Der Artikel schon in 1999, beweist, das es immer nur um den Raub von
Vermögen insbesondere Immobilien ging.
Der Artikel bezieht sich auf allerbeste Quellen wie auch ICG usw..
Protektorat Kosovo
Eine ehrenwerte Gesellschaft
Von Peter Schwarz
31. August 1999
Eine "zivile" und "demokratische" Gesellschaft solle im Kosovo
aufgebaut werden, lautet die offizielle Begründung für die
Verwandlung der Provinz in ein Protektorat der Großmächte. Drei
Monate nach Einmarsch der Nato-Truppen zeichnen sich die ersten
Umrisse dieser Gesellschaft ab - selbst im schlimmsten Alptraum
könnte man sich kein abstoßenderes Szenario vorstellen.
Über die Vertreibung der nicht-albanischen Einwohner hat das wsws
bereits berichtet. Von den ursprünglich 200.000 serbischen Bewohnern
sind nur 30.000, von den 30.000 bis 40.000 Roma 7.000 übriggeblieben
- und die Fluchtwelle hält weiter an. Täglich werden drei bis fünf
Personen umgebracht, in den ersten beiden Monaten der Nato-Besatzung
rund 250. Das sind weit mehr als in den Wochen vor Beginn des
Nato-Krieges.
Von den Medien wird die Welle von Vertreibungen und Gewalt in der
Regel unter den Sammelbegriff "ethnische Säuberungen" eingeordnet,
als handle es sich unterschiedslos um ethnisch motivierte Rache- und
Gewaltakte. Studiert man sorgfältig die Berichte und Reportagen aus
verschiedenen Gebieten des Kosovo, so ergibt sich ein wesentlich
differenziertes Bild.
Ethnische Motive dienen vielerorts nur als Vorwand für eine
rücksichtslose Umverteilung von Eigentum. Dabei werden nicht nur
"Serben" von "Albanern" und "Albaner" von "Serben" drangsaliert -
diese Begriffe selbst sind irreführend, weil sie alle sozialen
Unterschiede verwischen -, sondern auch Albaner von Albanern.
Anschaulich geschildert wird dies in einem Bericht des amerikanischen
Institute of War & Peace Reporting aus Pristina vom 17. August.
"Konflikte um Wohnungen, Geschäfte und anderes Eigentum," heißt es
dort, "die zwischen Albanern und Serben ebenso wie innerhalb der
albanischen Gemeinschaft ausgetragen werden, führen oft zu Gewalt.
Zurückkehrende Flüchtlinge, die ihr Obdach verloren haben, erheben
Anspruch auf Häuser in serbischem Besitz, und zwingen die Bewohner
zum Auszug. Albaner, die zu einem früheren Zeitpunkt von serbischen
Gerichten zur Räumung ihrer Wohnungen gezwungen wurden, fordern diese
von den serbischen Nutznießern der Gerichtsurteile zurück, um dann
festzustellen, dass eine andere albanische Familie schneller war."
Bei dem Kampf um Wohnungen und Häuser geht es längst nicht mehr nur
um die Sicherung eines Dachs über dem eigenen Kopf, er ist zu einem
einträglichen Geschäft geworden. "Die albanische Mafia, die sich als
Freiheitskämpfer ausgibt, hat die ‚ethnische Säuberung‘ des Kosovo in
ein lukratives Geschäft verwandelt," berichtet der britische Observer
vom 15. August. Jugendliche, die sich einbildeten, sie führten im
Auftrag der UCK Racheakte an Serben durch, würden in Wirklichkeit von
der Mafia manipuliert und für Wohnungsschiebereien missbraucht:
"Dabei wird der Zugang zu leerstehenden Gebäuden für 400 DM an
obdachlose ethnische Albaner verkauft."
Noch gewinnbringender als diese Schiebereien ist die Vermietung von
Wohnungen und Häusern an die internationalen Militärs,
Verwaltungspersonen und Mitarbeiter von Hilfsagenturen. Die etwa
50.000 Personen, die mittlerweile im Kosovo stationiert sind, ziehen
einen stetigen Strom von internationalen Devisen nach sich und haben
sich zum Mittelpunkt der Ökonomie entwickelt. Während ein Professor
an der Universität Pristina 200 DM im Monat verdient, bringt es ein
Dolmetscher oder Fahrer für internationale Organisationen immerhin
auf das Sechsfache. Der schnellste Weg zum Reichtum führt aber über
Immobilien: Für die Miete der knappen Wohnungen und Häuser werden von
internationalen Organisationen monatlich zwischen 1000 und 12.000 DM
hingelegt.
Während das Gerangel um Wohnungen und Häuser im Zweilicht ungeklärter
Besitzverhältnisse und krimineller Strukturen stattfindet, entwickelt
sich der Kampf um das Staatseigentum, das formal immer noch der
serbischen Regierung in Belgrad untersteht, auf höchster Ebene. "Die
provisorische Regierung Thaci," meldet die Neue Zürcher Zeitung vom
23. August, "setzt offensichtlich alles daran, die Kontrolle über den
gesamten staatlichen Besitz zu erringen, der jetzt nach ihrer Lesart
nicht mehr Serbien gehört, sondern der Republik Kosovo. Sie verhält
sich dabei entsprechend den alten kommunistischen Mustern der
Machtausübung: bürokratische Zentralisierung der Gewalt im
Staatsmonopol, Pfründenverteilung an Getreue."
Auch die International Crisis Group, eine internationale Institution,
die von zahlreichen Regierungen unterstützt wird, sieht die
gegenwärtigen Machtkämpfe im Kosovo in diesem Zusammenhang. "Die
Führer der ethnischen Albaner stimmen zwar im Ziel eines unabhängigen
Kosovo überein," heißt es in einem Bericht der ICG vom 28. Juni,
"aber sie sind durch persönliche und ideologische
Meinungsverschiedenheiten, kleinliche Rivalitäten und Machthunger
tief gespalten... Letztlich dreht sich der Konflikt zwischen den
verschiedenen Gruppierungen der ethnischen Kosovo-Albaner mehr um
persönliche als um ideologische Rivalitäten."
In diesem Kampf aller gegen alle gelangen unweigerlich die
rücksichtslosesten, korruptesten und kriminellsten Elemente an die
Spitze der Gesellschaft. Ein Bericht der Frankfurter Rundschau vom
28. August aus Pristina vermittelt einen Eindruck über das soziale
Klima, das gegenwärtig in der Hauptstadt des Kosovo herrscht.
Stephan Israel berichtet über "glitzernd neue Fahrzeuge", die
tagsüber die Straßen im sommerlich heißen Pristina verstopfen. An
Bord seien "oft junge Männern, mit dunklen Sonnenbrillen und wenig
gesprächig". Drogen aller Art seien zu Spottpreisen zu bekommen, "ein
Indiz, dass das organisierte Verbrechen in Kosovo derzeit besonders
leichtes Spiel hat". Mehr als drei Monate nach der Ankunft der
Nato-Friedenstruppen sei der Kosovo noch immer ein rechtsfreier Raum.
Früher hätten kosovarische Geschäftsleute die serbischen Behörden
bestochen. Nach deren Abzug seien nun "verschiedene Gruppierungen
schon dabei, den Markt neu aufzuteilen. Kleinunternehmer müssen
Schutzgelder abliefern, doch niemand spricht offen darüber. Einige
‚Steuereintreiber‘ geben sich als Vertreter der provisorischen
Übergangsregierung des UCK-Kommandanten Hashim Thaci aus. Andere
kommen im ‚Auftrag‘ rivalisierender Gruppierungen." Der Bericht
schließt mit der Bemerkung: "Die Gefahr droht, dass Kosovo ein
Balkan-Sizilien oder, noch schlimmer, ein Mini-Russland wird."
All das findet unter den Augen der Nato-Truppen und der UN-Verwaltung
statt. Natürlich behaupten diese, sie bemühten sich, die Kriminalität
einzudämmen und funktionierende Verwaltungs-, Rechts- und
Polizeistrukturen aufzubauen. Aber das ist genau so glaubwürdig, wie
ihre frühere Behauptung, die Bombardierung Jugoslawiens werde die
ethnischen Konflikte im Kosovo beenden.
Letztlich ergibt sich das Anwachsen von Korruption und Kriminalität
aus der Logik des kapitalistischen Eindringens in Osteuropa, das im
Namen der persönlichen Bereicherung, des skrupellosen Egoismus und
der Ablehnung jeder sozialen Verantwortung vor sich geht. Um dem
Widerstand der lokalen Bevölkerung zuvorzukommen, verbünden sich die
westlichen Mächte regelmäßig mit den rechtesten und korruptesten
Elementen. Das beweist ein Blick nach Russland, wo Boris Jelzin als
Betrüger am Pranger steht, oder nach Bosnien, wo nach jüngsten
Berichten eine Milliarde Dollar Hilfsgelder in dunklen Kanälen
verschwunden sind.
Im Kosovo hat sich dieser Prozess aufgrund des Krieges nur wesentlich
schneller und gründlicher vollzogen als anderswo. Der Infektionsherd,
der so entstanden ist, droht nicht nur den Balkan, sondern auch ganz
Europa zu vergiften.
Die UCK, der wichtigste Partner der Nato im Kosovo, ist eng mit der
albanischen Mafia verknüpft. Ihre Verbindungen zur organisierten
Kriminalität waren schon lange vor dem Kosovokrieg ein offenes
Geheimnis. Albanische Mafiaclans, die nicht nur aus dem Kosovo,
sondern auch aus Albanien und Montenegro operieren, gelten in
europäischen Polizeikreisen inzwischen als die gefährlichste Form der
organisierten Kriminalität. Sie zeichnen sich laut einem Bericht des
Bundeskriminalamts durch "extreme Gewaltbereitschaft" und "äußerst
massive und brutale Gewaltausübung" aus. Archaische
Stammesstrukturen, die sich in der Rückständigkeit und Armut
Albaniens und des Kosovo erhalten haben, sorgen für einen engen
Zusammenhalt der Clans, die sie befähigt, äußerst effektive,
europaweite Netze zu spannen.
Laut Spiegel, der diesem Thema am 2. August einen umfangreichen
Artikel widmete, floss schon lange vor dem Kosovokrieg ein Teil der
Gelder, die durch Drogenhandel, Prostitution, Menschenschmuggel und
bandenmäßigen Einbruch zusammenkamen, direkt an die UCK. "Verdächtige
Einbrecher gaben in Verhören zu, dass sie zwischen ,10 und 15 Prozent
der Beute‘ als Spende abliefern mussten."
Das hat die Nato nicht daran gehindert, der UCK faktisch zu einem
eigenen Staat zu verhelfen. Aus dem Kosovo, Albanien und Mazedonien
kann die Mafia seither nahezu unbehelligt operieren. An der
süditalienischen Adriaküste, die mit Schnellbooten in kurzer Zeit zu
erreichen ist, findet Nacht für Nacht ein regelrechter Krieg statt.
Schmuggler und Schieber in gepanzerten Fahrzeugen liefern sich
Verfolgungsjagden mit der italienischen Polizei, wobei regelmäßig
scharf geschossen wird.
Hätte die Nato Sizilien gewaltsam von Italien "befreit" und die Macht
an die örtliche Mafia ausgehändigt, das Ergebnis hätte nicht
verheerender sein können.
http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/koso-a31.shtml
Vermögen insbesondere Immobilien ging.
Der Artikel bezieht sich auf allerbeste Quellen wie auch ICG usw..
Protektorat Kosovo
Eine ehrenwerte Gesellschaft
Von Peter Schwarz
31. August 1999
Eine "zivile" und "demokratische" Gesellschaft solle im Kosovo
aufgebaut werden, lautet die offizielle Begründung für die
Verwandlung der Provinz in ein Protektorat der Großmächte. Drei
Monate nach Einmarsch der Nato-Truppen zeichnen sich die ersten
Umrisse dieser Gesellschaft ab - selbst im schlimmsten Alptraum
könnte man sich kein abstoßenderes Szenario vorstellen.
Über die Vertreibung der nicht-albanischen Einwohner hat das wsws
bereits berichtet. Von den ursprünglich 200.000 serbischen Bewohnern
sind nur 30.000, von den 30.000 bis 40.000 Roma 7.000 übriggeblieben
- und die Fluchtwelle hält weiter an. Täglich werden drei bis fünf
Personen umgebracht, in den ersten beiden Monaten der Nato-Besatzung
rund 250. Das sind weit mehr als in den Wochen vor Beginn des
Nato-Krieges.
Von den Medien wird die Welle von Vertreibungen und Gewalt in der
Regel unter den Sammelbegriff "ethnische Säuberungen" eingeordnet,
als handle es sich unterschiedslos um ethnisch motivierte Rache- und
Gewaltakte. Studiert man sorgfältig die Berichte und Reportagen aus
verschiedenen Gebieten des Kosovo, so ergibt sich ein wesentlich
differenziertes Bild.
Ethnische Motive dienen vielerorts nur als Vorwand für eine
rücksichtslose Umverteilung von Eigentum. Dabei werden nicht nur
"Serben" von "Albanern" und "Albaner" von "Serben" drangsaliert -
diese Begriffe selbst sind irreführend, weil sie alle sozialen
Unterschiede verwischen -, sondern auch Albaner von Albanern.
Anschaulich geschildert wird dies in einem Bericht des amerikanischen
Institute of War & Peace Reporting aus Pristina vom 17. August.
