Ich habe ähnliche Kritik über diesen Autor schon mehrfach gelesen, und tatsächlich kommen mir seine Texte einseitig vor. Aber was die Urananreicherung angeht, so verstehe ich die Motive des Irans wirklich nicht. Sie ist teuer, sie ist ein Stein des Anstoßes für die USA und ihre Vasallen, und sie bringt nichts. Mit 20 Prozent kann man keine Atombomben bauen. Kim hat wenigstens etwas in der Hand, womit er wahrscheinlich einem libyischen Schicksal entgehen kann, aber die Iraner? Jedenfalls nicht ihr Uran.
Die Israel-Phobie ist m.E. auch kein geschickter Schachzug. Israel ist pragmatisch, was Geschäfte angeht. Die würden sich wahrscheinlich sogar das Westjordanland "abkaufen" lassen, wenn die Konditionen stimmten. Und ihr Wasserproblem ist so groß nicht mehr, seitdem sie Technologieführer in der Meerwasserentsalzung sind. Man mag ihnen eine "Volk ohne Raum"-Denkweise unterstellen, wenn man nach Gründen für Expansionismus sucht, aber was ich an Expansion sehe (Westjordanland, Golanhöhen), das kann man genauso als geopolitischen Puffer ansehen wie den Warschauer Vertrag für die Russen nach 1945: den Gegner auf Abstand halten, die Vorwarnzeit verlängern.
Was den Rückhalt der Mullas in der Bevölkerung angeht und deren Einstellung zu ihren wahren Feinden - ich kann es nicht beurteilen. Aber wer lesen kann und Internetzugang hat, kann sich über Pro und Contra der Konfliktparteien ein einigermaßen objektives Bild machen, und dabei kommen die extremen Religionsführer jedenfalls nicht gut weg.