Ansicht umschalten
Avatar von Hirnpilz
  • Hirnpilz

416 Beiträge seit 29.08.2022

Re: Generell interessantes Thema

Porcupine17 schrieb am 31.10.2022 08:00:

Erst einmal: die Sowjetunion unterstützte 1982 im Falklandkrieg Argentinien mit Aufklärungsdaten.

Die Weitergabe von Informationen durch "Drittstaaten" ist erst mal eine Diplomatische Frage. Ich bezweifle das GB damals der SU deswegen den Krieg erklärt hätte. Da waren dann wohl eher Diplomatische Protestnoten ;-) fällig.

Die Frage ist tatsächlich nicht das ob oder wie, sondern wodurch. Ein AWACS ist ein Militärisches Mittel, ein privat betriebener "Landvermessungssatellit" ist ein Ziviles. Dem "Sinn" des Kriegsvölkerrechts nach, dürfen Zivile Mittel nicht für Militärische Zwecke eingesetzt werden da sie ansonsten zum "Ziel" werden.

Was neu ist ist das Ausmaß der Vernetzung zwischen zwischen ziviler und militärischer Technik. Zu Kriegsbeginn konnte man z.B. das Vorrücken der russischen Truppen durch das zivile Stauwarnsystem verfolgen. ... Und die ukrainische Artillerie sucht ihr Ziele auch nach Socialmediaposts russischer Truppen aus, die Fotos hochladen welche Rückschlüsse geben wo sie sich gerade aufhalten. Auch hier ist das Problem nicht neu, vor einigen Jahren wurden geheime US-Basen enttarnt weil die dort stationierten Soldaten zivile Fitnesstracker benutzten die ihren Standort "nach Hause telefonierten".

Ja, das erstaunt mich auch. OP-Sec sollte eigentlich zentrales Thema in jeder Armee sein. Von daher ist der Grad an Inkompetenz, der diesbezüglich an den Tag gelegt wird, schon erstaunlich. Ich frage mich, wie das aktuell in der BuWe aussieht.

In Deutschland fielen teilweise Notrufe aus weil die über die gleichen Satelliten liefen wie ukrainische Militärkanäle (die Satelliten gehören zivilen Kommunikationsdienstleistern) welche deshalb von russischer Seite gestört wurden.

Ja, auch das ist ein Interessanter Punkt. Das Problem ist auch hier: Militärisch genutzt > Legitimes Angriffsziel. Da sollte man dem Betreiber auf die Finger klopfen. Ansonsten darf man hier nicht jammern, wenn dann auf einmal der Notruf nicht mehr geht.

Tja, und was nun? Sicherlich ist es von großen Vorteil für die Ukrainer das sie ihre Daten über Starlink schnell austauschen können. Macht das die Starlink-Satelliten, welche einfach generell Internetzugang anbieten, zu einem legitimen Ziel?

Streng nach Kriegsvölkerrecht: JA.

Das ganze wird an der Stelle allerdings etwas Komplexer, da Starlink usw. eben nicht der Ukraine gehören.

Nochmal: Laut Kriegsvölkerrecht ist jedes Objekt, das Militärisch von einer Konfliktpartei genutzt wird, ein legitimes Angriffsziel.

Das ist zum beispiel der Casus knactus bei der Ausbildung von Ukrainern durch die BW hier: Nach dem "Wortlaut" des Kriegsvölkerrecht sind die betreffenden Einrichtungen hier Legitimes Ziel, da dieses Personal hier aber nicht aktiv an Kampfhandlungen teilnimmt, ist der Standpunkt unserer Regierung das das keine Kriegsbeteidigung ist. Oh Wunder, das der Wissenschaftlisch Dienst des Bundestages da nicht ganz Accord mit ist...

Wen das Ukrainische Militär also Starlink oder Bilder eines Zivilen Erdbeobachtungssatelliten für seine Planung nutzt, machen sie das entsprechende Satellitensystem damit zu einem Ziel. Nu gehören aber die Satelliten nicht der Ukarine (nicht mal einem anderen Staat!), sondern Privatpersonen eines anderen Landes. Da kann Russland, wenn es dadurch einen Nachteil erhält, eigentlich nur Protestieren und den jeweiligen Staat auffordern, das durch seine Bürger zu unterbinden. Man kann diese Satelliten (zer)stören, das hängt dann aber vom jeweiligen Staat ab wie darauf reagiert wird - von "pech gehabt, was machste auch fürn blödsinn" für den Betreiber, bis "Kriegserklärung" ist da alles drin.

Wäre ein wenig wie der Angriff auf den Radiosender eines nicht Kriegführenden Landes weil deren Wetterberichte (im Krieg sehr wichtig!) der Gegenseite nützen.

Schwierig. Ein Radiosender eines anderen Landes, mit einem rein Zivilem Programm, ist grundsätzlich aussen vor, auch wenn Teile der Sendung (wie der Wetterbericht) Millitärisch nutzbar sind. Nur wenn eine Sendung mit Informationen explizit für den Kampfeinsatz (z.b. Zielinformationen) ausgestraht würde, wäre das ein Problem, wenn auch wieder zunächst mal Diplomatischer Natur. Da kommt dann noch eventuell obendrauf, ob das ein Staatlich betriebener Sender ist, oder einer Privatperson gehört. Auch hier gilt dann, das es vom jeweiligen Staat (in dem der Sender steht) abhängt, wie damit umgegangen wird.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten