Pearphidae schrieb am 23.01.2024 16:45:
Schon mal daran gedacht, dass man das Spiel auch von hinten aufrollen kann? Sewastopol ist bereits sowohl für die russische Seeflotte als auch die Flugstaffel nicht mehr sicher. Aber das ist ja nur die Behauptung eines "Brüllhalses", gelle?
Wo habe ich das Behauptet?
Da schlagen durchaus viele Drohnen auf der Krim ein, in der Tat immer mehr - und nicht nur dort.
Und ich denke auch, dass der Kriegshafen dort auf absehbare Zeit auch unbenutztbar sein wird für Russland. Einfach weil es da doch recht viele Angriffe auf die Schiffe und Einrichtungen geben wird. Genau wie die Ukraine die asymmetrische Taktik auch immer mehr umkehrt und gegen Russland einsetzt. (Siehe dazu auch https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-zerstoert-Russlands-asymmetrischen-Vorteil-article23766040.html)
Und gegen eine stark asymmetrische Kriegsführung durch kleine Einheiten usw. kann man prinzipiell wenig machen.
Aber wie sich diese Taktiken nun genau weiter auswirken werden, das lässt sich so leider nicht wirklich sagen. Auch weil die Fortführung des russischen Angriffskrieges auch noch von vielen weiteren Faktoren ab hängt. In Russland z.b. spielt auch noch die Innenpolitik eine große Rolle, weil hier die Frage ist, wie lange Russlands Neozar hier noch die Diktatur in seineem Reich am laufen halten kann. Und wie lange er dort noch die Opposition unterdrücken kann.
Für beide Seiten spielt dann auch noch jeweils die Verfügbarkeit von Kanonen und Kanonenfutter noch eine wichtige Rolle. Und wie weit sich vor allem bei letzterem noch Nachschub finden lässt, den man an die Front bringen kann. Auch weil sich hier ein typischer Abnutzungs- und Stellungskrieg entwickelt hat, da hat sich auch seit Mitte 2022 nicht mehr viel bewegt.
Und man sollte auch Einzelerfolge (wie etwa die Blockade der Schwarzmeerflotte auf der Krim) auch nicht überbewerten. Vor fast 100 Jahren hat es damals auch mal ein Nazi-U-Boot heimlich in den britischen Kriegshafen Scapa Flow geschafft, trotz extrem guter Bewachung und vieler Sicherungsmethoden (Unterwasser-Netze, Kettenschwimmer, Minen etc.). Und dort war dann zwar der Hafen zu diesem Zeitpunkt ziemlich leer. Aber die "Royal Oak" lag noch im großen Hafen in einer Ecke, ein großes Schlachtschiff, das dann durch das U-Boot versenkt wurde. Ein weiteres Schiff wurde wohl durch einen Torpedo schwer beschädigt. Und das U-Boot konnte dann auch noch nach der Entdeckung wieder aus dem Hafen entkommen und unentdeckt ins Dock nach Wilhelmshaven zurück kehren. Was dann von den Nazis auch gnadenlos propagandistisch ausgeschlachtet wurden, von wegen "der Stier von Scapa Flow hat die Royale Marine besiegt" und so. (Auf dem U-Boot war ein schnaubender Stier aufgemalt als Glücksbringer/inoffizielles Einheitensymbol). Und nach dem Kommandanten wurden diverse Ausbildungs- und Parteibildungsschulen der Nazis benannt, der Kommandant wurde im Radio interviewt und es gab Sammelbildchen und Militärs lobten das "Geschick der deutschen U-Boote" und ihre "Unbesiegbarkeit in der Schlacht" usw usw. und sahen das auch als ganz Zeichen für den sicheren "Endsieg" und die Schwäche Englands an.
Aber eigentlich hatte das U-Boot an diesem Tag einfach nur ziemlich bis extrem viel Glück. Denn erstens sind sie zufällig gerade da in den Hafen, wo die Sicherung des Naturhafens nicht vollständig aufgebaut war, zweitens wurden die Angriffe des U-Bootes erst mal als Unfall eingestuft, drittens hatte das U-Boot einige Torpedo-Versager und hat daher bei dem Angrif die Rohre alle leer geschossen, so dass es direkt nach dem Einsatz wieder nach Wilhelmshaven musste, viertens hatte das U-Boot auf dem Rückweg auch noch bisschen Glück mit dem Wetter und der Sicht auf dem Weg von Nordschottland durch den Atlantik. Und wurde nicht von der englischen Luftaufklärung entdeckt. Nur deswegen kam das U-Boot zurück und wurde nicht versenkt (wie so viele andere Nazi-U-Boote zu der Zeit..).
Zudem war die "Royal Oak" auch alles andere als Kriegsentscheidend. Selbst die Tatsache, dass die Nazis da den zentralen/wichtigen britischen Kriegshafen von innen angreifen konnte, spiele am Ende keine große Rolle. Auch wenn das die Nazis natürlich bisschen anders gesehen haben. Und daraus ein propagandistisches Menetekel gemacht haben.
==> Es mag neue Hoffnung geben, wenn man an "Schicksalswendungen" glaubt und an den Sieg der Gerechtigkeit und wenn man man ganz sicher ist, dass der Krieg bestimmt gewonnen werden wird. Aber Dinge entwickeln sich eben nun mal nicht immer, wie sie sich entwickeln sollten oder wie man sich das wünscht.
Und für mich sieht die Situation dort eben mittlerweile ziemlich "festgefahren" aus. Sah im November nebenbei der ukrainische Oberbefehlshaber recht ähnlich.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-entwicklung-krieg-100.html