Schwierkus erwähnt viele wichtige Punkte, bemüht sich dabei noch, sie gegen russischen Strich zu bürsten, evoziert dennoch ein für den Westen recht verheerendes Gesamtbild. Noch bis weit in die Nullerjahre wäre Russland bereit gewesen, ins Lager der westlichen neoliberalen Nationen einzutreten. Nur sehr langsam reifte dort die Erkenntnis, dass gegen die trotz Beseitigung des angeblich ausschlaggebenden Systemgegensatzes fortbestehende westliche Feindseligkeit diese Bemühungen zum Scheitern bestimmte. Um es etwas weniger gewunden und direkt als Schwierkus zu sagen - die westliche Vormacht und mit ihr die tonangebenden Kreise der europäischen Mächte hielten nach '89 die Gelegenheit für günstig, das riesige Russland ein für alle Mal und entscheidend zu schwächen, um es schliesslich, natürlich möglichst wieder ohne Krieg, in seine Einzelteile zu zerlegen, mit denen man dann weit einfacher würde kutschieren können. Das bis 2001 ungebrochene Delirium der Sieger, kombiniert mit jahrhundertealtem Besserwessitum, nobler ausgedrückt Exzeptionismus-Bewusstsein, führte zu einer kompromisslosen Haltung, die schnurstracks in die direkte Konfrontation führte.
Nun schlottern einige, fürchten sich vor einer etwaigen Niederlage. Nicht so wie in Afghanistan, sondern im vollen Wortsinn, einer Niederlage auf dem Schlachtfeld trotz Einsatz aller verfügbaren Mittel. Vom hohen Ross herunterzukommen scheint diesen Leuten aber nicht möglich und sie rufen daher zur allgemeinen gesellschaftlichen Mobilmachung auf. Plötzlich scheint wieder einmal Hannibal ante portas zu sein. Da gilt es, alle Kräfte zu sammeln und die Kompromissler kalt zu stellen. 'Wir sind die Besten, wir können gar nicht verlieren!'
Die heutigen Überwaffen werden ausgeblendet. Mit einem geringen Teil seines Arsenals kann Russland ganz Deutschland unbewohnbar machen. Umgekehrt kann das aus Ausdehnungsgründen nur partiell, aber wohl noch durchschlagend genug gelingen, was aber die Endgültigkeit der Katastrophe nicht kleiner machte.
Darum geht es letztlich, ob man nun darüber spricht oder nicht. Noch ist Zeit, zur Vernunft zu kommen, aber wohl nicht mehr sehr lange.