Das trifft besonders die kleineren Unternehmen, die ihre Dollarkontos im Land und nicht in den USA haben. Derzeit darf man pro Woche nur 300 Dollar abheben oder überweisen. Wer also für seinen Betrieb irgendetwas aus dem Ausland braucht, und sei es nur aus dem benachbarten Peru, ist gekniffen. Die Unternehmen gehen reihenweise pleite. Selbst Dollarüberweisungen aus dem Ausland nach Bolivien helfen nicht, da diese dann in bolivianischer Währung ausgezahlt werden (sogar Western Union).
Damit ist auch das nur in Bolivien übliche Kreditsystem des "anticrético" in Gefahr. Da man in Bolivien von den Banken kaum Hypotheken bekommt, läuft das so. Der Eigentümer einer Immobilie bekommt von Mieter eine bestimmte Summe Kredit, der mindestens über ein Jahr läuft. Dafür darf der Mieter kostenfrei dort wohnen und am Ende der Laufzeit sein Geld zurückverlangen. Hat der Kreditnehmer das Geld (noch) nicht, wohnt der Mieter weiterhin kostenfrei, bis er sein Geld zurückhat.
Diese Transaktionen werden bei guten Immobilien in der Regel in Dollar abgewickelt. Wenn der Kreditgeber aber seine Dollar nicht von seinem Konto abheben kann, funktioniert das System nicht mehr.
Das Land ist wirtschaftlich am Abgrund. Daran hätte allerdings der etwas seltsame "Militärputsch" auch nichts geändert.
Lithium ist zwar der große Traum, aber wie meist bei der Ausbeutung von Bodenschätzen profitiert davon lediglich eine kleine korrupte Oberschicht, egal ob die Verträge mit Russland, China oder den USA abgeschlossen werden.