Trump spielt damit, dass die russische Elite immer noch gespalten ist zwischen westlich orientierten und mittlerweile eher asiatisch orientierten Akteuren, wobei Putin in der Tendenz eher zu den westlich orientierten Politikern gehört. Putins Traumvorstellung war am Anfang seiner Amtszeit zunächst ein freundlicher Westen, der Russland mit Respekt behandelt.
Trump verhandelt nun wie ein Verkäufer, der auf der Gegenseite zwei oder drei Teilnehmer sitzen hat, die sich in der Tendenz uneins sind; er versucht, die Gegenseite zu spalten, in dem er bereits vorhandene Bruchlinien ausnutzt. "Naja, Herr X, jetzt mal unter uns. Ihre Frau ist ja nett, aber so richtig Ahnung von Autos hat sie ja nicht, das entscheiden ja eher Sie, oder?"
Trump lockt derzeit vor allem die Oligarchen und verspricht denen daher alles Mögliche, dass sie haben könnten, wenn nur der dieser "dumme kleine Krieg" ausgeräumt wäre, dieses "kleine Missverständnis", das ja sowieso nicht Russland, sondern den Demokraten, der EU und Selensky anzulasten sei.
Zugleich baut er Druck auf in dem Sinne, dass es "jetzt" eine einmalige Gelegenheit gäbe, zuzuschlagen. Fehlt nur noch, dass er sagt, dass er aufpassen muss, dass sein Vorgesetzter nichts davon erfährt, aber das geht hier etwas schlecht ;-).
Aber erreichen will er letztlich nur, dass Russland sich so weit von China abwendet, dass es in einer kommenden Auseinandersetzung China-USA keine Rolle mehr spielt und der Ukrainekonflikt soweit stabilisiert ist, dass er für die USA nicht mehr relevant ist (durch z. B. noch erforderliche Waffenlieferungen, Zahlungen oder eine verstärkte Präsenz in Europa). Die Zugeständnisse werden die USA dann nicht einhalten, weil "melden Sie sich nächste Woche nochmal" etc. pp.
Es ist allerdings fraglich, ob das gelingt, vor allem, wenn die russischen Analysten zu ähnlichen oder besseren Schlüssen wie ich kommen. Dann werden sie wohl eher versuchen, die EU und die USA weiter auseinanderzudividieren und Zeit zu schinden, die sie auf dem Schlachtfeld nutzen. Schlussendlich ist eine Verhandlung auf Staatenebene dann doch kein Abschluss eines Kaufvertrags über ein neues Auto. Besser wären wohl ehrliche Verhandlungen in dem Sinne, dass jede Seite erklärt, was sie will und warum, und dass man dann Zug um Zug Zugeständnisse macht, weil man sowieso davon ausgehen kann, dass beide Seiten recht gut wissen, was die andere will.
Verkäuferstrategien à la Trump funktionieren eher in einem Kontext, in dem es ein Ungleichgewicht an Wissen und Erfahrung gibt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.02.2025 12:51).