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  • Rainald Koch

mehr als 1000 Beiträge seit 11.01.2007

84% --> 0,2 %

Im Durchschnitt dauert es nach einer maritimen Hitzewelle nämlich mindestens zehn Jahre, bis sich die Korallengemeinschaften wieder erholen, "thermische Refugien" sind Gebiete, in denen solche tödlichen Hitzewellen künftig seltener als einmal in zehn Jahren auftreten. Aktuell liegen 84 Prozent aller Korallenriffe in solch thermischen Refugien. Steigt globalen Temperaturen jedoch um durchschnittlich 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, liegen nur noch 0,2 Prozent der Korallenriffe in solchen Refugien.

Unglaublich? Das Problem liegt beim zweiten Komma, das eigentlich ein Punkt sein sollte, oder besser ein Absatzwechsel. Die Beobachtung hinter dem ersten Satz hat nämlich mit den "thermische Refugien" der vorliegenden Arbeit wenig zu tun. Deren Definition ist entweder unglücklich oder vorsätzlich so gebaut, um ein möglichst schrilles Ergebnis verkünden zu können:

Thermal stress is calculated using the cumulative thermal stress metric Degree Heating Weeks (DHW), which is the rolling 12-week sum of SST anomalies at least 1°C higher than the long-term maximum monthly mean (MMM).

Indem die Autoren nur die SST-Erhöhung oberhalb 1 K berücksichtigen, erzeugen sie einen Parameter, der sehr stark von der globalen Temperatur abhängt. Für den Status Quo kommen sie auf paradiesische 84 %, weil die aktuelle globale Erwärmung von 1,1 K (realisiert überwiegend in hohen Breiten) die tropische Sea-Surface Temperatur um deutlich weniger als 1 K erhöht. Ob die willkürliche Steilheit des Parameters die der Physiologie der Korallen widerspiegelt, ist nicht Gegenstand der Arbeit, die deshalb in die Tonne gehört.

Mit solchen Werken beschädigen die Autoren die Glaubwürdigkeit ihrer Kollegen, die mit sauberer Arbeit zu weniger spektakulären, aber ebenso bedrückenden Ergebnissen kommen.

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