"Konflikte um Wohnungen, Geschäfte und anderes Eigentum," heißt es
dort, "die zwischen Albanern und Serben ebenso wie innerhalb der
albanischen Gemeinschaft ausgetragen werden, führen oft zu Gewalt.
Zurückkehrende Flüchtlinge, die ihr Obdach verloren haben, erheben
Anspruch auf Häuser in serbischem Besitz, und zwingen die Bewohner
zum Auszug. Albaner, die zu einem früheren Zeitpunkt von serbischen
Gerichten zur Räumung ihrer Wohnungen gezwungen wurden, fordern diese
von den serbischen Nutznießern der Gerichtsurteile zurück, um dann
festzustellen, dass eine andere albanische Familie schneller war."
Bei dem Kampf um Wohnungen und Häuser geht es längst nicht mehr nur
um die Sicherung eines Dachs über dem eigenen Kopf, er ist zu einem
einträglichen Geschäft geworden. "Die albanische Mafia, die sich als
Freiheitskämpfer ausgibt, hat die ‚ethnische Säuberung‘ des Kosovo in
ein lukratives Geschäft verwandelt," berichtet der britische Observer
vom 15. August. Jugendliche, die sich einbildeten, sie führten im
Auftrag der UCK Racheakte an Serben durch, würden in Wirklichkeit von
der Mafia manipuliert und für Wohnungsschiebereien missbraucht:
"Dabei wird der Zugang zu leerstehenden Gebäuden für 400 DM an
obdachlose ethnische Albaner verkauft."
Noch gewinnbringender als diese Schiebereien ist die Vermietung von
Wohnungen und Häusern an die internationalen Militärs,
Verwaltungspersonen und Mitarbeiter von Hilfsagenturen. Die etwa
50.000 Personen, die mittlerweile im Kosovo stationiert sind, ziehen
einen stetigen Strom von internationalen Devisen nach sich und haben
sich zum Mittelpunkt der Ökonomie entwickelt. Während ein Professor
an der Universität Pristina 200 DM im Monat verdient, bringt es ein
Dolmetscher oder Fahrer für internationale Organisationen immerhin
auf das Sechsfache. Der schnellste Weg zum Reichtum führt aber über
Immobilien: Für die Miete der knappen Wohnungen und Häuser werden von
internationalen Organisationen monatlich zwischen 1000 und 12.000 DM
hingelegt.
Während das Gerangel um Wohnungen und Häuser im Zweilicht ungeklärter
Besitzverhältnisse und krimineller Strukturen stattfindet, entwickelt
sich der Kampf um das Staatseigentum, das formal immer noch der
serbischen Regierung in Belgrad untersteht, auf höchster Ebene. "Die
provisorische Regierung Thaci," meldet die Neue Zürcher Zeitung vom
23. August, "setzt offensichtlich alles daran, die Kontrolle über den
gesamten staatlichen Besitz zu erringen, der jetzt nach ihrer Lesart
nicht mehr Serbien gehört, sondern der Republik Kosovo. Sie verhält
sich dabei entsprechend den alten kommunistischen Mustern der
Machtausübung: bürokratische Zentralisierung der Gewalt im
Staatsmonopol, Pfründenverteilung an Getreue."
Auch die International Crisis Group, eine internationale Institution,
die von zahlreichen Regierungen unterstützt wird, sieht die
gegenwärtigen Machtkämpfe im Kosovo in diesem Zusammenhang. "Die
Führer der ethnischen Albaner stimmen zwar im Ziel eines unabhängigen
Kosovo überein," heißt es in einem Bericht der ICG vom 28. Juni,
"aber sie sind durch persönliche und ideologische
Meinungsverschiedenheiten, kleinliche Rivalitäten und Machthunger
tief gespalten... Letztlich dreht sich der Konflikt zwischen den
verschiedenen Gruppierungen der ethnischen Kosovo-Albaner mehr um
persönliche als um ideologische Rivalitäten."
In diesem Kampf aller gegen alle gelangen unweigerlich die
rücksichtslosesten, korruptesten und kriminellsten Elemente an die
Spitze der Gesellschaft. Ein Bericht der Frankfurter Rundschau vom
28. August aus Pristina vermittelt einen Eindruck über das soziale
Klima, das gegenwärtig in der Hauptstadt des Kosovo herrscht.
Stephan Israel berichtet über "glitzernd neue Fahrzeuge", die
tagsüber die Straßen im sommerlich heißen Pristina verstopfen. An
Bord seien "oft junge Männern, mit dunklen Sonnenbrillen und wenig
gesprächig". Drogen aller Art seien zu Spottpreisen zu bekommen, "ein
Indiz, dass das organisierte Verbrechen in Kosovo derzeit besonders
leichtes Spiel hat". Mehr als drei Monate nach der Ankunft der
Nato-Friedenstruppen sei der Kosovo noch immer ein rechtsfreier Raum.
