Es ist kein geeignetes Vorgehen, die Moralität oder auch Legitimität heutigen Handelns durch einen historischen Filter hindurch beurteilen zu wollen. Was die Netanjahu-Regierung gegenwärtig tut, ist weder legitim noch zielführend. Unabhängig davon, wer in der Vergangenheit was getan hat. Verbrechen legitimieren nicht Verbrechen. Es spielt auch keine Rolle, ob diejenigen, die ein Verbrechen als solches denunzieren und sich dagegen stellen, dies möglicherweise aus verachtenswerten, etwa antisemitischen Gründen tun. Wenn ein Antisemit sagt, die israelische Armee verübe Kriegsverbrechen, indem sie ohne zwingenden Grund tausende Zivilisten tötet, bleibt der Wahrheitsgehalt der Aussage von dem potentiell mörderischen Vorurteil ihres Subjekts unberührt.
Was die Netanjahu-Regierung gegenwärtig tut, ist weder legitim noch zielführend. Letzteres, weil es unendlich viele Menschen in ohnmächtige Empörung versetzt, was manche dazu verleitet, die Öffentlichkeit der sogenannt sozialen Medien mit dem heimischen Esstisch zu verwechseln. Und weitere, meist psychisch Labile, zu schlimmeren Handlungen. Aber auch, weil es das zugrunde liegende Problem nicht löst, im Gegenteil noch unlösbarer scheinen lässt, als es ohnehin schon ist. Die autothochtone palästinensische Bevölkerung ist auch nach Kriegsende noch da, zumindest ihr überwiegender Teil. Aller Wahrscheinlichkeit noch verbiesterter als zuvor. Mit weiteren hässlichen Taten ist zu rechnen. Um diese zu verhindern, muss man miteinander auf Augenhöhe verhandeln. Alles andere bringt nur Tod und Verderben für alle Beteiligten.