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  • Der Psychater

406 Beiträge seit 05.04.2020

Krise der Demokratie

Wenn ich in den fünf neuen Ländern bin, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Meckpomm, fällt mir auf, wie sauber und saniert dort alles ist, die Straßen, Häuser, Parks - alles tipptopp. Was für ein Unterschied zu meinen Erfahrungen in den 80ern, als die Städte gräulich marode waren, alles nach Braunkohle stank und die Straßen in einem miserablen Zustand. Der Osten ist also die letzten 35 Jahre blitzeblank geputzt, dass es eine Wonne ist, während der Westen versammelte. Dazu kommt die Tatsache, dass Arbeitslosigkeit im Osten heute keine Rolle mehr spielt. Zwei wichtige positive Entwicklungen, bei denen zu erwarten wäre, dass die Leute zufrieden seien. Doch die Unzufriedenheit ist größer denn je.

Ich versuche zu verstehen, dass diese Unzufriedenheit aus den Kränkungen der Wendezeit rührt. Klar würde der Osten wieder verarscht, das war uns kritischen Wessis immer bewusst, wie sich der neoliberale Raffgier-Kapitalismus auf den Anschluss auswirkt. Gravierender ist jedoch, dass die Weltoffenheit der Republik, ihre Maxime, Hilfsbedürftige Menschen nicht verrecken zu lassen, ganz offensichtlich die Gemüter der FNL-Bewohner schon seit jeher überfordert. Würden dich schon die wenigen aus Asien geflüchteten Menschen, die die DDR aufgenommen hatte, mit dem Tode bedroht. Die erst im 19. Jahrhundert entwickelte völkische Ideologie von Blut, Boden und Rasse hat sich tief ins Bewusstsein von Vielen in der FNL eingeschrieben

Der Terror des IS, vor dem viele Menschen nach Deutschland geflohen sind, bedroht nun Migranten und Alteingesessenen gleichermaßen. Doch die Bedrohung wird irrational einseitig angenommen. Es rechtfertigt die Vernichtung von Leben, was ja weniger wert sei, bis hin zur Schaffung von Vernichtungslagern. "Absaufen, Absaufen" rufen sie.

Dabei ist eine der bedeutendsten Bedrohungen heute das eigene Absaufen durch Klimaveränderung. Doch das wird geleugnet, obwohl inzwischen täglich Meldungen über Extremregen und -wetter mit Folgen in den Nachrichten erscheinen. Die Leute im Ahrtal hätten selbst schuld am Desaster, warum hätten sie auch so nah am Wasser bauen müssen. Tja die Denke, Übel passiert nur den Anderen, man selber als Herrenmensch bleibe davon verschont, ist Teil des umfassenden Leugnungsnarrativ. Was für eine verdinglichende Deformation!

So bleibt die Ahnung, dass viele Leute zwar die D-Mark und den Wohlstand haben wollten, dass dieses aber nur zur Zufriedenheit führt, wenn es mit einer faschistischen Restaurierung einhergeht. Für die Restaurierung des Denkens des 19. Jahrhunderts steht Putin.

Die Ampel, die unter dem FDP-Motto des Schlechtregierens steht - meiner Meinung nach kippt sie überwiegend Richtung FDP, was dieser Partei aber keinen Vorteil bringt - erscheint so gesehen nur als ein Pappkamerad, an dem das Ewiggestrige sich austoben kann.

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