Früher hätten kosovarische Geschäftsleute die serbischen Behörden
bestochen. Nach deren Abzug seien nun "verschiedene Gruppierungen
schon dabei, den Markt neu aufzuteilen. Kleinunternehmer müssen
Schutzgelder abliefern, doch niemand spricht offen darüber. Einige
‚Steuereintreiber‘ geben sich als Vertreter der provisorischen
Übergangsregierung des UCK-Kommandanten Hashim Thaci aus. Andere
kommen im ‚Auftrag‘ rivalisierender Gruppierungen." Der Bericht
schließt mit der Bemerkung: "Die Gefahr droht, dass Kosovo ein
Balkan-Sizilien oder, noch schlimmer, ein Mini-Russland wird."
All das findet unter den Augen der Nato-Truppen und der UN-Verwaltung
statt. Natürlich behaupten diese, sie bemühten sich, die Kriminalität
einzudämmen und funktionierende Verwaltungs-, Rechts- und
Polizeistrukturen aufzubauen. Aber das ist genau so glaubwürdig, wie
ihre frühere Behauptung, die Bombardierung Jugoslawiens werde die
ethnischen Konflikte im Kosovo beenden.
Letztlich ergibt sich das Anwachsen von Korruption und Kriminalität
aus der Logik des kapitalistischen Eindringens in Osteuropa, das im
Namen der persönlichen Bereicherung, des skrupellosen Egoismus und
der Ablehnung jeder sozialen Verantwortung vor sich geht. Um dem
Widerstand der lokalen Bevölkerung zuvorzukommen, verbünden sich die
westlichen Mächte regelmäßig mit den rechtesten und korruptesten
Elementen. Das beweist ein Blick nach Russland, wo Boris Jelzin als
Betrüger am Pranger steht, oder nach Bosnien, wo nach jüngsten
Berichten eine Milliarde Dollar Hilfsgelder in dunklen Kanälen
verschwunden sind.
Im Kosovo hat sich dieser Prozess aufgrund des Krieges nur wesentlich
schneller und gründlicher vollzogen als anderswo. Der Infektionsherd,
der so entstanden ist, droht nicht nur den Balkan, sondern auch ganz
Europa zu vergiften.
Die UCK, der wichtigste Partner der Nato im Kosovo, ist eng mit der
albanischen Mafia verknüpft. Ihre Verbindungen zur organisierten
Kriminalität waren schon lange vor dem Kosovokrieg ein offenes
Geheimnis. Albanische Mafiaclans, die nicht nur aus dem Kosovo,
sondern auch aus Albanien und Montenegro operieren, gelten in
europäischen Polizeikreisen inzwischen als die gefährlichste Form der
organisierten Kriminalität. Sie zeichnen sich laut einem Bericht des
Bundeskriminalamts durch "extreme Gewaltbereitschaft" und "äußerst
massive und brutale Gewaltausübung" aus. Archaische
Stammesstrukturen, die sich in der Rückständigkeit und Armut
Albaniens und des Kosovo erhalten haben, sorgen für einen engen
Zusammenhalt der Clans, die sie befähigt, äußerst effektive,
europaweite Netze zu spannen.
Laut Spiegel, der diesem Thema am 2. August einen umfangreichen
Artikel widmete, floss schon lange vor dem Kosovokrieg ein Teil der
Gelder, die durch Drogenhandel, Prostitution, Menschenschmuggel und
bandenmäßigen Einbruch zusammenkamen, direkt an die UCK. "Verdächtige
Einbrecher gaben in Verhören zu, dass sie zwischen ,10 und 15 Prozent
der Beute‘ als Spende abliefern mussten."
Das hat die Nato nicht daran gehindert, der UCK faktisch zu einem
eigenen Staat zu verhelfen. Aus dem Kosovo, Albanien und Mazedonien
kann die Mafia seither nahezu unbehelligt operieren. An der
süditalienischen Adriaküste, die mit Schnellbooten in kurzer Zeit zu
erreichen ist, findet Nacht für Nacht ein regelrechter Krieg statt.
Schmuggler und Schieber in gepanzerten Fahrzeugen liefern sich
Verfolgungsjagden mit der italienischen Polizei, wobei regelmäßig
scharf geschossen wird.
Hätte die Nato Sizilien gewaltsam von Italien "befreit" und die Macht
an die örtliche Mafia ausgehändigt, das Ergebnis hätte nicht
verheerender sein können.
http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/koso-a31.shtml