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  • BERBERJESUS

mehr als 1000 Beiträge seit 29.10.2015

Kontraproduktiv? Ich denke nicht, denn es geht auch um kognitive Dissonanzen

die bei den streng staatsmedientreuen, putinsupportenden Russen erst aktiv erzeugt werden müssen. Nur wenn nämlich auch die irgendwann damit beginnen, sich zu fragen, warum ein "nichtkriegerischer Spezialeinsatz zur Auslöschung des ukrainischen Naziregimes unter der brutalen Gewaltherrschaft eines komödiantischen Juden" solche Konsequenzen für ihr Leben haben kann, kommen die mal halbwegs auf die richtige Spur.

Die jungen urbanen, netzaffinen Russen (natürlich nur die außerhalb der Putler-Jugend, für die Putlers gilt das Nachfolgende freilich nicht) zwischen 14 und 40 Jahren muss man ja gar nicht mehr mit dem Holzhammer auf irgendwas hinweisen. Die meisten finden offensichtlich entsetzlich was geschieht. Viele schämen sich. Die demonstrieren, werden verhaftet... U. a. weil sie das Wort "Krieg" benutzen...

Das Problem in Russland ist nicht jung und urban. Diese Lebenwelt unterscheidet sich nicht signifikant von der im Westen. Das russische Problem ist alt, ländlich und weniger gebildet.

Und es gibt leider keine wirksamen Sanktionen, die geeignet sind, Druck auf das Putin-Regime auszuüben und die Bevölkerung gänzlich aussparen. Wenn es die gäbe, hätte man sie schon längst ergriffen nach 2014. Und selbst wenn es noch möglich wäre - microchirurgische Wirtschaftssanktionen reichen nicht mehr in der aktuellen Lage, weil sie die zunehmend gewünschte Breitenwirkung nicht entfalten.

Die Sanktionen sind der Versuch unter Putins Dach zum Feuerlegen zu animieren. Wir werden sehen. Nicht kurzfristig, in den nächsten Wochen. Sondern langfristig über Monate und ziemlich sicher Jahre. Das nun einmal in Gang gesetzte Sanktionsregime wird dafür sorgen, dass in Russland die Luft innenpolitisch noch dünner wird. Die einzige Antwort, die das Putin-Regime darauf geben können wird, wird noch mehr Repression sein.

Der Westen muss auch meines Erachtens nach keine Angst haben, die Russen in chinesische Arme zu treiben. Das könnte langfristig sogar die Situation in Europa befrieden. Bei Problemen mit Moskau kann man dann direkt über Peking gehen. In den russisch-chinesischen Beziehungen ist schon heute unzweifelhaft determiniert, wer der Koch und wer der Kellner ist. Augenhöhe können die Russen da vergessen. Das absolut dominierende Hauptinteresse der Chinesen mit Europa ist und bleibt auf ewig friedlicher Handel. Russische Unruhestiftung in der eurasischen Provinz in der jetzigen Form wird man in Peking künftig nicht mehr dulden, wenn die neue Seidenstraße richtig rund läuft. Die Chinesen müssen die Russen nur noch bei den Eiern und an der Gurgel packen, indem nun unter dem Druck der internationalen Sanktionen die ökonomische Abhängigkeit von China einseitig vergrößert wird. Dann hat China endlich gewonnen.

Putin steckt nun in der Sackgasse. Mit der freien, westlichen Welt, hat er es sich nun endgültig verscherzt. Was ihm mit den Chinesen blüht, dürfte er ahnen. Der Angriff auf die Ukraine dürfte aber das letzte Mal gewesen sein, dass Russland zum Imperium spielt. Das Spiel ist aus, bevor es der Powerplayer begonnen hat.

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