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  • tzefix

mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2010

Re: Einer der verächtlich gemachten Friedensfreunde antwortet hier mal.

Radiogucker schrieb am 24.02.2023 06:36:

Denn Eines ist klar. Russland kann nicht besiegt werden.

Will denn jemand Russland besiegen? Oder ist das Ziel, Russland aus der Ukraine zu vertreiben?

Das ist doch Augenwischerei. Das Ziel, Russland aus der Ukraine zu vertreiben mag ein Kriegsziel sein, aber kein Ziel für den Frieden. Russland kann jederzeit wieder einmarschieren, kann weiterhin mit Raketen in das Land feuern, kann durch Geheimdiensttätigkeiten die Regierung destabilisieren, kann "russlandtreue" Ukrainer als Terroristen bezahlen usw.-usf. Wenn Russland keine Armee mehr in der Ukraine hat, dann bedeutet das garnichts für den Frieden. Dann mag zwar die Ukraine zu Friedensverhandlungen bereit sein, aber Russland nicht. Oder Russland verhandelt nur zum Schein.

Nein, Russland bleibt unangetastet und kann jederzeit eskalieren oder deeskalieren, den Krieg einfrieren und kalt werden lassen und bei Gelegenheit wieder heiß. Wie lange soll der Westen hier die Kosten und die Auswirkungen tragen?

Solange wie nötig.

Auch das ist keine ehrliche Antwort. Was bedeutet "nötig"?

Hat denn der Friedensfreund über die Alternativen nachgedacht?

Nun, ich habe zuerst gefragt. Aber natürlich habe ich über Alternativen nachgedacht. Nun sehe ich es allerdings so, dass der Krieg viel deutlicher begründet werden muss, als der Friede.

Der Vorwurf von den Friedensfeinden an die Friedensfreunde lautet ja immer: "Ihr habt keine Ahnung und keinen Plan." Ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Vorwurf auch für die Friedensfeinde gilt.

Warum gab es Gegenwehr gegen die Nazis in Frankreich, Polen, der Sowjetunion, wo man doch Leben verschonen konnten, wenn man sich einfach dem faschstischen Nazireich ergeben hätte?

Die Mehrheit der Menschen hatten sich einfach dem Nazireich ergeben. In Deutschland wurde Hitler kollektiv zugejubelt, die Österreicher haben ihn als Befreier empfangen, In anderen Ländern, wie in Frankreich war der Widerstand vor allem militärischer Natur, im Untergrund war eine absolute Minderheit.

Also, was wäre die Alternative? Russifizierung bis nach Lissabon, weil um des Friedens willen sich niemand verteidigen sollte?

Du unterstellst Russland die Ambition, weiter imperialistisch, bzw. kolonialistisch tätig zu sein. Das ist eine westliche Propagandalüge. Putins Russland hat sich immer nur um die Staaten der ehemaligen UDSSR gekümmert. Und wenn irgendwann in Zukunft Russland diese Grenze überschreiten würde, dann sollte man sich zu diesem Zeitpunkt darum kümmern und sich nicht jetzt damit beschäftigen sich theoretische Horrorszenarien auszumalen.

Und dann noch eine ganz andere Frage vom Friedensfreund: Wieviele Menschenleben ist so ein abstraktes Gebilde wie ein Staat wert? Wieviele müssen sterben, bis man sagt "Wir können auch als Russen überleben. Dann sind wir vielleicht unterdrückt, aber immerhin am Leben." Tote genießen ihre Freiheit, um die sie gekämpft haben nicht.

Warum gab es Sklavenaufständen? "Tote genießen ihre Freiheit, um die sie gekämpft haben nicht." Wäre es aus deiner Sicht nicht besser gewesen, sich nicht zu wehren?

Ich halte gesellschaftlche Vergleiche von vor der Aufklärung nicht für zulässig. Weshalb war dann die Sklaverei überhaupt möglich? Weil eine Mehrheit sich gleich gar nicht gewehrt hatte und lieber lebendig war, als frei.

Es ist so viele Leben wert wie nötig.

Toller Spruch. Was tust Du noch hier? Bitte begib Dich an die Front. Ach, willst auch nicht? Nadann ist Dein Spruch nur ein leeres Lippenbekenntnis.

Wenn jeder galubt, dass er mit Gewalt sich so viel nehmen kann, wie er will, gibt es nirgendwo mehr Frieden. Dann wird nur noch gekämpft, der Stärkere gewinnt. Findest du das besser?

Wenn jeder glaubt, Krieg bzw. Gewalt wäre ein Mittel um alle Widrigkeiten vom eigenen Land abzuhalten und damit durch kommt, dann haben wir genau den Zustand, den wir haben. Wer es kann, interveniert in andere Länder verursacht dort Instabilitäten und Bürgerkriege, wie es die USA in sehr vielen Fällen tut. Oder man beginnt einen Krieg in "Vorwärtsverteidigung" wie Russland es gerade behauptet. Man "wehrt" sich jetzt, um noch Schlimmeres für Später zu verhindern.

Glaubst du, Freiheit ud Demokratie fallen wie Manna vom Himmel?

Nein, aber wann hast Du denn das letzte Mal für Freiheit und Demokratie gekämpft? Warst Du wenigstens wählen oder war Dir dieser winzige Beitrag schon zuviel? Schreit man jetzt nach Kampf, weil diesen Kampf ganz Andere kämpfen und dabei sterben?

Würdest du um des Friedens Willen ein Leben in Diktatur, Unterdrückung, Überwachung, Korruption vorziehen?

Der alte Spruch "Lieber rot als tot" behält für mich seine Gültigkeit. Auch wenn wir heute von "Roten" längst nicht mehr bedroht werden.

Warum wollten die DDR-Bürger die D-Mark?

Das ist die beste Frage. Weil sie KONSUMIEREN wollten. Freiheit am Arsch, die nehmen wir nebenher mit, aber es ging um Konsum, Teilhabe am Wohlstand!

Und genau das ist es, was Putin fürchtet. Eine Ukraine voller Wohlstand und eine eigene unzufriedene Bevölkerung, die genauso konsumieren will, die eine Teilhabe am Wohlstand einfordert! Ein Wohlstand, welcher Derzeit eben auf die Führungsriege und die Oligarchen konzentriert ist.

Warum wollten sie die Mauer niedereißen? Warum wollten sie in Freiheit leben?

Sie wollten die "Freiheit" konsumieren zu dürfen. Sie wollten dem Versprechen des Kapitalismus nachlaufen, ein Versprechen, das jedem eine Chance auf Reichtum bietet - aber das leider wie im Lotto verteilt ist. Es müssen viele relativ arm bleiben, damit einige Wenige reich sein können.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.02.2023 10:25).

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