Was ist Geld?
Die monetäre Darstellung des Werts. oder wie Marx sagt, die Vergegenständlichung des Werts.
Tut mir Leid, das verstehe ich nicht. "Monetär" heißt, auf eine Währung bzw. auf Geld bezogen. Da ist also schon mal ein Zirkelschluss. Aber lassen wir dieses Attribut mal beiseite, sei also Geld eine Darstellung des Wertes. Jeder Normalverbraucher wird sagen, dass Geld ein Wert IST oder einen Wert HAT, nicht nur einen darstellt. Es mag keinen GEBRAUCHSWert haben, also zu nichts anderem nütze sein, als damit einzukaufen, also einen Tausch zu vollziehen, aber einen TAUSCHWert hat es aus empirischer Anschauung ohne Zweifel. Den hat es natürlich nur solange, wie ihm, also der Währung, vertraut wird. Wird sie entwertet - durch Inflation oder Währungsreform -, so ist sie nur noch ein Haufen Papier.
Und Marx' Erklärung der Vergegenständlichung eines Wertes halte ich für vollkommen untauglich - bei allem Respekt für seine Bemühungen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die gegen Geld eingetauschte bzw. durch Geld erworbene Ware ist eine Vergegenständlichung des Wertes von Geld.
Wenn alle Geld verdienen müssen, um leben zu können, muss es also eine beständige Wertschöpfung auf immer höheren Niveau geben (Wirtschaftswachstum).
Auch hier Widerspruch: Wenn alle für ihren Lebensunterhalt Geld verdienen müssen, dann müssen sie dazu Wertschöpfung betreiben, also Werte schaffen bzw. Dienstleistungen erbringen, für die ihnen als Gegenleistung Geld gezahlt wird. Dass dies auf immer höherem Niveau erfolgen muss, folgt DARAUS nicht. (Es sei denn, natürlich, die Leute kriegen den Hals nicht voll und wollen immer mehr Geld. Dann müssen sie auch mehr tun.) Aber wer - Teuerung mal weggelassen, aber die würde ja theoretisch zumindest auch die Vergütung der Wertschöpfung betreffen - mit immer derselben Kaufkraft zufrieden ist, weil er immer dieselben Ausgaben hat, braucht nicht immer mehr Einkommen. Ich kann mich auch nicht erinnern, bei Marx mal etwas über Teuerung gelesen zu haben. Aber ich habe nicht alles von ihm gelesen.
Das beständige Verwandeln von natürlichen Ressourcen in Geld, kann nicht ohne Folgen bleiben.
Das ist aus meiner unmaßgeblichen Sicht tatsächlich etwas ungenau. Ressourcen werden nicht in Geld umgewandelt, sondern deren Förderung als Dienstleistung wird mit (bereits existierendem) Geld vergütet. Das Problem wird ja auch erst zum Problem, wenn es sich um nicht erneuerbare Ressourcen handelt. (Aktuell ist jedoch nicht das unser größtes Problem, sondern das Gegenteil von Ressourcen; nennen wir es schlicht Müll; dieser ist es, den die Natur nicht mehr mit derselben Geschwindigkeit verwursten kann, wie wir ihn produzieren, und am offenkundigsten ist das beim geruchlosen, unsichtbaren CO2 in der Atmosphäre; wer es anschaulicher will, kann auch den Plastikmüll in den Meeren nehmen.)
Ich muss also meine Frage erneuern, und diesmal weise ich darauf hin, dass ich eine Theorie habe (nicht von mir erfunden!), die den Zwang zum Wirtschaftswachstum erklären kann. Diese oder irgendeine andere, plausible(re) taucht nur sehr selten in den Diskussionen um die Abschaffung des Kapitalismus oder die Ursachen für die fortschreitende Zerstörung der Biosphäre auf. Man kann ja nicht einfach fordern, den Kapitalismus abzuschaffen, wenn man gar nicht genau spezifizieren kann, wie genau dies geschehen soll und was dann diese "Lücke" füllt. Der Kapitalismus bedient ja wesentliche Mechanismen für eine arbeitsteilige, vom Ware-Ware-Tausch unabhängige Wirtschaft, die noch dazu durch ein leistungsfähiges Kreditsystem geschmiert wird. Wer sich das nicht genau überlegt, kehrt mit der "Abschaffung des Kapitalismus" aus lauter Naivität womöglich zur Naturalwirtschaft zurück, und genau das ist es ja, was von den Protagonisten des Kapitalismus den Kapitalismuskritikern gern um die Ohren gehauen wird.