K3 schrieb am 24.02.2023 10:21:
tzefix schrieb am 24.02.2023 04:55:
Der Dreh- und Angelpunkt des vorliegenden Artikels ist die Unterstellung, dass Moskau den Krieg begonnen hätte, um "Grenzen zu verschieben". Das ist falsch. Moskau hat den Krieg begonnen, um die ukrainische Regierung durch Strohmänner zu ersetzen.
Moskau hat den Krieg mit dem Vorwand begonnen, den Regionen im Donbass Beistand zu leisten, die sich drei Tage zuvor für unabhängig erklärt hatten und von Moskau unter Schutz genommen wurden. Dass das nur ein Sockenpuppen-Theater war, war jedem (ausser den Politikexperten bei TP) klar.
Dass es sich um einen Vorwand handelt, das schreibst Du hier selbst.
Mir ging es um den wahren Kriegsgrund.
Was das wahre Kriegsziel war oder ist, kann nur gemutmaßt werden, und es verändert sich auch. Putins Verlautbarungen dazu sind jedenfalls irrelevant. Frag ihn nach der Uhrzeit, dann bekommst Du vielleicht eine wahrheitsgemäße Antwort.
Das Kriegsziel kann sich ändern. Der Kriegsgrund nicht.
Und wem die Krim gehörte, war nie so eindeutig, wie es oft im Westen dargestellt wird. Als Chruschtschow die Krim der Ukraine "schenkte" war das in der Sowjetunion nur eine Verschiebung der Zuständigkeit der Verwaltung. Chruschtschow ging davon aus, dass die UDSSR ewig existieren würde. Er konnte nicht ahnen, dass dieser Verwaltungsakt einmal ernsthaft zur Frage führen könnte, wem die Krim gehört.
Sorry, aber die Frage, wem die Krim gehört, _ist_ eindeutig geklärt.
Spätestens nachdem die Ukraine ein souveräner Staat wurde, deren Grenzen von Russland anerkannt wurden. Einschließlich Krim.
Da gibt es garnichts herumzudeuteln und zu relativieren.
Na, sicherlich ist JETZT eindeutig geklärt, wem die Krim gehört. Wer glaubt, dass die Ukraine sie wieder zurück bekommt, hat einen wahrlich tiefen und festen Glauben.
Oder man beruft sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker - und die Bevölkerung der Krim hat sich eben für einen Beitritt zu Russland entschieden.
Dass Russland die Krim gerne haben möchte, und dass es seine Gründe hatte, sie zu annektieren, ist klar. Nur ist das keine Rechtfertigung. Du rechtfertigst einen Fahrraddiebstahl ja auch nicht damit, dass Dir das Fahrrad gut gefiel.
Das ist keine Berechtigung, aber ein Grund. Und es ist immer gut, die Gründe zu verstehen.
Zurück zum "Friedensfreund". Wissen denn die Friedensfeinde, wie sie diese Kuh wieder vom Eis bekommen? Wie soll denn irgendwann ein Frieden überhaupt aussehen? Denn Eines ist klar. Russland kann nicht besiegt werden.
Man unterstützt die Ukraine so lange wie es nötig ist, und - vor allem - wie es die Ukraine wünscht.
Russland ist ein armes Land, das irgendwann schlicht und einfach pleite ist.
Und wir sind ein reiches Land, das nur schwer den eigenen Wohlstand aufgibt. Vor allem, weil dieser Wohlstandsverlust dort am stärksten auftritt, wo Wohlstand gar nicht so üppig vorhanden ist.
Und dann noch eine ganz andere Frage vom Friedensfreund: Wieviele Menschenleben ist so ein abstraktes Gebilde wie ein Staat wert? Wieviele müssen sterben, bis man sagt "Wir können auch als Russen überleben. Dann sind wir vielleicht unterdrückt, aber immerhin am Leben." Tote genießen ihre Freiheit, um die sie gekämpft haben nicht.
Diese Entscheidung überlassen wir bitte den Ukrainern.
Die Ukrainer können nicht entscheiden, wieviel Geld und Material WIR ihnen liefern sollen. Sie könnten allerdings selbst entscheiden, ob sie in einem Krieg sterben wollen, wobei ja das Ausreiseverbot für wehrfähige Männer durchaus einen Zwang zum Krieg darstellt.
Die haben den Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur offenbar besser als viele TP-Forenten und -Autoren verstanden.
Möglicherweise. Und es wird nicht allzulange dauern, bis auch die Ukrainer verstehen, dass die Grenzen zwischen Demokratie und Diktatur durchaus fließend sind.