Man kann sich gar nicht genug fremdschämen für solche Menschenfreunde wie den Autor. Der Schutz von Grenzen scheint ihm vor dem Schutz vor Menschenleben zu gehen.
Interessante Meinung.
Wo der Autor aber sehr irrt, ist seine kontrafaktische Behauptung:
"Polen ist ein anschauliches Beispiel, denn das Land hatte 1993 lauter Nachbarländer, die es 1989 noch nicht hatte: die Bundesrepublik Deutschland, die Russische Föderation, Litauen, Belarus, die Ukraine, die Slowakei und Tschechien. Gegenüber keinem dieser Länder wurden Gebietsforderungen erhoben oder Grenzänderungen verlangt, umgekehrt stellte keines dieser Nachbarländer den gemeinsamen Grenzverlauf infrage oder erhob irgendwelchen Anspruch auf polnisches Gebiet."
1.
Die Russländische Föderation war schon 1989 direkter Nachbar der VR Polen. Gleiches gilt für die politischen Entitäten Litauen, Belarus, Ukraine, Slowakei, Tschechien. Diese Entitäten war 1989 formal Teilentitäten anderer Staaten, als solche aber schon existent. Diese Staaten sind keine Neugründungen gewesen. Belarus und die Ukraine waren sogar seit 1945 von der Sowjetunion separierte Mitglieder der UNO.
Folgt man diversen Argumentationslinien der litauischen Diaspora, so war Litauen während der gesamten Zeit der Existenz der VR Polen nur sowjetisch/russländisch besetzt und de jure souverän.
2.
Der Autor scheint den Streit um die Grenzziehung im Teschener Land nicht zu kennen. Ist vielleicht zu weit vom politischen Fokus der Luxemburg-Stiftung entfernt. Dies ist jedoch deshalb bemerkenswert, als dass die völkerrechtswidrige Annektion des Olsagebietes durch Polen 1938 auch schon 1993 ein politisches Thema sowohl in Polen als auch in Tschechien und der Slowakei war und nicht erst durch die Gebietsforderungen der PIS-Partei gegenüber Tschechien in den letzten Jahren wieder ins politische Bewusstsein zurückgeholt wurde.
Sollen Polen und Tschechien jetzt einen Krieg um diese Gebiete beginnen, um nicht von "Linken" in der Luxemburgstiftung als "Friedensfreunde" geschmäht zu werden? Frei nach dem Motto: Grenzen stehen über Menschenleben?
N.