichen Bedürfnisse und Nachfragen
1. derer, die Geld gehortet und damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen haben, und somit auf den Konsum von bestimmten Gütern verzichten, und
2. derer, die die dadurch freigewordenen, billigeren Güter konsumieren können.
Da die zweite Gruppe nicht unbedingt dieselben Güter konsumieren will, auf deren Konsum die erste Gruppe verzichtet, muss sich die Wirtschaft entsprechend mehr oder weniger anpassen/umstrukturieren.

Wird Geld gehortet, dann werden die Güter, die die hortenden Menschen deshalb nicht konsumieren, anderen Menschen aufgrund gesunkener Preise überlassen. Wird gehortetes Geld dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt, dann werden Güter, die andere Menschen aufgrund dann gestiegener Preise nicht konsumieren können, den Menschen überlassen, die ihr einstmals gehortetes Geld wieder ausgeben.
Horten einerseits und gehortetes Geld wieder ausgeben andererseits heißt immer, dass einige Menschen die von ihnen deshalb nicht konsumierten Güter anderen Menschen überlassen. Geld horten und später wieder ausgeben ist also genauso wie Sparen de facto ein Kreditgeschäft: ein Tausch gegenwärtiger Güter gegen zukünftige Güter. Beim Sparen entscheidet der Sparer (=Gläubiger/Investor), wem er sein Geld verleiht und damit den Kauf zusätzlicher Güter ermöglicht. Beim Horten hingegen wird der Kauf der zusätzlichen Güter allen anderen Geldbesitzern ermöglicht.

“Saving,” in short, in the modern world, is only another form of spending.
Henry Hazlitt: Economics in One Lesson (1946), page 162

Dieses Zitat von Henry Hazlitt gilt auch für Horten.

Gehortetes Geld ist eine Reserve, die zum Erwerb von Gütern berechtigt. Eine stabile Währung einer hinreichend großen Volkswirtschaft wird auch als Reservewährung bezeichnet.

Horten als Kreditgeschäft funktioniert natürlich nur, wenn nicht alle Menschen gleichzeitig dieselbe Geldmenge horten. In einem solchen Fall würde die Wirtschaft aber auch keinen Schaden nehmen. Sie würde mit der geringeren Geldmenge normalerweise problemlos weiterfunktionieren. Denken wir daran, jede (mathematisch konstante) Geldmenge ist für eine Wirtschaft mit Arbeitsteilung und Tausch geeignet. Jede Geldmenge garantiert Liquidität. Ihre Stückelung muss lediglich an die angebotene Gütermenge angepasst werden.

Wenn allerdings eine verhältnismäßig sehr große Geldmenge dem Geldkreislauf entzogen oder zugeführt wird, dann verändern sich die Preise dermaßen sprunghaft, dass eine Wirtschaftsrechnung zu diesem Zeitpunkt nahezu unmöglich wird. Dies ist leider eine inhärente Eigenschaft einer Geldwirtschaft, die nicht abgestellt werden kann.

The only element of truth in the contention is that any change that is sudden may be unsettling. It would be just as unsettling if consumers suddenly switched their demand from one consumers’ good to another. It would be even more unsettling if former savers suddenly switched their demand from capital goods to consumers’ goods.
Henry Hazlitt: Economics in One Lesson (1946), S. 164

[i]„Wären auf dem Markte schnelle und sprunghafte Preisveränderungen auf der Tagesordnung, dann hätte der Begriff des objektiven Tauschwertes [von Geld] nicht jene Bedeutung erlangen können, die ihm in der Praxis sowohl im Wirtschaftsplan der Konsumenten als im Unternehmungsplan der Produzenten zukommt.“[/i]
Ludwig von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel (1912), S. 112

Auch ohne das Tauschmittel Geld kann man in einer Welt, in der die Zukunft unsicher ist, nie eine hundertprozentig sichere Wirtschaftsrechnung machen.

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