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  • victa

807 Beiträge seit 05.03.2017

Fragwürdige Thesen des Autors

Der Film mag mit Sicherheit sehenswert sein, aber einige Interpretationen des Autors schießen deutlich über das Ziel hinaus bzw. verfehlen es mehr als knapp.
Zum einen scheint es als würde der Autor und Feudalismus und Monarchie ernsthaft als bessere Alternative zur bürgerlichen Demokratie verkaufen wollen. Zum anderen wird "liberale Demokratie" als ein spezifisch "westliches" Phänomen dargestellt, während dem Illiberalismus als etwas nicht-westliches und womöglich sogar als bessere Alternative gegenübergestellt wird. Beides ist nachweislich unwahr. Die westliche Demokratie ist nicht Inhärent "liberal" - die meiste Zeit war sie äußerst illiberal und inzwischen ist sie auch wie schon lang nicht mehr von illiberalen reaktionären Kräften bedroht. Und nicht-westliche Gesellschaften sind nicht inhärent illiberal oder demokratiefeindlich. Es ist vielmehr so, dass vor allem westliche Demokratien, welche zeitgleich auch meistens höher Entwickelte Industriegesellschaften sind, durch ihre Einmischung reaktionäre, illiberale Kräfte gefördert haben.
Auch ist es so, dass eine Demokratie nicht zwangsläufig "Markt- " bzw- "Kapitalismuskonform" sein muss. Das mag zwar die dominierende und im Zweifelsfall auch gewaltsam durchgesetzte Ideologie in westlichen Demokratien sein, aber auch hier handelt es sich nicht um ein Naturgesetz. Es gibt durchaus auch im Westen politische Bewegungen und Parteien, die sich dem entgegen stellen. Es ist ihr Druck, der die Demokratie zu mindestens nach innen "liberal" macht. Außenpolitisch wird es halt schwierig, weil die Zufriedenheit der hiesigen Bevölkerung durch die Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch und Umwelt von Außerhalb erkauft wird. Das auch dies aus systembedingten Gründen immer weniger gut funktioniert, darf jetzt aber nicht dazu verleiten, dass die Menschen außerhalb westlicher Demokratien grundsätzlich oder naturgemäß in Opposition zu Demokratie und gesellschaftlichen Liberalismus stehen. Das eigentliche Problem ist das enorme, historisch gewachsene politisch-ökonomische Ungleichgewicht was nicht bekämpft sondern eher fortlaufend vertieft wird.

Kurz und bündig:
Westlich vs Antiwestlich ≠ Demokratisch vs. Antidemokratisch
Kapitalkonformität, westlich, liberal und demokratisch sind nicht von Natur aus oder durch göttlichen Willen miteinander verwoben. Dafür gibt es historische, politische und ideologische Gründe, von Menschen gemacht und durch Menschen veränderbar. Gleiches gilt auch für antikapitalistisch, nicht-westlich, illiberal und undemokratisch.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (31.07.2024 09:58).

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