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  • Demokratix

mehr als 1000 Beiträge seit 02.11.2007

Re: Nein, Median und Median!

SoShy schrieb am 08.06.2022 03:04:

Also mein Lieber, Sie sind schon ein lustiger Vogel, wissen Sie das?

Ich würde, so schreiben Sie: "gerade mal an der Oberfläche kratzen", Das bei einer Thematik die Ihnen offensichtlich fremd war und die sie einfach um so viele weitere Fragen erweitern ohne auch nur verstanden zu haben oder vielleicht wenigstens verstehen zu wollen, was der Median Vergleich eigentlich bedeutet.

Zugute halte ich Ihnen, dass Sie wenigstens eine Frage gestellt hatten. (Den Link hatte ich kopiert, aber vergessen anzuhängen).

Also, was ich Ahnungsloser seit 2010 getan habe ist folgendes:

Ich hatte mir die Untersuchung zur Haushalts Vermögensaufstellung der EZB in den europäischen Ländern herunter geladen und auch gelesen (etwas mehr als 100 Seiten). Auch die Voraussetzungen der Studie habe ich gelesen. Auch wie und vom wem sie erstellt wurde habe ich gelesen. Das war circa 2010 und seitdem verfolge ich das Thema und versuche es hier und da meinen Mitmenschen näher zu bringen. Aber die wollen das eher nicht verstehen. Die meisten verstehen nicht einmal, was das bedeutet wenn der Median in einem Land bei der Hälfte des anderen Landes liegt, aber das arithmetische Mittel in dem abgehängten Land höher ist. (Richtig: Hohe Ungleichheit).

Die Auflistung der EZB wurde in den meisten Ländern der EU erstellt , war äusserst umfangreich und es wurde selbstverständlich nach Median und Arithmetischen Durchschnitt unterschieden. Beide Werte waren aufgeführt, die Haushaltsgrösse war aufgeführt, die Anzahl der Kinder und einiges mehr.

Darüber hinaus, war die Studie in jeweils 10tel eingeteilt. Sortiert nach Vermögen und mit den jeweiligen Werten des entsprechenden Zehntels.
Also, pro Land, z.B.:

- oberstes Zehntel, A-Durchschnitt 450.000. Haushaltsgrösse 4 Personen,, etc.
- Zweites Zehntel. 350.000 €, etc.
- ....
... bis zum letzten Zehntel.
Und genau zwischen dem 5. und dem 6 Zehntel liegt der Median, natürlich.

Das heißt man hat nicht nur den Median sondern auch die Verteilung der Vermögen. Das heißt auch man kann die Vermögensunterschiede innerhalb eines Landes ziemlich exakt verfolgen. (bis auf die Elitenklasse, die geht erstens unter und wird zweitens so eine Studie eh nie ausfüllen müssen).

AHA! Dann ist der Median falsch! -- Nein, denn für den Median ist das komplett egal,. nur das arithmetische Mittel wird durch falsche, fehlende Zahlen der oberen 1 % beeinflusst.

Der Gini Koeffizient, der die Ungerechtigkeit ebenso wie die Zehntelgruppierung darstellt, ist für die Linken ja immer sehr wichtig und wenn dieser Unterschied hoch ist, ist ihr Unrechtsbewusstsein am der Ende seiner Kapazität angekommen. Dann stellt man das Denken ein, denn länderspezifische Daten zu vergleichen, verstösst gegen die Narrative und wäre bestimmt rassistisch. (Obwohl die EZB, das einmal wissen wollte. Aber den Fehler macht sie nie wieder, denn sie kamen ja zu dem selben Schluss wie ich auch. Und das stört.).

Aber weit gefehlt, die deutschen Durchschnittsbürger werden eben zweimal gemolken. Einmal von Ihrem Staat und über dessen Steuersätze, zum anderen über die Umverteilung der EU und durch die weit geringer Besteuerung der Südländer. Würden diese Ihre Bevölkerung genauso drastisch besteuern wie D. wäre Ihre Verschuldung viel geringer.

