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mehr als 1000 Beiträge seit 01.05.2022

Das Elend der VWL/BWL

Wissenschaft soll ihren Gegenstand erklären, nicht Partei für ihn ergreifen. Die VWL macht Letzteres. Das Resultat ist das, was man wissenschaftstheoretisch als "Funktionsfehler" kennt.
Beim Funktionsfehler wird nicht der Gegenstand erklärt, also nicht dessen Eigenschaften und Gesetzmäßigkeiten analysiert, sondern seine Funktion für. Geld ist dann, dass man "damit kaufen kann", ein Auto ist das man damit fahren kann usw..
Geld hat Funktionen, fällt aber nicht in eins mit seinen Funktionen.

Soweit zum grundsätzlichen Fehler.

Der Artikel hat die Konjunktur zum Sorgeobjekt. Also das "Funktionieren" der Ökonomie im Interesse des Betrachters. Die kapitalistische Ökonomie wird als im Prinzip taugliches Instrument aufgefasst, was sich ja schon angesichts der immer wieder zu betreuenden Schwierigkeiten ein wenig blamiert.
Jetzt steht wieder eine Rezession an. Anstatt zu erklären (der vom Autor gemachte Versuch ist untauglich), warum die notwendigerweise ansteht, welche Gesetzmäßigkeiten da zum Zuge kommen, macht sich der Autor dran, ein Szenario zu entwerfen, in dem die Rezession nicht sein müsste. Kurz: die Realität wird an ihrem Ideal blamiert.

Kapitalisten produzieren um ihr Eigentum zu vermehren. Das Mittel um in der Konkurrenz gegen ihresgleichen zu bestehen, ist billiger anzubieten und Marktanteile auf sich zu ziehen. Billiger anbieten kann man auf Dauer nur, wenn man den Kostpreis der Ware senkt. In letzter Konsequenz geht das nur darüber, dass man den (bezahlten) Aufwand, also die Lohnkosten senkt.
Der einzelne Kapitalist spart also an seinen Kosten und verringert darüber die Zahlungsfähigkeit, die er stiftet, möchte aber auf eine vermehrte Zahlungsfähigkeit zugreifen, schließlich will er ja verkaufen, und das über Kostpreis. Diesen generellen Widerspruch kann man nicht auflösen, man kann ihm aber eine Verlaufsform geben, bei der die zu geringe Zahlungsfähigkeit durch Kredit erweitert wird. Das machen Kapitalisten ohnehin schon immerzu untereinander, Banken schöpfen fleißig Giralgeld Zahlungsversprechen trennen Zahlung und Kauf usw..
Letztlich ist der Kredit der vorweggenommene Gewinn, der sich fragen lassen muss, ob er denn überhaupt zu realisieren ist. Solange ein Zahlungsversprechen als glaubwürdig gilt (Kredit = Vertrauen) funktioniert es anstelle der Zahlung. Kommen Zweifel auf, und der Verkäufer besteht auf der Zahlung, platzt das Versprechen evtl.. Wenn das verallgemeinert wird, nennt man es Krise.

Staatlicher Kredit ändert an der Sache nichts prinzipiell. Als Schuldner ist der Staat zwar etwas solider als ein einzelnes Unternehmen, schließlich kann er die gesamte Gesellschaft für seine Schulden haftbar machen.

Jetzt plädiert der Autor für die Aufnahme von Schulden um das Geschäft anzukurbeln, dass allerdings wegen Überakkumulation an seine Grenzen gekommen ist. Die Grenze lässt sich zwar mit der Ausweitung des Kredits verschieben, allerdings hat das seinen Preis. Das Geld verliert seinen Wert.

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