nämlich die Reproducibility Crisis. Auch wenn Herr Unzicker nur die Physik fokussiert, wo diese nicht ganz so stark ausgeprägt ist wie in anderen Bereichen.
In der Biomedizin sind 70% der Studienergebnisse nicht reproduzierbar laut Metastudien. Wie sich diese Zahl entwickelt hat vom Beginn des 20 Jhdt. an wäre mal interessant zu durchleuchten. Denn gute Wissenschaft und Grundlagenwissenschaft basiert zu allererst darauf, dass konkurrierende Gruppen die gleichen Ergebnisse erreichen. Und das ist garnicht so häufig wenn es um Raumtemperatursupraleiter, Dunkle Materie, Gravitationswellen, Quantencomputing etc. geht.
Natürlich könnte man argumentieren auch bei Startups gehen 90% bankrott und Wissenschaft ist ähnlich ein Risikospiel, Trial & Error, Zufall, was sicherlich stimmt. Für den Fortschritt einer Community ist dieser Reproduktion aber entscheidend, weil, wie Hossenfelder schreibt, sich sonst bestimmten Blüten oder Kulturen in bestimmten Gebieten entwicklen können und man in der Pseudo- oder Metawissenschaft landet statt dem Erkenntnisfortschritt.
Allgemein stimme ich Unzicker aber nicht zu, dass Grundlagenforschung der Hauptzweck von Wissenschaft ist. Die besten wiss. Theorien haben sehr hohe technologische Komplexität ermöglicht worauf letztendlich unsere ganze Zivilisation begründet ist. In der Kosmologie ist noch mehr unerforscht als in der Halbleiterphysik. Trotzdem sind wir in der Kosmologie vermutlich methodisch und theoretisch bald am Ende der irdischen und menschlichen Möglichkeiten und am epistemologischen Ereignishorizont, Stichwort evolutionäre Erkenntnistheorie. Und, technologische Komplexität ist sehr sehr eng verzahnt mit Reproduzierbarkeit. Eine CPU ist ein extrem mächtiger Klumpen Silizium, die Kernspaltung oder Quantencomputing theoretisch extrem tiefe Bereiche der angewandten Physik aus denen man vermutlich mehr gelernt hat über die Grundlagen der Physik als wenn man Sie rein grundlagenorientiert untersucht hätte. Die Kernfusion der Sonne kann man auf einem Blatt Papier umreisen, so wurden anekdotisch auch die Politiker von den Teilchenphysiker zum nächsten Teilchenbeschleuniger überredet. Aber die Kernfusion auf der Erde stattfinden zu lassen ist eben 100x schwerer und herausfordernder als sie grundlegend zu verstehen oder basierend auf bekannten grundlegenden Quanteneffekten einen Computer zu konstruieren.
Will sagen, die Erreichung technologischer Komplexität ist oft überhaupt erst ein Kriterium, dass man grundlegende Faktoren richtig verstanden hat bzw. deren Einfluss zu Tage fördert. Und natürlich bedarf das Durchdringen des Ereignishorizontes immer ausgefeilterer Technologien, v.a. in der Physik.
Beim mRNA Vakzin weiss man nicht so recht, ob es überhaupt viel macht ausser schwere Erkrankungen bei manchen zu verhindern, es wurde angedeutet zuerst es schützt vor Weitergabe und kein mehrfaches Boostern ist nötig... Verstanden technologisch scheint hier wenig, warum dann langfristige Nebenwirkungen ausgeschlossen werden können, wenn langfristige Wirkungen nicht verstanden wurden, erschliesst sich mir nicht. Ich möchte dessen mögliche Wirkung und Weise mal bei wirklich schweren Krankheiten technologisch vorgeführt bekommen, Ebola, HIV etc., die nicht nur hptsl. Menschen über der Lebenserwartung gefährden und bei diesen scheint die starke Wirkung ja dann nicht reproduzierbar bestätigt werden zu können, sondern die Gesundheitsstatistiker streiten sich dann über Übersterblichkeiten, Impfdurchbrüche gibt es zu Hauf und auch betagte geimpfte Coronatote und bestärken eher die 70% Nichtreproduzierbarkeit.
Das Buch kann natürlich trotzdem interessant sein, aber im Interview hat dieser Punkt denke ich völlig gefehlt. Wie gesagt, ein wichtiger Ansatzpunkt wäre mal historisch zu untersuchen, wie sich die Reproduktion über Dekaden entwickelt hat, das könnte man mit bibliographischen Methoden aufgrund der Digitalisierung auch wohl recht gut. Dann muss man fragen, ob das Fördersystem überhaupt Unis und Wissenschaftler fördert, die reproduzierbare arbeiten oder den scheinbar größten Impact haben in ihren Zitierkartellen. Da liegt vielleicht der Hase begraben...