Der Autor des Artikels drückt sich sehr vorsichtig aus und kann es und daher nicht vermeiden, den Tschetschenienkrieg als extrem brutal darzustellen. Bereits im 19. Jhdt war die Brutalität das wichtigste Narrativ der damals weltweiten Friedensbewegung. Dazu zählten nicht nur die Arbeiter aller Länder, auch geistig kreative Leute wie Alfred Nobel und Bertha von Suttner. Oder auch Mark Twain wie seine Freunde unter den Republikanern der USA. Von der Gegenseite wurde das einfach nicht ernst genommen und sogar verspottet, so wie es die Amerikanerin Barbara W Tuchman noch 1966 sehr ausführlich erzählen durfte in ihrem Buch „Ein Portrait der Welt vor dem Ersten Weltkrieg 1890 – 1914“. Krieg war für die einen ein brutales Gemetzel, aber für die höheren Schichten schon ab Offiziersrang war Krieg ein Gesellschaftsspiel, wo man sich verhielt wie beim Fußball nach dem Motto „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“.
Diesen konträren Narrativismus gab es bereits während des mörderischen Krimkriegs 1853-1856, den Wikipedia ausführlich erzählt. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrieg. Britische Offiziere hätten den Krieg hoch zu Ross genossen wie ein ruhmreiches Abenteuer, während auf der Gegenseite Leo Tolstoi als russischer (adliger) Offizier teilnahm, um danach ausführlich und mehrfach zu schildern, wie grausam der Tod wütete. Im damaligen Krimkrieg kämpften Briten, Franzosen und Türken gegen Russland. „An Verlusten werden auf Seiten der Alliierten rund 220.000, auf russischer Seite 450.000 angegeben“. Ein Zentrum des Gemetzels war wie bei Hitler Sewastopol. Nach dem Krieg ist vor dem Krieg – wie lange schon?
Dieser konträre Narrativismus „Osten redet grausam, Westen redet menschlich“ hat sich gehalten bis heute. Westliche Medien ergötzten sich während des Krimkriegs 1853-1856 an der Kriegsberichterstattung (damals bis zum Einsatz von Kriegskrüppeln im Theater!!), es gab das Schlagwort „erste europäischer Medienkrieg“. Aber als sich eine "Kriegsmüdigkeit" (wie heute) ausbreitete, war es die Rolle der Monarchie, den Glauben an die Menschlichkeit zu retten. Damals spielte die Königin Viktoria eine Hauptrolle. Gut nachzulesen bei Wikipedia ist, wie die Königin das Ansehen der Monarchie trotz des Gemetzels rettete. Sie eröffnete damit das Viktorianische Zeitalter (so die o.g. Seite). Heute muss man nur an den berühmten Royal Prinz Harry denken, der sogar auf beiden Seiten des Kriegs eine medienwirksame Rolle spielte – schon als gefeierter Kriegsheld ganz hoch im Hubschrauber über Afghanistan. Schon vergessen?
Heute in Berlin kämpfen schon wieder beide Seiten des Narrativismus heftig gegeneinander. Ganz typisch sprechen die uns bekannten Russen und sogar russische Krankenschwester:innen 🤢 in Berlin von der Grausamkeit. Das geht bis zum Satan-Vorwurf gegen deutsche Kirchen. Während der linientreue Mainstream stur bei „Menschlichkeit“ und vor allem bei „weltweiten Menschenrechten“ bleibt - bis zum weltweiten Menschenrecht auf gentechnisches Impfstoff und dem weltweiten Kampf aller Frauen gegen sowas Abartiges 😨 wie ein „Vaterland“.
Heute besagt das nichtwestliche Narrativ, „Volk sei eine historische gewachsene Schicksalsgemeinschaft“. Mit dem Begriff wirft man der AfD und ihren europäischen Schwesterparteien (auch „rechte“ Parteien sind weiblich 🤣) zu Recht eine sehr verdächtige 😎Sympathie für Russland vor. Nur: Was daran ist „rechts“ oder gar „rechtsextrem“, wenn in anderen Ländern es die (marktwirtschaftlichen) Kommunisten und (regimetreuen) Muslime ganz genau so sagen?
Den westlichen Narrativismus vertrat gerade der Medienprofessor und „Philosoph“ Norbert Bolz im Interview bei Jasmin Kosubek 12.3.2024 unter dem Titel „Der Westen kämpft gegen sich selbst“. Er erzählt schon wieder, was schon Mark Twain vor 1900 verspottete: Der Westen sei sei viel zu sehr selbstkritisch (ja, siehe die Royals heute noch), und damit sei er doch freiwillig mehr freiheitlich als der Rest der Welt. Siehe vorbildlich klar bei Jasmin Kosubek hier: https://www.youtube.com/watch?v=BIYeHjt-UTQ Sofort protestieren „junge blonde Frauen“ heftig gegen diesen „alten weißen Mann“ mit dem Vorwurf „Westliche Männer kämpfen gegen sich selbst“.
Solche Männer ohne „Vaterland“ (wie sich die DDR noch zu nennen wagte) werden auf der Bühne der Öffentlichen Meinung groß, wenn sie als Dampfplauderer auftreten. Aber man / frau muss nur googeln können, um genug Gegenmeinungen zu finden. Das gilt für alle Dampfplauderer - auch im im oppositionellen Medienzoo, wo sich Leute selber inszenieren. Meinung ohne Verantwortung ist wozu gut? Ja sogar was die Aufgabe eines „Philosophen“ ist, kann man heute sehr gut im WWW finden, wenn man nach Namen wie zB Michael Andrick sucht, die sich ebenso wie der Prof. Bolz über den inneren Kulturkampf des Westens beschweren – nur mit entgegengesetzem Narrativismus, aber auch "Medienwissenschaft".
Sehr nett gegen intellektuelle Spalteritis reden auch die naturnahen jungen Menschen Aya Velazques und Bastian in ihren WWW-Auftritten. Hier stehen Natur des Menschen und Biologie sogar gegen den intellektuellen „Umweltismus – Feminismus“. Man kann heute sagen: Es droht zunehmend auch der „Wagenkechtismus“ dem intellektuellen Narrativismus. Geht's niooch weiter runter? Ja, es geht. Rhetorik und Selbstinszenierung kann alles. Punkt.
Vorschlag: Deutsche Professoren sollten unbedingt das Wort Narrativismus lernen, damit blonden jungen Frauen nicht so oft der Kragen platzt, wenn mal wieder Geschichten erzählt werden, die schon vor 130 Jahren so hilfreich waren wie „Das Märchen von des Kaisers Neue Kleider“.
Mit herzlichem Dank an Telepolis:
Das sinnige Wort „Narrativismus“ sah ich erstmals bei euch, wo sich Kommentatoren üben mit Klarheit. Da findet man Sätze wie: Stellt euch vor, Adolf H. hätte sein Buch nicht „Mein Kampf“, sondern „Euer Sterben“ genannt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.04.2024 14:01).