Ansicht umschalten
Avatar von Pearphidae
  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Re: Es gibt keine Befestigungen um Charkiw?

Judaspriester schrieb am 07.06.2024 15:22:

Pearphidae schrieb am 07.06.2024 14:08:

Judaspriester schrieb am 07.06.2024 09:25:

Pearphidae schrieb am 07.06.2024 08:16:

Schaut man sich an, wieviel die Russen dafür noch erobern müssen und vergleicht das mit der aktuellen Eroberungsgeschwindigkeit, muss man unter Berücksichtigung gelegentlicher Rückeroberungen eine Kriegsdauer von 20 - 30 Jahren bis zur Erreichung des russischen Zieles veranschlagen.

Ich hatte da mal ne Studie gelesen, dass zwar nen großteil der Konflikte innerhalb weniger Monate geregelt sind, bei denen die über 1 Jahr laufen sinds jedoch im Schnitt 10 Jahre. Insofern klingen 20 Jahre, rein der Statisitk nach, nicht völllig unglaubwürdig. :D

Wobei ich behaupten würde, dass allein schon auf Grund der demografischen Lage die Zeit leider auf der Seite Russlands ist. Die Bevölkerungsgröße und damit der potentielle Pool für Rekruten ist bei Russland einfach deutlich größer und gerade bei einem Abnutzungskrieg, wonach es im Moment aussieht, gewinnt in der Regel der, mit dem längeren Atem.

Die Größe eines Landes alleine hat schon mal keinen Einfluss, sofern es sich nicht um schwer zugängliches Gelände wie z.B. Gebirgsregionen oder Sümpfe handelt.

Von der geographischen Größe habe ich auch nicht geredet.

Die Einwohnerzahl durchaus, aber Russland hatte unter seinen Föderationsstaaten schon alle wehrfähigen Männer rekrutiert, die nicht schnell genug davor flüchten konnten. Deswegen rekrutiert man bereits im Ausland - auch mit unlauteren Mitteln -, wodurch sich Russland bereits den Unmut der indischen Regierung zuzog. In der RF kann Putin jetzt nur noch diejenigen rekrutieren, die für den normalen Wehrdienst eingezogen werden. Da die eroberten Gebiete für ihn als russisches Gebiet zählen, dürfen die dann auch an der ukrainischen Front eingesetzt werden. Und er hat das Alter, in dem Männer für den Wehrdienst eingezogen werden können von 27 auf 30 erhöht.

Warum er wohl zu diesem Schritt gezwungen war?

Gemäß Statistika lag Russland 2022 bei ~140 Millionen Einwohnern, die Ukraine bei ~40 Millionen. Ohne nun im Detail auf die demographische Lage zu schauen, behaupten wir doch einmal dass jeweils 10% der Bevölkerung prinzipiell für den Kriegsdienst geeignet wären. Dann hätten wir 14 Millionen Rekutenreserve gegen 4 Millionen. Bei einem Zermürbungskrieg hat zudem die Partei einen Vorteil, die einen längeren Atem hat.

Unabhängig wie es nun im Detail in Russland als auch in der Ukraine aussieht (Geschichten bezüglich der Rekrutierung und auch der diesbezüglichen Probleme hört man ja von beiden Seiten), rein demografisch wird die Lage für die Ukraine jeden Tag schlechter.

Was im übrigen die Details betrifft, die man so hört, sollte man eine Sache immer im Kopf behalten: Der Krieg wird nicht nur auf dem Schlachtfeld sondern auch in den Köpfen geführt. Natürlich haben hier beide Parteien ein Interesse daran, sich selbst möglichst gut und den Feind möglichst schlecht dazustellen. Insofern betrachte ich sowohl Meldungen aus der Ukraine als auch solche aus Russland immer mit einer gesunden Prise Skepsis.

Setzt man die Zahlen in Relation, sieht es für Russland viel schlechter aus, als für die Ukraine:

Russland hat mehr "Feuerchen am Lodern" als nur die Front in der Ukraine: Südossetien, Georgien, etc. - da gibts einige Gebiete bei denen der Deckel mit militärischem Druck auf dem Topf gehalten werden muss. - Dazu eine ellenlange Gebietsgrenze, die fast lückenlos zu Land wie zu Wasser geschützt werden muss, weil Putin außer Belarus alle anderen Ländern nicht trauen kann. - Dazu noch Transnistrien und Kaliningrad. Alles sehr personalintensiv. Jede Truppe, die Putin von seinen Grenzen oder den Konfliktherden für die Ukraine abzieht, schwächt das Land an anderer Stelle.

Die Ukraine hat nur die Grenzen zu Belarus und Russland zu bewehren und eben die Front zu den besetzten Gebieten - weswegen sie alleine aus den Anforderungen heraus nur einen Bruchteil der Anzahl an Soldaten Russlands braucht. Dazu muss man bedenken, dass Putin vermeidet, ethnische Russen an die Front zu schicken, weil er sich damit den Unmut der Bürger Russlands zuziehen würde. Da bleiben nicht mehr viel übrig für die Front in der Ukraine.

Auch die Motivation zum Kämpfen dürfte bei der ukrainischen Armee wesentlich höher sein, als bei der russischen. Und "im Westen" sind die Herzen mehrheitlich bei der Ukraine - die Russland-Freunde schreien nur lauter.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten