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  • ramzessan

250 Beiträge seit 10.08.2022

Re: Ein Dilemma?

cooptiert schrieb am 13.08.2022 07:47:

Das bedenkliche an diesem eigentlich "normalen Prozess", wie du schriebst, das er koordiniert weltweit stattfindet. Nachdem die weltweite Bankenkrise 2007/2008 noch überraschend über uns kam, und dann durch die staatlichen Bankenrettungen zur Staatsverschuldungskrise wurde, was schon einer weltweiten koordinierten Vorgehensweise folgte, haben die weltweit koordinierten Pandemie-Maßnahmen einen weiteren, unseren Alltag verschlechternden Zustand geschaffen. Und als ob das nicht schon ausreichen würde, hat man mit den selbstschädigenden Energie-Sanktionen das noch weiter verschärft. Diesmal aber nur westlich koordiniert.

Gleichzeitig gibt es immer stärkere Tendenzen, die bisherigen Privatisierungen von Allmendegütern auf privatwirtschaftlich arbeitende Unternehmen zu übertragen, noch mehr auszuweiten. Was am Ende bedeuten kann, das es gar keinen Staat mehr gibt, dem man ver- oder mistrauen kann, der von Relevanz ist. Das Ganze wirkt für mich zu sehr global koordiniert, als das man von einem "normalen Prozess" ausgehen kann.

Ich verstehe, wie man den Eindruck bekommen kann, dass es sich hierbei um ein globales Projekt handelt. Das ist es aber wirklich nicht. In manchen Teilen und Staaten der Welt geht es aufwärts und in manchen nun mal abwärts. Schlechter werdende Verhältnisse sind kein Naturgesetz, auch wenn das bei uns in Deutschland manchmal suggeriert wird, weil es nun mal einfacher ist als auf eine Besserung hinzuarbeiten.

Die weltweite Bankenkrise kam so überraschend wie der Einsturz meiner Brücke. Vor einer Krise wurde (bspw. Raghuram Rajan, Nassim Nicholas Taleb oder Michael Hudson) durchaus gewarnt. Dass es viele Krisenprofiteure (mit den entsprechenden "Was-ist-wenn"-Plänen) gab und gibt kann für sich nicht als Beweis dafür herhalten, dass die Krise geplant war. Eher wurde sie von den entsprechenden Risikoanalysten billigend in Kauf genommen, da man die langfristigen Profite im Auge hatte, nicht den kurzfristigen Schock. Irgendeinen Auslöser gibt es immer, und dieser muss nicht zwingend mit den vorhergehenden Maßnahmen zusammenhängen.

Die Pandemie-Maßnahmen sind ebenfalls alles andere als weltweit koordiniert. Jeder Staat fährt seine eigene Strategie mit seinem eigenen Maßnahmenmix (und für D kann man sogar sagen: jedes Bundesland), und die erhobenen Zahlen der einzelnen Staaten scheinen kaum mit den getroffenen Maßnahmen zu korellieren. Dafür schafft Covid wieder die Umstände, um bestimmte Verhältnisse zu ändern, an die man sich vorher vielleicht nicht so sehr herangetraut hätte. Natürlich begründete Ausreden sind hierbei immer besser als diejenigen, die man selbst aus dem Nichts konstruieren muss.

Die selbstschädigenden Energie-Sanktionen sind auch nicht ausschließlich westlich koordiniert. Warum nehmen sich die VSA das Recht heraus, Sanktionen wieder aufzuheben, wenn es zu sehr weh tut, die EU tut gleiches aber nicht?

Eine vollständige Übernahme des Staates durch private Unternehmen kann übrigens nicht passieren - das Resultat der Unternehmen, die dann die staatlichen Aufgaben übernehmen (die natürlich auch nicht mehr zueinander in Konkurrenz stehen können) wäre selbst wieder eine Art "Staat". Wenn ein Konzern bereits jetzt schon Gesetze diktieren kann, die dann Wort für Wort in das Rechtswerk eines Staates eingehen: Ist dieser Konzern dann nicht jetzt bereits schon Teil des Staates?

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