Die Bombardierung Serbiens durch die NATO war aus heutiger Sicht falsch - aber dadurch wird der Terror Russlands gegen die ukrainische Zivilbevölkerung nicht richtig. Und man kann beide auch nicht gleichsetzen.
Es gab in Serbien keine gezielten Angriffe auf die Wasserversorgung. Die Ausfälle der Wasserversorgung waren eine Folge der Stromausfälle, die mit speziellen Graphitbomben erreicht wurde. Die führten zwar zu massiven Kurzschlüssen, die Anlagen blieben aber intakt.
Die Angriffe der Russen erfolgen regelmäßig in der morgendlichen Rush-Hour, wo die meisten Menschen unterwegs sind und die größte Zahl an zivilen Opfern produziert werden kann. Die NATO-Angriffe erfolgten zwischen März und Juni, nicht wie die der Russen zu Winteranfang - gezielt auch gegen Heizkraftwerke und Fernwärmenetze. Anders als bei den NATO-Angriffen gibt es auch kein konkretes Ziel - die NATO wollte ganz konkret die Unterschrift Serbiens unter den Friedensvertrag von Rambouillet erzwingen. Es gab sehr konkrete Befürchtungen, der Genozid in den UN-Schutzzonen in Bosnien-Herzegovina vier Jahre vorher könnte sich im Kosovo wiederholen.
Deutschland hat bei der Operation "Allied Force" lediglich mit ECR-Tornados unterstützt, aber keine Waffen eingesetzt. Und "weggesehen" wurde schon gar nicht: es gab eine sehr intensive Debatte inklusive Farbbeutelwurf auf dem grünen Parteitag. Die Kritik an der NATO wurde immer heftiger, je länger sich das Bombardement hinzog - man hatte offensichtlich geglaubt, dass Milosevic nur die Entschlossenheit der NATO testen wollte und schnell nachgeben würde.
Das NATO-Bombardement war sicherlich kein Ruhmesblatt für das Bündnis - aber es war auch kein primitiver Racheakt für einen Angriff auf ein militärisches Ziel. Russland hat die jüngsten Angriffe als "Antwort" auf die Angriffe auf die Schwarzmeerflotte bezeichnet.