Wieso kann der deutsche Staat seine Schuldverschreibungen so preiswert anbieten? Weil er ein reicher Staat ist und die Gläubiger davon ausgehen, der deutsche Staat wird seine eigenen Bürger gnadenlos zur Kasse bitten. Natürlich nicht die reichen, für die hat man Steuererleichterungen ohne Ende eingebaut. Aber eben den gesamten Rest.

Wieso muss die EU Italienische (und andere Staatsanleihen) stützen? Weil der italienische Staat nicht im Traum daran denkt seine eigenen Bürger genauso rigoros zu besteuern, wie das die Deutschen tun. Und selbst wenn es entsprechende Steuergesetze geben sollte, werden sie oft genug, nicht kontrolliert. In ganz Rom z.B. wohnen 20-30 jährige Singles mit besseren Gehältern in Wohngemeinschaften zur Miete. Rom ist teuer. Die Einkommen aus den Mieteinnahmen müssten natürlich versteuert werden, aber es gibt keinerlei Kontrolle. Niemand weiß, dass der Luigi in seiner grossen Appartment Wohnung, drei Zimmer für 1500 Euro weiter vermietet hat und keiner will das wissen. Also versteuert Luigi die 18.000 € eben nicht. (Quelle, Freunde die ein Jahr lang in Rom arbeiteten). Das ist in Deutschland so gut wie ausgeschlossen.

Der Verteilung des Median stellt also vor allem eine Frage:

Wieso soll ein hoch besteuerte Anwohner mit wenig Vermögen des Landes A dafür zahlen, dass ein gering besteuerter Anwohner mit dem doppelten Vermögen im Land B, auch noch unterstützt werden muss?

Solidarität hat doch mal bedeutet, die Stärkeren sollen die Schwachen stützen. Die mit der Hälfte des Vermögens sind eindeutig die Schwächeren, oder kann man das irgendwie anders formulieren? Sieht man auf den Median (oder falls man das nicht möchte auf die Einteilung in Zehntel) bleibt doch nur ein Schluss:

Die armen Bürger von Staat A müssen die vermögenden Bürger von Staat B subventionieren. Die Steuer und Abgabenhöhen belegen das zusätzlich. Deutschland hat, nach Belgien, die höchsten Werte aller Industrieländer. Und die Höhe des Vermögens ist das Ergebnis der Netto Einkommen Situation. Die Frage, wieso die Bürger eines Landes mit geringerem Durchschnittseinkommen ein höheres Vermögen haben, ist dadurch beantwortet.

Das Netto-Median-Äquivalenzeinkommen in Italien ist geringer als in Deutschland.

Natürlich spiele auch andere Faktoren eine Rolle, aber der oben genannte ist - soweit ich das überblicke - der hauptsächliche Faktor.

Auch innerhalb der Verteilung in DE. selbst, spielen Steuern und Abgabenhöhe die Hauptrolle.

Erst wer ein planbares Einkommen von > 80.000 - 90.000 p.a. hat, kann in Deutschland zahllose Steuerersparnismodelle nutzen, darunter zahlt man sich (Single, kinderlos) dumm und dusselig . Deshalb sind in D. die hohen Vermögen ständig am Wachsen und bei den unteren 65-70% verändert sich kaum etwas. Jedenfalls nicht zum Besseren. Das Median Haushaltsvermögen ist in D im Laufe der Zeit sogar gesunken! Und das ohne Berücksichtigung der Inflation. Da kann man seit 2010 und konservativ gerechnet irgendetwas um die 20 % abziehen. (Echte Inflation, nicht Warenkorb).

Das kann man so unterschreiben. Aber das hat selbst Habeck erkannt und auch das Problem: Eine spürbare Entlastung der mittleren und unteren Einkommensgruppen geht nur, wenn die höheren stärker belastet werden. Ich kenne im moment (ausser der Linken) keine Partei, die dies in Angriff nehmen würde.

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