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  • spintronic

948 Beiträge seit 02.10.2015

Re: Keine Angst

Daniel Unruh schrieb am 06.06.2024 01:43:

Vor einem Atomkrieg müssen wir uns tatsächlich nicht fürchten. Autokraten hängen sehr an ihrem Leben. Und Putin weiß, daß er persönlich einen Atomkrieg nicht überleben würde. Deshalb sind sich führende Experten aus Europa und Amerika einig, daß Putin blufft, wenn er mit Atomwaffen droht.

Damit stützen sie ein zentrales Argument Russlands für den Einmarsch in die Ukraine. Jedenfalls nennt Moskau als zentrales Argument, dass eine Stationierung von US Atomwaffen in der Ukraine einen Enthauptungsschlag gegen Moskau möglich machen würde. Infolge des entfallenden Gegenschlages wäre nicht mehr gewährleistet gewesen, dass derjenige der als erster schießt, als zweiter stirbt. Die in den USA freigegebenen Regierungsdokumente zeigen auch, dass die USA jahrzehntelang Enthauptungsschläge gegen die Sowjetunion plante. Außerdem haben sich die USA bis heute nie von der Möglichkeit eines nuklearen Enthauptungsschlags distanziert.

Ich schätze die aktuelle Lage etwas anders ein. Gestützt auf Reden von US-Generälen der vergangenen Jahre ist davon auszugehen, dass US-Strategen von einem auf Europa begrenzten Atomkrieg ausgehen. Von einer Ausweitung des Atomkrieges auf den nordamerikanischen Kontinent ist jedenfalls nie die Rede. Ich gehe daher davon aus, dass sich die USA im Bedarfsfall mit Russland verständigen wollen, um den Atomkrieg auf Europa zu begrenzen. Solchenfalls fällt auch Ihr Argument weg, dass Putin aus Furcht um sein Leben keine Atomwaffen einsetzen werde, da Moskau dann nicht angegriffen werden wird. Die schreckliche Konsequenzen dieses Gedankens sind, dass dadurch die Wahrscheinlichkeit für einen Atomkrieg in Europa ansteigt und dass der Atomkrieg hauptsächlich in Deutschland stattfinden wird.

Wie viele rote Linien wurden schon überschritten, bei denen das Putin-Regime mit "ernsthaften Konsequenzen" gedroht hat? Bei keiner roten Linie ist etwas passiert. Es wird auch in Zukunft nichts passieren.

Diese Denkweise gleicht derjenigen eines Kleinkindes, welches erstmals Wasser zusieht wie es abkühlt. Es schließt aus den in der Vergangenheit gemachten Beobachtungen auf die Zukunft und geht naiv davon aus, dass die Flüssigkeit einfach immer kühler werden wird. Die Erwartungen an die Zukunft werden anfangs erfüllt, aber dann beginnt das Wasser plötzlich zu gefrieren, was die Extrapolation des Kleinkindes völlig über den Haufen wirft. Leider sind solche Phasenübergänge, in denen ein System plötzlich von einem Zustand in einen anderen springt, in der Natur sehr verbreitet.

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