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  • Wolfgang1949

504 Beiträge seit 15.07.2023

Altersvorsorge-Depot - ein kostspieliger Denkfehler

Das Lieblingsargument von Befürwortern einer Umstellung des Rentensystems auf eine Aktienrente ist die Entkopplung von der demografischen Entwicklung und statt dessen von der weltweiten Produktivitätssteigerung und Wirtschaftsentwicklung zu profitieren.
Stellt sich sofort die erste Frage:
Spiegeln die Aktienkurse tatsächlich die Wirtschaftsentwicklung wieder?
Vergleicht man z.B. die Steigerung des DAX mit der des Bruttoinlandsproduktes, dann haben Beide nichts mehr miteinander zu tun. Einschlägige Experten versuchen zwar wortreich zu beweisen dass die Welt in Ordnung ist, sicher nicht ohne Hintergedanken.
Der Erfinder der Indexfonds, der US-Ökonom Paul A. Samuelson, immerhin Träger des Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, sagte einst:
"Die Ergebnisse an den Finanzmärkten können nicht dauerhaft besser sein als die Konjunktur".
Woran liegt es also, dass hier elementare Regeln der Ökonomie außer Kraft gesetzt sind?
In komplexen, dynamischen Systemen, wie dem Aktienmarkt gibt es rückgekoppelte Prozesse die sich selbst verstärken (oder abschwächen).
Durch die staatliche Subventionierung und aktiver Bewerbung der Aktienrente bzw. Schlechtreden der umlagefinanzierten, gesetzlichen Rente wird eine künstliche Nachfrage erzeugt. Höhere Nachfrage nach Aktien bedeutet nach den anerkannten Regeln der Ökonomie steigende Kurse. Steigende Kurse erhöhen den Appetit auf noch mehr Aktien usw.
Es besteht die Gefahr der Bildung einer Finanzblase, besonders, wenn Dilettanten in der Regierung sitzen.
Der demografische Wandel, der ja definitiv stattfindet, sorgt unvermeidbar für ein Umkippen.
Spätestens, wenn die Teilnehmer im Altersvorsorgesystem auf Aktienbasis mehrheitlich in die Auszahlungsphase kommen, kippt das Verhältnis und es gibt in Summe mehr Aktienverkäufe als Käufe.
Das System, das vorher einen stetigen Kaufüberschuss an den Aktienmärkten verursacht hat, verursacht nun einen stetigen Verkaufsüberschuss. Die Aktienpreise steigen nicht mehr durch die stetige Nachfrage, sondern sie sinken (stürzen?) durch das stetige Überangebot. Dazu kommt der Rückkopplungseffekt.
Auch die Aktienrente ist also nicht entkoppelt von der demografischen Entwicklung, nur teurer, risikoreicher und schwerer zu durchschauen.

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