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mehr als 1000 Beiträge seit 13.01.2000

so einfach ist es leider nicht

bismi schrieb am 22.05.2024 11:57:

1. Ein Mensch gibt sein Geld für sich aus. Er wird auf einen guten Kompromiss achten, viel Leistung für einen möglichst geringen Preis.

[...]

Marktwirtschaft ist Punkt 1.

Das klingt gut und richtig. Aber leider ist es nicht ganz so einfach. Da waere erst mal, dass die Angebote limitiert sind. Wenn der Kunde schlicht kein Angebot findet, das ihm zusagt, wird er zaehneknirschend eines akzeptieren, das einigermassen ertraeglich erscheint. Oder, wie es oft in den USA vorkommt, auf sein Glueck vertrauen, und im Ernstfall dann eben keine Rueckendeckung haben.

Dann haetten wir die Wahlfreiheit: ich weiss nicht, wie das in den USA so aussieht, aber in Argentinien war es um 2002, also in einer Zeit, als sich relativ stark an US-amerikanischien Modellen orientierte, so, dass Angestellte ihre Krankenkasse vom Arbeitgeber bekamen. Der Patient trifft in diesem Fall also keine Entscheidung, bzw. die Wahl der Krankenkasse ist nur ein kleiner Teil der viel groesseren Entscheidung, welchen Arbeitgeber man waehlt. (In welchem Masse es praktikabel waere, Arbeitnehmern individuelle Loesungen anzufertigen, sei einmal dahingestellt. Mit Ausschlusskriterien wie existierenden Krankheiten, die bei Einzelpatienten angewandt werden, bei einem Kollektivvertrag aber oft wegfallen, stoesst man sehr rasch an Grenzen.)

Weiter stellt sich die Frage, wie viel Aufwand ein Patient in das Optimieren seiner Gesundheitsvorsorge investieren will. Und in welchem Mass er dazu in der Lage ist. Gerade bei relativ gesunden Kunden duerfte die Bereitschaft, sich tief in die Materie einzuarbeiten, gering sein, und vielen duerfte schlicht die Erfahrung fehlen, moegliche zukuenftige Probleme richtig einzuschaetzen.

Weiter sind Wechsel nicht immer einfach. Oft gibt es Regelungen, dass einem Patienten nicht wegen Krankheit gekuendigt werden, bzw. er mit abrupten Beitragserhoehungen weggekelt werden kann. Wer aber die Versicherung wechselt, hat keinen solchen Schutz. Dem bleibt also nur, 1) dort zu bleiben, wo er ist, 2) in einem Kollektivvertrag unterzukommen, oder 3) auf das zurueckzugreifen, was auch immer der Staat bedingungslos anbietet.

- Werner

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