Nein, Gedanken sollten sich stets alle Beteiligten machen, wie man einen Krieg beenden kann. Ansonsten endet der Krieg nämlich erst, wenn eine Seite gewonnen hat, und das kann dauern und wird viele weitere Tote zur Folge haben.
Die Ukraine hat in einem Abnutzungskrieg langfristig den Nachteil der deutlich geringeren Bevölkerung. Russland hat 3,5 mal so viele Einwohner und die Ukraine kann außerdem die Männer in von Russland eroberten Gebieten nicht an die Front schicken. Also dürfte Russland tatsächlich etwa einen Vorteil von 4:1 bei den verfügbaren Männern haben. Wenn also die NATO nicht mit eigenen Soldaten zur Hilfe kommt (womit sie den 3. Welkrieg einleiten würde), wird die Ukraine irgendwann das Problem haben, dass ihr die Soldaten ausgehen, ähnlich wie Deutschland am Ende des 1. Weltkriegs. Für eine erfolgreiche Gegenoffensive sind es offenbar bereits nicht mehr genug Leute. Nur weil der ursprüngliche Plan der Russen, Kiew möglichst schnell einzunehmen, gescheitert ist, bedeutet das eben nicht, dass man langfristig nicht doch erfolgreich sein kann.
Es ist angesichts dieser für Russland vorteilhaften Situation nicht davon auszugehen, dass die russische Führung sich freiwillig von den eroberten Territorien zurückziehen wird, schon gar nicht, wenn auch die Separatistengebiete im Osten unter Kiews Kontrolle gestellt werden sollen. Die Ukraine hat einfach nicht die für einen Abnutzungskrieg erforderliche Mannstärke und von den Ukraineliebhabern im Westen habe ich bislang noch kein einziges realistisches Argument gehört, wie die Ukraine diesen Nachteil zu umgehen gedenkt.
Da also Russland sich also nicht einfach so zurückziehen wird, muss man über alternative Lösungen nachdenken, um Frieden zu schaffen. Am Krieg sind immer mindestens zwei Parteien beteiligt. Wer die Verantwortung für den Frieden auf den Feind abschiebt, handelt eben verantwortungslos, und das sollte nun wirklich nicht das Ziel von Politik sein.