Ansicht umschalten
Avatar von Abtrünniger Zauberer
  • Abtrünniger Zauberer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2012

Bipolare Sichtweise

Es wird immer nur so getan, als ob es nur zwei Sichtweisen auf den Krieg geben könne:
Entweder pro Russland und contra Ukraine oder umgekehrt.

Auch dieser Artikel tut dies, indem er "Friedensfreunde" alle einseitig in eine Ecke schiebt. Diese Argumentationsweise ist nicht neu und wird von den Befürwortern einer der beiden Sichtweise immer verstärkt ausgetragen. Lagerbildung ist halt was heimeliges.

Aber es gibt auch alternative Sichtweisen auf den Krieg:
Ukraine ist scheiße und Russland ebenso. Da bekriegen sich zwei scheiß Länder und die Leidtragenden sind wie immer die Bevölkerung. Das Morden muss aufhören. So schnell wie möglich.

Jetzt gilt natürlich die Frage, wie dahin kommen?
Während für die eine Seite, die der Autor vertritt, die Sache klar ist - nur durch Waffenlieferungen kann die Ukraine Russland standhalten oder zumindest so stark zusetzen, dass ein weiteres Kriegsabenteuer zumindest nicht mehr zu Lebzeiten Putins realistisch erscheint - liefert die andere Seite bis heute nichts.
Es bleibt bei einer Kritik an Krieg im Allgemeinen, aber - und da hat der Autor recht - es wird eben ausgeblendet, dass wir es hier mit einem Agressor zu tun haben. Auch wenn die Ukraine nicht sympatisch ist mit ihren Nazibanden die sie nicht in den Griff kriegt und deren Nationalismus sogar teilweise institutionalisiert (ungefähr auf dem Level von Russland) - nicht sie haben den Krieg angefangen sondern wurden von Russland überfallen. Eine einfache Einstellung der Waffenlieferungen käme einer ausweichenden Antwort dem Agressor gleich - und so etwas ermutigt Agressoren erst recht so weiter zu machen.
Aber daraus abzuleiten, dass es keine Alternativen gäbe zu Waffenlieferungen ist auch falsch. Nur müssen diese auch genannt werden.
Das ständige Rufen nach Verhandlungen verhallt ungehört in den Ohren der beiden Kriegsparteien. Es hat nur dann Aussichten auf Erfolg, wenn beide Kriegsparteien nicht mehr daran glauben, ihre Position militärisch zu einem ihnen angemessenen Preis verbessern zu können. Und da sind wir gerade: Ukraine bereitet sich auf eine Gegenoffensive vor während Russland eine weitere Offensive hart vor die Wand fährt.

Da Verhandlungen keine Option sind müsste sich auf die Suche nach Alternativen gemacht werden. Hier mal ein Vorschlag zur Güte:

Wir nutzen die 100Mrd € Bonus-Wehretat mal anders. Anstatt aufzurüsten (gegen wen denn? Russland schafft es ja nicht einmal die Ukraine mit veralteter Sowjetausrüstung zu besiegen) nutzen wir es um Frieden zu stiften.
Dazu legen wir ein Sonderprogramm auf, welches russischen Deserteuren nicht nur Asyl bietet sondern darüber hinaus auch ein Startkapital von bspw. 10.000€. Nein, lieber 30.000€, wir wollen ja dass es schnell wirkt. 30.000€ sind für viele russische Soldaten eine Menge Geld und die Verlockung zu Desertieren würde enorm ansteigen. Selbiges würde nicht nur die Moral der russischen Truppen weiter dämpfen sondern darüber hinaus die russische Armee damit überfordern, in Feindesland darauf zu achten, dass es keine Deserteuere gibt. Denn bei einem solchen Gebot hoffe ich auf Massendesertationen ganzer Einheiten. Für mitgebrachte Panzer etc. kann es auch gerne noch mal einen Bonus geben :-)

Bei 100.000 Soldaten, die das theoretisch annehmen könnten wären das gerade mal 3Mrd €. Gerade zu ein Schnäppchen. Und womöglich wirkungsvoller als gelieferte Himars, wesentlich Wirkungsvoller als gelieferte Leopard 1 Panzer.
Wirkt es nicht gut genug? Für die ersten 20.000 Deserteure gibt es 100.000€. Da werden sogar Wagners Soldaten schwach. Läppische 2Mrd € würde das kosten.

Aber hey, da würde die Rüstungsindustrie ja nicht dran verdienen. Und wenn so etwas Schule macht, wie soll da noch ordentlich Krieg geführt werden?

Bewerten
- +
Ansicht umschalten