Der Friedensfreund ergötzt sich an seinem wohlfeilen Gutmenschentum, weil er die Folgen davon nicht nicht ausbaden muss. Zumindest glaubt er das. Selten war in einem Konflikt so klar wer angreift und wer sich verteidigt wie in der Ukraine. Auch für den Naivsten daran zu erkennen, wo der Kampf stattfindet und wessen Land verwüstet wird.
Gewalt zur Verteidigung und zum Angriff stehen moralisch nicht auf der gleichen Stufe. Frieden zwischen Staaten kann das Ergebnis von Freundlichkeit und Solidarität sein, aber eben auch das Resultat von Stärke, Abschreckung und einem Kräftegleichgewicht. Der Fehler des Westens war, dass Russland nicht klar genug gesagt wurde, dass man die Ukraine mit allen verfügbaren, nicht-nuklearen Waffen aufrüsten wird, wenn Russland angreift und dass man einen russischen Durchmarsch mit allen verfügbaren Mitteln unterhalb einer direkten Kriegsbeteiligung verhindern wird. Im Westen wurde, wie von Russland selbst, die Widerstandskraft der Ukraine unter- und die Stärke der russischen Armee überschätzt - den Kriegsverlauf hat, so wie er dann eintrat, keiner vorausgesehen. Der Westen reagierte zwar geschlossen und hart, aber eben zu spät, als dass es noch hätte abschreckend wirken können.