Ich weiß daß es hier eigentlich wenig bringt zu versuchen eine vernünftige Diskussion zu starten. Ich versuche es trotzdem.
Und zwar werden i.d.R. dem anderen immer nur gegenseitige Sichtweisen an den Kopf geworfen und bei aktuellen Geschehnissen wie diesem wird zudem ja sehr oft in der Geschichte gekramt um vorzuhalten daß der und der dann und dann das und das ja auch gemacht hat. Und das auch noch viel schlimmer. Also sei ja keiner besser und überhaupt. D.h. es läuft ja sehr oft darauf hinaus die gemachten Fehler des/der anderen zu präsentieren. Bringt in meinen Augen zwar überhaupt nichts um aktuelle Lösungen zu finden und ist zudem i.d.R. extrem ermüdend und auch wenig zielführend. Eine Diskussion in der durch Begründung überzeugt wird, findet kaum bis gar nicht statt.
Aus diesem Grund habe ich mich gefragt ob wir (wir, die Menschheit) denn die gleichen Fehler in so einer Situation immer wieder machen oder ob wir sogar aus Fehlern gelernt haben.
Folgendes lediglich als Diskussionsgrundlage in den Raum geworfen. Wer Lust hat kann ja gerne seine Meinung kundtun.
————————
Im Bezug auf Krieg in Europa hat ja im Grunde besonders Deutschland ne Menge Erfahrung. Bitte nicht falsch verstehen. Das ist wirklich rein sachlich/historisch gemeint. Also absolut wertfrei, emotionslos, ideologiebefreit… ihr wisst was ich ich meine. Es geht nicht um die Gräueltaten der Nazis, ich möchte den Fokus vielmehr auf das Verhalten anderer Länder zu der Zeit richten. Bezüglich Erfahrung kann man ja auch festhalten daß unsere derzeitige Spitze selbst noch genug mitbekommen haben sollte (durch Eltern und Großeltern aus erster Hand).
Olaf Scholz ist 1958 geboren, Vizekanzler Habeck ist 1969 geboren, Verteidigungsminister Pistorius ist 1960 geboren… Joa, kommt noch hin. Noch kann man von denen durchaus verlangen diesbezüglich bestens informiert zu sein.
Ich weiss nämlich nicht ob es nur mir so geht, aber ich meine zu erkennen daß sich manche Dinge in Form von Entscheidungen/Verläufen doch irgendwie zu wiederholen scheinen.
Auch wenn die Sachlage als Solche natürlich eine völlig andere ist. Das ist klar. Ich meine das jetzt eher im Bezug auf militärische/ strategische Vorgänge.
Dafür möchte ich in die 30er Jahre gehen und mit der Sudetenkrise starten.
Nazi-Deutschland hatte die Sudetenkrise ja seinerzeit ganz gezielt international provoziert um sich Territorien einzuverleiben indem sie die Tschechoslowakei isolieren und schließlich zerschlagen können.
Das wurde sogar durch ein Abkommen, dem Münchener Abkommen auch noch besiegelt. Frankreich und Großbritannien haben da quadi lediglich mit der Faust in der Tasche blöd zugeguckt, weil sie mit ihrer Appeasement-Politik eine drohende militärische Konfrontation vermeiden wollten. Zumindest dachten sie daß das funktionieren würde. Was war nämlich stattdessen passiert? Diese Zurückhaltung ermutigte das NS-Regime sogar noch die aggressive Expansionspolitik fortzuführen. Denn trotz der Zusage in München, daß das Sudetenland die letzte Forderung sei, folgte kurze Zeit später noch die erzwungene Abspaltung der Slowakei. Und kurz darauf dann wurde auch noch Litauen unter Kriegsdrohung gezwungen das Memelland abzutreten. Noch nicht mal ein Jahr später wurde dann Polen überfallen… was dann kam ist mehr als bekannt.
Wenn ich mir diese Geschichte zum Beispiel in einer Doku reinziehe (läuft ja sogar immer noch ziemlich regelmäßig und ist auch in Mediatheken zahlreich vertreten), dann denke ich mir schon mal wie so was überhaupt passieren konnte. Wenn man ehrlich ist denkt man doch wieso die anderen so doof waren und sich quasi an der Nase herumführen liessen. Heute würde man evtl. sogar sagen daß das doch klar war daß die nicht Wort halten würden. Nehmen wir dazu das Münchener Abkommen. Da haben sich eines Nachts Nazi-Deutschland, GB, Frankreich und Italien getroffen und das Abkommen unterzeichnet, daß die Tschechoslowakei das Sudetenland an das Deutsche Reich abtreten muss. Die Tschechoslowakei selbst und deren damaliger Verbündeter Sowjetunion waren allerdings noch nicht mal eingeladen und somit auch gar nicht zugegen.
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber heute würde man doch meinen daß so was gar nicht mehr möglich wäre. Oder?
Wenn man sich dann auf der anderen Seite die Geschichte der Ukraine der letzten Jahre anschaut, die inhaltlich natürlich nichts mit obigem zu tun hat was das politische Konstrukt angeht, sehe ich dennoch rein strategisch gesehen gewisse Parallelen.
Genau wie beim Schauen einer Doku über Geschichte die 80 Jahre her ist, kann man sich doch wundern daß ein Aggressor auch heute munter Territorien annektiert, während alle anderen wegschauen um auch wie seinerzeit eine drohende militärische Konfrontation zu vermeiden. Damals wie heute kam es aber trotzdem zum Krieg, das Wegschauen bzw. diese Appeasment-Politik funktioniert also offensichtlich nicht bei Diktaturen. Ob sie überhaupt funktioniert weiss ich nicht.
Was wäre denn eigentlich die Lehre daraus?
Sind Abkommen mit Diktatoren überhaupt sinnvoll oder sind sie eher unverbindliche Mittel zum Zweck für Diktatoren?
Hätten die Alliierten seinerzeit bereits beim Angriff auf Polen eingreifen müssen, weil sie ja wussten daß man dem Diktator nicht trauen kann und auch um den Diktator zu stoppen damit Schlimmeres vermieden werden kann? Oder hätte es vielleicht sogar auch schon gereicht wenn man Polen unterstützt hätte? Um dem Diktator zu signalisieren daß man sich nicht verarschen lässt?
Kann man überhaupt Lehren ziehen oder ist das Quatsch weil jeder Fall jedes Mal politisch ganz anders ist und die Zeit zudem auch i.d.R. eine andere ist? Oder muss man sogar zum Wohle der Menschheit Lehren ziehen, weil es oftmals die gleichen Muster sind? Und damit sich die gleichen Fehler eben nicht wiederholen?
Wie seht ihr das?