Auch in den USA wurde viel zu lange zugeschaut, wie die Inflation angesichts der Geldschwemme aus dem Ruder lief. In der EZB tat man dies absurderweise noch viel länger.
Wie lange muss man sich diesen Mist noch anhören. In Japan ist der Leitzins seit über zwanzig Jahren praktisch auf Null (aktuell sogar negativ) - dort gibt es also seit Jahrzehnten eine "obszöne Geldschwemme" und nichts ist passiert. Die Zentralbank ist nicht in der Lage durch geringe Leitzinsen die Inflation zu erhöhen.
In den USA und der EU blieb der Leitzins acht Jahre am Stück auf praktisch Null und hat die Inflation überhaupt nicht beeinflusst.
Das kann man aus klassischer Sicht nicht erklären, aber Logik scheint bei vielen keine Rolle zu spielen.
Dann kam ab 2020 mit der Pandemie (Warenmangel, Produktionsprobleme) und dem Ukraine-Krieg (Verknappung von Energie und Lebensmittel) ein doppelter Angebotsschock, was die Ursache für die steigende Inflation darstellt. Die niedrigen Leitzinsen und die angebliche "Geldschwemme" hat null damit zu tun.
Dann eskalierte das Problem, weil die Zentralbanken das Geld nicht frühzeitig und kontrolliert wieder vom Geldmarkt gesaugt haben. Als das Kind in den Inflations-Brunnen gefallen war, kam schnell eine neue Zinspolitik als neue Notmaßnahme, um zu versuchen, die gefährlich werdende Inflation schnell wieder einzufangen.
Wie bitteschön sollen die Zentralbanken "Geld aus dem Geldmarkt saugen"? Giralgeld können die ZBen nicht vom "Markt saugen", das kann der Staat z.B. über Steuern.
Die Zinserhöhung verstärkt die Rezessionsgefahr immens, da dadurch z.B. der gesamte Bausektor eingebrochen ist und Investitionen, aufgrund der steigenden Zinsen, unterdrückt werden.
Die Folge sind Rezession und hohe Arbeitslosigkeit, was keinen Spielraum (schlechte Verhandlungsposition für Gewerkschaften) für Lohnerhöhungen zulässt und so zu Reallohnverlusten bei Arbeitnehmern führt. Über diesen perversen Mechanismus würde eine Nachfrage getriebene Inflation geringer werden.
Derzeit haben wir eine Angebot getriebene Inflation, also etwas komplett anderes. Diese Inflation geht von allein zurück wenn das Angebot sich wieder "normalisiert".
Was derzeit bei den Erzeugerpreisen beobachtet werden kann.
Erzeugerpreise 04.2020 bis 04.2023 in % zum Vorjahr
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04.2020 -1,9%
04.2021 5,2%
04.2022 33,5%
04.2023 4,1%
Wenn nichts unerwartetes passiert (also kein neuer Angebots-Preisschock), werden die Erzeugerpreise nächstes Jahr negativ ausfallen.
Das ist unabhängig vom Leitzins. Aber die Rezession wurde maßgeblich durch die unsinnige (wenn als alleiniges Mittel eingesetzt) Leitzinserhöhung ausgelöst.
Da sie lange Zeit einfach die auch von EZB geschaffene Inflation aussitzen wollte, aber über die Fed unter Druck kam, weil die Zinspolitik in den USA, Großbritannien und anderen Ländern zu einer massiven Kapitalflucht führte.
Die brachte den Euro auf Absturzkurs. Er fiel sogar unter die Parität zum US-Dollar, womit die Inflation weiter angetrieben wurde, da viele Güter auf dem Weltmarkt (noch) in US-Dollar gehandelt werden, allen voran Öl und Gas.
Die Realität kann auch deutlich anders dargestellt werden. Seit Beginn der Pandemie im zweiten Quartal 2020 lag die Inflation in der USA immer über der der EU. Das änderte sich erst Mitte 2022.
Was ist passiert?
Mitte 2022 hat die USA mit dem "Inflation Reduction Act" (08.2022, hieß vorher "Build Back Better") ein massives staatliches Subventionsprogramm zur Transformation und Stimulation der amerikanischen Wirtschaft beschlossen.
Was tat die EU? Der Druck aus liberalen und rechtskonservativen Kreisen auf Lagarde war Mitte 2022 so groß, das Sie zum 08.09.2022 den Leitzins deutlich erhöhte, was den Euro gegenüber dem Dollar stabilisierte, aber die EU Wirtschaft abgewürgt hat und Rezessionstendenzen verstärkte.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (29.05.2023 13:28).