Was wissen WIR schon…

… dieser Prämisse trägt der Autor mit einem angenehm differenzierenden Text Rechnung, der letztlich aber freilich auch nur im Kaffeesatz liest, wie wir alle, wenn er Putins Möglichkeiten und Handlungsoptionen einzuschätzen versucht.
Von vielen Leitmedien bekommt man zum Thema derzeit allerdings bestenfalls widersprüchliche Analysen.
Ein Beispiel: Der von Anfang an offenbar außerordentlich mühevolle und opferreiche Vormarsch der Russen in der Ostukraine und nun wohl auch im Kursker Gebiet, mit - so wird es tw. jedenfalls kolportiert - „Hunderttausenden Toten“ sollte die „Human Ressources“ der russischen Gesellschaft, die demografisch - auch ohne Krieg - wohl unter ähnlich hohem Druck steht wie wir, doch über die Maßen belasten…Ein 143 Mio. Volk, nicht mal doppelt so groß wie das deutsche, dürfte es durchaus schwächen, wenn es eine ganze Generation junger Männer opfern muss … von deren Familien und der latenten Unruhe in der Bevölkerung und deren Implikation für die staatliche Stabilität gar nicht zu reden.
Dennoch wird in unseren polit-medialen Betrachtungen oft die Schlussfolgerung suggeriert, Russland würde sich nach einem Friedensschluss quasi umgehend gegen seine westlichen Nachbarn wenden und diese überrennen … und seine Soldaten könnten dann auch bald auf der Kölner Domplatte Kasatschok tanzen. … induziertes Kopfkino …ich extrapoliere, klar!
Kurzum: Ich habe meine Zweifel an dieser tatsächlich dystopischen Zukunftsvariante. Ich hoffe und vermute, dass die Dinge nach drei Jahren Krieg eben ihre Zeit brauchen und das Frieden und stabile und sichere Verhältnisse an seinen Grenzen letztlich auch in Russlands existenziellem Interesse liegen. Wir sollten das bei unserer Meinungsbildung berücksichtigen und uns auf die absehbare und dann hoffentlich nachhaltige Friedensordnung vorbereiten und versuchen, die Fehler, die auch der Westen in den vergangenen Jahrzehnten im Umgang mit Russland gemacht hat, nicht zu wiederholen. Die Welt hat andere Probleme … und „wertewestliche“ Prämissen muss man sich auch leisten können. Wir sollten daran arbeiten, dass uns die Möglichkeit sie zu verfolgen auch langfristig erhalten bleibt.