Ansicht umschalten
Avatar von Regenwetter
  • Regenwetter

432 Beiträge seit 29.04.2023

Wie kann es weitergehen?

Ich fand hier im Forum mehrfach, zumindest dem Sinn nach, die Aussage:

Jeder weiss, das "Frieden" für Putin ein Diktatfrieden ist.

Was sind die Möglichkeiten und Hoffnungen?

Die Ukraine/Wertewesten als eine Kriegspartei und Russland als andere haben sich nun mal so, vermutlich mehr im Prozess des Krieges als zu seinem Anfang, positioniert, dass "Alles oder Nichts" aus dieser Positionierung das Einzige war, was sie gesichtswahrend noch spielen konnten. Anders: ganz schlechte Politik. Jetzt haben wir eben eine Suppe, die wer auslöfflen muss. Welche ernst zu nehmenden Szenarien gibt es?

Der Wertewesten entzieht seinen kämpfenden ukrainischen Truppen die finanziellen und militärischen Mittel. Der Supergau, und für die nächsten Generationen nicht zu vergessen, viel schlimmer als Afghanistan und Irak, für alle Großkotzpolitiker.

Der Wertewesten geht mit eigenem Militär - vielleicht a la Wagner - in den Krieg. Wozu soll das führen? Wie eskaliert der Krieg? Und was ist, wenn es scheitert wie in Afghanistan und im Irak? Also selbst wenn ich nur machtorientierter Atlantiker wäre, da hätte ich Bauchweh.

Die Bürger von Russland werden ob der Sanktionen und der Kriegstoten kriegsmüde und bereit sich einem Diktatfrieden, Diktierender Wertewesten/Ukraine, zu unterwerfen. Nach dem was ich aus Russland mitbekomme, es mag sehr selektiv und auch falsch sein, blüht da gerade der Nationalismus richtig schön auf. Es ist weder von Hungeraufständen noch von einem Zusammenbruch der Wirtschaft was zu lesen. Der Staat dürfte repressiv genug sein eine kriegsverweigende Haltung lange Zeit zu unterdrücken. Für die nächste Zeit aus meiner Sicht eine unrealistische Perspektive.

Russland hat seine Wirtschaft auf Kriegswirtschaft umgestellt. Mehr als zum Beginn der "Sonderoperation", die vermutlich ein paar Tage dauern sollte, ist Russland in der Lage Militärgüter herzustellen. Die russische Armee hat gelernt sich auf die Kriegsführung der Ukrainer in der Kombination aus archaischen Mitteln und High-Tech einzustellen. Der Vorteil der westlichen Waffen schwindet mehr und mehr. Es ist eine Frage der Zeit, nicht des Obs, wann der Diktatfrieden kommt. Diktierender Russland.

Neben der Entscheidung auf dem Schlachtfeld könnte es eine Entscheidung am Verhandlungstisch geben. Dazu wäre für die Verhandelnden zu klären, was die andere Seite wirklich will - und was nicht hinnehmbar ist. Auch nicht hinnehmbar im Angesicht des Krieges. Schaue ich mir das Gesülze in den Zeitungen zum Beginn des Krieges an, dann war die oft transportierte Meinung: Der psychisch kranke Putin wurde nach einer schlechten Nacht wach und befahl den Krieg gegen ein friedliebendes und um Ausgleich bemühtes Nachbarland. Sollte dies so sein, was nicht sein kann, da selbst in einem totalitären System auch der Despot in Beziehungen eingebunden ist, wäre nicht verhandelbar. Aber, zumindest für sich selbst, zuzugeben, dass diese Propagandastory nix wert war, wäre für Verhandelnde schon mal ein Fortschritt und sich dann mit der Frage zu beschäftigen, ob durch die eigene Politik die Sicherheitsinteressen der anderen Seite angegriffen wurden, ein weiterer sinnvoller Schritt. Und dann wäre von den Kriegsparteien zu überlegen, ob sie allein in der Lage sind einen Verhandlungsfrieden zu bewirken. Sind sie es nicht, schwächen sie ihre internationale Position. Ein schwerer Kollatoralschaden. Und wenn ich mir die möglichen Teilnehmer einer Friedensrunde ansehe, dann muss ich mich bei den staatlichen fragen, ob sie überhaupt ein Interesse an einem Frieden haben können. Wäre ich "China" oder "Indien" wäre die Überlegung sinnvoll den Krieg noch lange laufen zu lassen. Ich erschließe mir billige Rohstoffquellen und sichere Absatzmärkte, bin also Profiteur des Krieges, ohne eigene Kosten zu haben und könnte meine Volkswirtschaft, zu Lasten der Volkswirtschaften Europas, insbesondere Deutschlands, weiterentwickeln, ohne Markteintrittskosten zu haben. Wäre ich "USA" würde ich für heute durchaus finanzielle Nachteile aus dem Krieg sehen, aber auch damit rechnen mittelfristig meine Rolle gegenüber Europa zu stärken und hätte daher eher das Interesse Europa stärker in den Krieg einzubinden als den Krieg zu beenden. Wäre ich "Europa" ging mir die ganze Angelegenheit relativ am A... vorbei, ich wüsste, dass ich von den einzelnen Nationalstaaten nur benutzt würde. Den Nationalstaaten geht es vielleicht mehr darum in einem geschwächten Europa als Nationalstaat mehr Gewicht bekommen zu haben, als um eine europäische Friedensordnung. Wäre ich "Deutschland" würde ich Hände über den Kopf zusammen schlagen, ob dieser Politik, die mich in diese Lage, bei der ich nur Verlierer sein kann, gebracht hat. Bei dem politischen Personal hätte ich als "Deutschland" auch keine Hoffnung, dass nach Schadensbegrenzung gesucht würde.

Und dann frage ich mich, ob die "alten Sozialist*innen" mit ihrer Betrachtung zum Krieg Recht hatten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.11.2023 11:58).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten